Klimaschutzbeirat streitet über Klimaziele beim Bauen
Kemptens Klimaschutzmanager Thomas Weiß stellt erste Maßnahmen des „Klimaplans 2035“vor
- Eigentlich wollte Kempten Tempo beim Klimaschutz machen. Klimaschutzmanager Thomas Weiß hatte im Oktober die „Vision und Strategie“des „Klimaplans 2035“vorgestellt. „Klimaschutz kostet Geld, kein Klimaschutz kostet mehr Geld.“Auf dieses Prinzip hatten sich die Mitglieder des Klimaschutzbeirats geeinigt.
Während der jüngsten Sitzung stellte Weiß nun die ersten Maßnahmen in den Bereichen Bauplanung und kommunale Liegenschaften vor. 13 waren es an der Zahl. Doch schon bei der ersten – „klimaneutrale Neubaugebiete“– gerieten die Mitglieder in eine heftige Diskussion über realistische Ziele und Finanzierbarkeit.
In Neubaugebieten sollen die Häuser künftig gemäß dem KfW-Effizienzhaus-Standard 40 gebaut werden, sagte Klimaschutzmanager Weiß. Diese Bauweise spare Energie und werde deshalb von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) staatlich gefördert. Außerdem gelte es, ökologische Baustoffe zu verwenden und die Energieversorgung über erneuerbare Energieträger zu gewährleisten.
„Wir haben mit dem KfW-55Standard bisher genauso effizient gebaut“, entgegnete Herbert Singer, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Sozialbau. KfW-40 koste 20 000 Euro pro Wohnung mehr, sei aber kaum effektiver. „Die Bevölkerung erwartet von uns, dass wir bezahlbaren Wohnraum bauen.“
Gerti Epple (Grüne), die als Umweltbeauftragte des Stadtrats den Vorsitz führte, wies darauf hin, dass die Förderung für KfW-55 Ende des Jahres ausläuft. „Das hat nichts mit der Förderung zu tun“, sagte Singer. Er störte sich vor allem daran, dass die Maßnahme eine Verpflichtung der Sozialbau- und anderer städtischer Baugesellschaften vorsieht, die Nachhaltigkeitsstandards umzusetzen. Singer betonte, dass es doch bereits Gesetze fürs Bauen gebe. „Lassen Sie uns einfach unsere Erfahrung einbringen, wir machen das schon. Sie müssen uns nicht alles vorschreiben.“
Ingrid Vornberger (SPD), die über 30 Jahre dem Mieterverein in Kempten vorstand, sprang dem SozialbauGeschäftsführer bei: „Es kommt ganz entscheidend auf das Verhalten der Mieter an.“Tolle Pläne nützten nichts, wenn die Leute nicht mitgehen.
Petra Hausmann vom Energieund Umweltzentrum Allgäu (Eza) widersprach Singer: „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen reichen eben nicht aus. Können Sie die Frage beantworten, wie Sie Klimaneutralität bis 2035 erreichen wollen?“Singer entgegnete, dass der CO2-Ausstoß pro Quadratmeter Wohnfläche derzeit verringert werde. Schreibe man aber null Emissionen vor, verursache das Kosten von 800 Millionen Euro. „Da frage ich Sie, wie soll das investiert werden?“Auf Antrag des Sozialbau-Geschäftsführers wurde die Diskussion um die Neubaugebiete schließlich vertagt.
Petra Hausmann vom Energie- und
Umweltzentrum Allgäu (Eza)