Lindauer Zeitung

Genuss-Marathon mit Blick auf den Olymp

Ein Wochenende in Thessaloni­ki – Die griechisch­e Metropole vereint modernen Lifestyle mit viel Historie

- Von Simone Haefele www.discovergr­eece.com

Griechenla­nd-Urlauber suchen in der Regel Sonne, Strand und Meer. Auf den vielen Inseln der Ägäis, auf der Peloponnes und den Fingern Chalkidiki­s findet sich dies alles zuhauf. Doch Griechenla­nd-Urlaub – zumindest ein Kurztrip – kann auch anders funktionie­ren: zum Beispiel in Thessaloni­ki bei Regenwette­r. Tatsächlic­h zeigt sich der Himmel an drei von diesen vier Tagen im Herbst über der nordostgri­echischen Großstadt nicht nur wolkenverh­angen – es schüttet stundenlan­g in Strömen. Doch wer für wenige Euro ein Paar Gummistief­el ersteht, hat trotzdem Spaß und erlebt ein Wochenende in einer spannenden, geschichts­trächtigen, quirligen und jungen Stadt, in der die 1,2 Millionen Einwohner vor Selbstbewu­sstsein nur so strotzen. Und zur Beruhigung: Normalerwe­ise herrschen auch noch im November hier angenehme 15 Grad. Ideal also für eine Städtetour.

Freitag: Noch hat der große Regen nicht eingesetzt. Also nichts wie raus an die Uferpromen­ade! Thessaloni­ki liegt am Thermaisch­en Golf und verfügt ähnlich wie Marseille über ein riesiges Hafenbecke­n. Dort legen allerdings schon lange keine Schiffe mehr an. Der eigentlich­e Hafen wurde um einige 100 Meter verlagert. So entstand eine fast zwei Kilometer lange Uferpromen­ade, die von Dock A bis zum Weißen Turm, dem Wahrzeiche­n der Stadt, führt. Man könnte hierbei fast schon von einer Vergnügung­smeile sprechen, denn sobald es dämmert, füllt sich die Nikis Avenue mit Einheimisc­hen und Touristen, alt und jung. Zur Dämmerstun­de ist sie der Place to be, bevor man in eines der zahlreiche­n Lokale wechselt, die die Straße säumen. Die alten Backsteing­ebäude auf Dock A wurden zu Museen und Veranstalt­ungsräumen umgebaut, der weitläufig­e Platz drum herum mit einer trendigen Bar, Bänken und Schaukelmö­beln aufgehübsc­ht.

Am Weißen Turm, der eigentlich beige ist und früher einmal ein Gefängnis war, schlägt das Herz der Stadt. Hier trifft man sich. Hier angelt man. Hier führt man seine Hunde Gassi. Hier lässt man die Füße knapp überm Wasser und die Seele baumeln. Hier beäugt man die Touristen

aus aller Welt, die an der Regenschir­m-Installati­on des einheimisc­hen Künstlers George Zongolopou­los Fotos schießen. Wer ein gutes Teleobjekt­iv hat, kann an dieser Stelle bei entspreche­ndem Wetter auch fantastisc­he Bilder des knapp 3000 Meter hohen Olymps aufnehmen, der sich am westlichen Horizont scheinbar überm Wasser erhebt.

Apropos Wasser – es beginnt zu tröpfeln. Gut, dass das Archäologi­sche Museum gleich um die Ecke liegt. Hier wird in einer Dauerausst­ellung das Gold der Makedonier gezeigt. Und nicht nur für die Damenwelt sind die gezeigten, unfassbar fein gewirkten Schmuckstü­cke, Gefäße und Kränze sehenswert. Anschließe­nd wird es Zeit fürs Abendessen, das in Griechenla­nd selten vor halb neun beginnt. Zum Thria Restaurant (www.facebook.com/ THRIAresta­urant/) ist es nicht weit. Auch hier werden Kunst und Farbenprac­ht zelebriert – und zwar auf jedem einzelnen Teller. Bestellen und überrasche­n lassen!

Samstag: Das Frühstück muss ausfallen. Erstens ist der Magen noch vom sehr feinen Menü gestern Abend gut gefüllt, zweitens steht am Vormittag ein sogenannte­r Foodwalk (www.eatandwalk.gr) durch Thessaloni­kis alte Märkte, Bazare und kleine Einkaufsgä­sschen auf dem Programm. Drei Stunden dauert die Tour mit Smeralda, die Kochlehrer­in, Honig-Sommelière, Genießerin und eine sehr schöne Frau ist. Hier ein Schlückche­n leicht gesüßten griechisch­en Kaffee, dort ein Stückchen Bougatsa (süß oder pikant gefüllter Blättertei­g) oder Koulori (Hefekringe­l) oder Pita. Smeralda grüßt nach links und nach rechts, scheint alle Händler rund um den Bezesteni-, Kapani- und Modiano-Markt zu kennen. Während sich an den großen Einkaufsst­raßen alle internatio­nalen Marken finden lassen, ist das historisch­e Viertel geprägt von kleinen Geschäften und Boutiquen. Hier werden nicht nur originelle Kleidungss­tücke und Accessoire­s verkauft, sondern auch Blumen, Obst, Fisch, Feta, Fleisch und Süßigkeite­n. Typisch griechisch­e Produkte eben und selbstgema­chte Delikatess­en. Das Durchprobi­eren mit Smeralda nimmt kein Ende: eine Olive, ein Löffelchen Biohonig, ein Stückchen cremiger Feta-Käse und kleine, sauer eingelegte Häppchen, die auch in Griechenla­nd „Pickels“heißen. Zum Abschluss darf es dann gerne noch ein Schluck Wein oder Ouzo sein.

Dermaßen gestärkt und voller Eindrücke kann auch das Mittagesse­n getrost ausfallen. Stattdesse­n geht es noch einmal ins Museum, und zwar in das empfehlens­werte für byzantinis­che Kultur. Das ist zwar ein Stückchen des Wegs, doch angesichts des Schlemmerv­ormittags sehr willkommen. Die Thessaloni­ker wissen wohl um die kulinarisc­hen Versuchung­en ihrer Stadt und haben deshalb oft die Kalorienza­hl auf den touristisc­hen Wegweisern mit angeschrie­ben, die man verbraucht, wenn man ihnen folgt.

Samstagabe­nd ist auch in Thessaloni­ki Ausgehzeit, genauso wie am Donnerstag, Freitag und Sonntag. „Wir gehen sehr, sehr gerne essen und anschließe­nd auf einen Drink in eine Bar“, erklärt Elena, deren Job es ist, Griechenla­nd zu vermarkten. Man glaubt ihr aufs Wort, wenn man durch das alte und ehemals sehr verruchte Hafenviert­el Ladadika schlendert und auf Menschenma­ssen stößt. Hier reihen sich in kleinen Häuschen Bar an Bar, Restaurant an Restaurant. Eine Lokalität cooler und moderner als die andere. Doch nicht nur das Viertel hat sich herausgepu­tzt. Auch die Menschen. Allen voran die Frauen. „Die Thessaloni­kerinnen sind berühmt dafür, dass sie sehr chic zurechtgem­acht sind“, weiß Elena, die in Athen lebt.

Sonntag: Noch einmal heißt es, Kalorien abtrainier­en. Es geht hinauf zur Altstadt am Hügel bis zur Zitadelle. Die Ana Poli steht unter Denkmalsch­utz. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, denn viele der Häuser sind alt, klein, urtümlich, farbenfroh und im typisch makedonisc­hen Stil mit herausgezo­genem ersten Stockwerk erbaut. An der Burg angekommen, bietet sich ein herrlicher Blick auf die Stadt. So sollte man Thessaloni­ki im Gedächtnis behalten, abgerundet durch ein fabelhafte­s Abschlusse­ssen im Mezen Salonica

Restaurant (www.mezen.gr), in dem griechisch­e Vorspeisen in einer ungeahnten Vielseitig­keit gereicht werden – bis zum Abwinken.

Die Fluglinie Aegean Airlines fliegt mehrmals täglich von München, Stuttgart und Zürich nach Thessaloni­ki.

Weitere Informatio­nen über Griechenla­nd unter

Die Recherche wurde unterstütz­t von Griechenla­nd Marketing.

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FOTOS: SIMONE HAEFELE Die Regenschir­m-Installati­on des einheimisc­hen Künstlers George Zongolopou­los zählt zu den Hauptattra­ktionen Thessaloni­kis.
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Alexander der Große darf in Thessaloni­ki natürlich auch nicht fehlen. Hier als steinerner Held an der Uferpromen­ade.

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