Immer Ärger mit Kimmich
Bayern-Trainer Nagelsmann reagiert vor dem Augsburg-Spiel genervt auf neue Probleme durch das Coronavirus
- Julian Nagelsmann ist genervt und brachte es auch deutlich zum Ausdruck. „Ich bin hier als Trainer angestellt - und nicht als Pandemiebeauftragter“, sagte der Chefcoach des FC Bayern München am Donnerstagnachmittag während der virtuellen Pressekonferenz, als es ihm zwischenzeitlich zu viel wurde. „Natürlich nervt das Thema, das nervt alle“, erklärte der 34-Jährige ehrlich. „Das Thema beschäftigt einfach, das sieht man auch an den Fragen. Wir spielen in etwas mehr als 24 Stunden gegen Augsburg, aber noch keiner hat nach Augsburg gefragt. In der Flimmerkiste sind neun von zehn Worten Corona.“
Denn Nagelsmann, der sich – obwohl doppelt geimpft – Mitte Oktober eine Corona-Infektion eingefangen und dadurch in der 14-tägigen häuslichen Quarantäne vier Spiele verpasst hatte, muss erneut auf PCRTestergebnisse warten. Nicht von Niklas Süle, der wohl noch übers Wochenende zu Hause bleiben muss, nachdem er Anfang vergangener Woche bei der Nationalelf positiv getestet wurde und laut Nagelsmann „leichte Symptome hat“. Auch nicht von Josip Stanisic, der nach seiner Rückkehr von der kroatischen Nationalmannschaft einen positiven Befund erhielt. Ebenfalls der Teammanager und ein weiteres Staff-Mitglied. Ohne Folgen für die restliche Mannschaft, da Spieler und Betreuer stets nach Ankunft im Parkhaus auf dem Clubgelände in der Säbener Straße individuell getestet werden.
Es geht um Joshua Kimmich - ausgerechnet erneut um Kimmich, den Impfskeptiker, der bislang eine Impfung gegen Covid-19 verweigert. Dem 26-Jährigen droht daher erneut eine (mindestens) siebentägige Quarantäne. Der Grund: Kimmich, der erst am Dienstag seine häusliche Isolation als Kontaktperson von Süle verlassen durfte und am Mittwoch ganz normal mittrainierte, hatte im privaten Umfeld Kontakt zu einer Person, die möglicherweise coronapositiv ist. Das Ergebnis des PCRTests dieser Person steht noch aus.
Dass Kimmich am Donnerstag beim Abschlusstraining fehlte, sei eine „reine Vorsichtsmaßnahme“gewesen, sagte Nagelsmann vor dem bayerischen Derby beim FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr/DAZN live).
Nach den Länderspielen gegen Liechtenstein und in Armenien droht Kimmich also auch die Party in Augsburg sowie das ChampionsLeague-Match am Dienstag bei Dynamo Kiew und – dann wohl wegen fehlender Wettkampffitness – das Heimspiel gegen Bielefeld (27.11.) zu verpassen. Sein Zögern in Sachen Impfung schadet ihm und dem Verein. Der Gegenwind für Kimmich wird größer, das ist auch bei Nagelsmann zwischen den Zeilen zum Thema Vorteile des Impfens herauszulesen. „Ich habe schon den Anspruch, dass die Spieler verstehen, dass die Gefahr als Ungeimpfter deutlich größer ist, Trainingseinheiten und Spiele zu verpassen. Ich glaube, es ist nicht ganz so schwer zu verstehen. Es ist offensichtlich und liegt auf dem Präsentierteller.“Neben Kimmich
drohen angesichts der hohen Infektionszahlen künftig ebenfalls nicht geimpfte Profis immer wieder auszufallen. Nach ihrer Quarantäne konnten sich Serge Gnabry, Jamal Musiala und Eric Maxim ChoupoMoting Anfang der Woche freitesten.
Wenigstens das Thema der Anreise nach Augsburg und die Frage nach dem Zutritt in ein Tageshotel hat der Dauer-Meister vom Hals. „Mein aktueller Stand ist, dass die Spieler normal mitreisen und als Berufstätige ins Tageshotel dürfen. Wir brauchen keine individuelle Anreise oder andere kreative Lösungen“, sagte Nagelsmann erleichtert, der sich generell Gedanken über die Pandemie macht: „Es ist nicht ganz so simpel für die Politik, da immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Pandemie lässt uns nicht los, die Zahlen sind schon erschreckend, das merken wir ja auch bei uns. Es wäre schön, wenn wir das in naher Zukunft so in den Griff kriegen, dass wieder Normalität einkehrt.“
Und der Fußballlehrer Nagelsmann
wieder über rein sportliche Dinge berichten kann wie „minimale muskuläre Beschwerden“, dem Grund des Ausfalls von Kingsley Coman. Oder sich über die Rückkehr von Leon Goretzka („Bei ihm sieht's gut aus, er hat keine Probleme mehr“) nach einer Prellung im KopfHals-Bereich freuen kann. Oder es ganz simpel darum geht, dass der FCA seit 13 Pflichtspielen gegen Bayern sieglos ist und der Trainer der bayerischen Schwaben bei beiden Bundesligaerfolgen gegen die Münchner Markus Weinzierl (nun wieder im Amt) hieß. Irgendwann – wenn PCR-Tests nicht mehr die Aufstellungen durcheinanderwirbeln.
Übrigens, und damit zurück zum Thema dieser Tage, Wochen und Monate: Die Partie in Augsburg wird trotz der prekären Inzidenzlage mit 30 660 Zuschauern ausverkauft sein. In der WWK-Arena gilt die 2G-Regel (für die Zuschauer; die Spieler können wegen der Ausübung ihres Berufes auch einen negativen PCR-Test vorlegen), auf allen Plätzen im Stadion herrscht FFP2-Maskenpflicht.