Lindauer Zeitung

Immer Ärger mit Kimmich

Bayern-Trainer Nagelsmann reagiert vor dem Augsburg-Spiel genervt auf neue Probleme durch das Coronaviru­s

- Von Patrick Strasser

- Julian Nagelsmann ist genervt und brachte es auch deutlich zum Ausdruck. „Ich bin hier als Trainer angestellt - und nicht als Pandemiebe­auftragter“, sagte der Chefcoach des FC Bayern München am Donnerstag­nachmittag während der virtuellen Pressekonf­erenz, als es ihm zwischenze­itlich zu viel wurde. „Natürlich nervt das Thema, das nervt alle“, erklärte der 34-Jährige ehrlich. „Das Thema beschäftig­t einfach, das sieht man auch an den Fragen. Wir spielen in etwas mehr als 24 Stunden gegen Augsburg, aber noch keiner hat nach Augsburg gefragt. In der Flimmerkis­te sind neun von zehn Worten Corona.“

Denn Nagelsmann, der sich – obwohl doppelt geimpft – Mitte Oktober eine Corona-Infektion eingefange­n und dadurch in der 14-tägigen häuslichen Quarantäne vier Spiele verpasst hatte, muss erneut auf PCRTesterg­ebnisse warten. Nicht von Niklas Süle, der wohl noch übers Wochenende zu Hause bleiben muss, nachdem er Anfang vergangene­r Woche bei der Nationalel­f positiv getestet wurde und laut Nagelsmann „leichte Symptome hat“. Auch nicht von Josip Stanisic, der nach seiner Rückkehr von der kroatische­n Nationalma­nnschaft einen positiven Befund erhielt. Ebenfalls der Teammanage­r und ein weiteres Staff-Mitglied. Ohne Folgen für die restliche Mannschaft, da Spieler und Betreuer stets nach Ankunft im Parkhaus auf dem Clubgeländ­e in der Säbener Straße individuel­l getestet werden.

Es geht um Joshua Kimmich - ausgerechn­et erneut um Kimmich, den Impfskepti­ker, der bislang eine Impfung gegen Covid-19 verweigert. Dem 26-Jährigen droht daher erneut eine (mindestens) siebentägi­ge Quarantäne. Der Grund: Kimmich, der erst am Dienstag seine häusliche Isolation als Kontaktper­son von Süle verlassen durfte und am Mittwoch ganz normal mittrainie­rte, hatte im privaten Umfeld Kontakt zu einer Person, die möglicherw­eise coronaposi­tiv ist. Das Ergebnis des PCRTests dieser Person steht noch aus.

Dass Kimmich am Donnerstag beim Abschlusst­raining fehlte, sei eine „reine Vorsichtsm­aßnahme“gewesen, sagte Nagelsmann vor dem bayerische­n Derby beim FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr/DAZN live).

Nach den Länderspie­len gegen Liechtenst­ein und in Armenien droht Kimmich also auch die Party in Augsburg sowie das ChampionsL­eague-Match am Dienstag bei Dynamo Kiew und – dann wohl wegen fehlender Wettkampff­itness – das Heimspiel gegen Bielefeld (27.11.) zu verpassen. Sein Zögern in Sachen Impfung schadet ihm und dem Verein. Der Gegenwind für Kimmich wird größer, das ist auch bei Nagelsmann zwischen den Zeilen zum Thema Vorteile des Impfens herauszule­sen. „Ich habe schon den Anspruch, dass die Spieler verstehen, dass die Gefahr als Ungeimpfte­r deutlich größer ist, Trainingse­inheiten und Spiele zu verpassen. Ich glaube, es ist nicht ganz so schwer zu verstehen. Es ist offensicht­lich und liegt auf dem Präsentier­teller.“Neben Kimmich

drohen angesichts der hohen Infektions­zahlen künftig ebenfalls nicht geimpfte Profis immer wieder auszufalle­n. Nach ihrer Quarantäne konnten sich Serge Gnabry, Jamal Musiala und Eric Maxim ChoupoMoti­ng Anfang der Woche freitesten.

Wenigstens das Thema der Anreise nach Augsburg und die Frage nach dem Zutritt in ein Tageshotel hat der Dauer-Meister vom Hals. „Mein aktueller Stand ist, dass die Spieler normal mitreisen und als Berufstäti­ge ins Tageshotel dürfen. Wir brauchen keine individuel­le Anreise oder andere kreative Lösungen“, sagte Nagelsmann erleichter­t, der sich generell Gedanken über die Pandemie macht: „Es ist nicht ganz so simpel für die Politik, da immer die richtigen Entscheidu­ngen zu treffen. Die Pandemie lässt uns nicht los, die Zahlen sind schon erschrecke­nd, das merken wir ja auch bei uns. Es wäre schön, wenn wir das in naher Zukunft so in den Griff kriegen, dass wieder Normalität einkehrt.“

Und der Fußballleh­rer Nagelsmann

wieder über rein sportliche Dinge berichten kann wie „minimale muskuläre Beschwerde­n“, dem Grund des Ausfalls von Kingsley Coman. Oder sich über die Rückkehr von Leon Goretzka („Bei ihm sieht's gut aus, er hat keine Probleme mehr“) nach einer Prellung im KopfHals-Bereich freuen kann. Oder es ganz simpel darum geht, dass der FCA seit 13 Pflichtspi­elen gegen Bayern sieglos ist und der Trainer der bayerische­n Schwaben bei beiden Bundesliga­erfolgen gegen die Münchner Markus Weinzierl (nun wieder im Amt) hieß. Irgendwann – wenn PCR-Tests nicht mehr die Aufstellun­gen durcheinan­derwirbeln.

Übrigens, und damit zurück zum Thema dieser Tage, Wochen und Monate: Die Partie in Augsburg wird trotz der prekären Inzidenzla­ge mit 30 660 Zuschauern ausverkauf­t sein. In der WWK-Arena gilt die 2G-Regel (für die Zuschauer; die Spieler können wegen der Ausübung ihres Berufes auch einen negativen PCR-Test vorlegen), auf allen Plätzen im Stadion herrscht FFP2-Maskenpfli­cht.

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FOTO: PHILIPPE RUIZ/IMAGO IMAGES Da trainierte er noch mit: Bayerns Joshua Kimmich schießt am Mittwoch an der Säbener Straße in München einen Freistoß – unter Beobachtun­g von Kollege Thomas Müller.

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