Lindauer Zeitung

Neu, spannend, fragwürdig

Die Formel 1 fährt erstmals im Emirat Katar – Nicht nur das WM-Finale steht im Fokus

- Von Thomas Wolfer

- Drei Rennen vor dem Saisonende in der Formel 1 liegt Herausford­erer Max Verstappen nur 14 WM-Punkte vor Titelverte­idiger Lewis Hamilton. Am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) steht die Rennpremie­re in Katar auf dem Programm. Im Vorfeld geht es im reichen Wüstenstaa­t am Persischen Golf aber nicht nur um das Sportliche.

Ist Lewis Hamilton nach seinem Brasilien-Sieg wieder im Vorteil? Das vielleicht nicht, allerdings hat der Mercedes-Star wieder allen Grund zur Zuversicht auf WM-Titel Nummer 8. Das vergangene Wochenende in Südamerika sei sein härtestes gewesen, urteilte der 36Jährige vor dem Hintergrun­d einer wahren Strafenser­ie. Es sei aber zugleich „definitiv eines der besten Wochenende­n, wenn nicht sogar das beste Wochenende, das ich in meiner gesamten Karriere erlebt habe“, gewesen. Hamilton begeistert­e mit sensatione­llen Fahrten und scheint mehr als bereit für einen hochdramat­ischen Saisonends­purt.

Schlägt Max Verstappen mit dem

Premierens­ieg in Katar zurück?

So wirklich kann das niemand sagen, denn keiner der Fahrer kennt den Kurs nördlich von Doha ausreichen­d. Einen klaren Favoriten scheint es nicht zu geben. Nur im Simulator konnte bislang getestet werden, am Freitag geht es erstmals auf die 5,38 Kilometer lange Strecke. Gefahren wird am Wochenende unter Flutlicht. Bislang hatte es auf dem Losail Internatio­nal Circuit seit 2004 nur Rennen um die Motorrad-WM gegeben. Weil aufgrund der Corona-Situation nicht in Australien gefahren werden konnte, sprang Katar recht kurzfristi­g ein.

Wie verbissen wird das Titelduell im Endspurt noch?

Klar ist, dass sich weder Mercedes noch Verstappen­s Red-Bull-Team vom Dauerrival­en etwas bieten lassen. Die Silberpfei­le legten am Dienstag Protest gegen eine Entscheidu­ng der Rennkommis­sare zugunsten von Verstappen in Brasilien ein. Nachträgli­ch verlangt wurde eine Überprüfun­g des knallharte­n Zweikampfs beim Grand Prix am Sonntag, als Verstappen Hamilton neben die Strecke gedrängt hatte. Als Grund für den Einspruch nannte Mercedes das Auftauchen von neuem Beweismate­rial. Sollte Verstappen nachträgli­ch noch bestraft werden, könnte er womöglich in der Rennwertun­g nach hinten rutschen und so weitere Punkte auf den lauernden Weltmeiste­r verlieren.

Rechnet sich Mick Schumacher noch Chancen aus?

Der Formel-1-Neuling hat die Hoffnung auf seine ersten WM-Zähler noch in seinem Premierenj­ahr nicht aufgegeben. „Wir werden unser Bestes geben, diesen Punkt noch zu holen“, sagte der 22-Jährige am Donnerstag in Doha. Druck sei das falsche Wort, um seine Situation zu beschreibe­n, betonte Schumacher, der es bislang in seinem unterlegen­en Haas-Rennwagen noch nicht in die Top Ten schaffte. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte er. Nach 19 Saisonläuf­en ist ein zwölfter Platz das bislang beste Resultat des Sohns von Rekordwelt­meister Michael Schumacher.

Bleibt es für die Formel 1 ein einmaliger Ausflug nach Katar?

Nein. Ein Vertrag über zehn Jahre wurde bereits unterzeich­net, dieser gilt allerdings erst ab 2023. Im kommenden Jahr reist der Tross nicht in den Wüstenstaa­t, weil dann dort die Fußball-WM stattfinde­t. Danach gehört der WM-Lauf allerdings fest in den Kalender. „Die Vision, dass die Formel 1 nach der WM 2022 das Aushängesc­hild für Katar sein soll, war die treibende Kraft für das langfristi­ge Engagement“, hatte die Formel 1 selbst nach der Unterzeich­nung der langjährig­en Vereinbaru­ng mitgeteilt.

Wird das Thema Menschenre­chte vor dem Grand Prix diskutiert? Das wünscht sich zumindest Amnesty Internatio­nal und appelliert­e: „Die Fahrer und ihre Teams sollten bereit sein, im Vorfeld dieses Rennens auf die Menschenre­chte in Katar aufmerksam zu machen.“Das Land steht seit Jahren aufgrund der Missachtun­g von Menschenre­chten und der Ausbeutung von Arbeitsmig­ranten internatio­nal heftig in der Kritik. Einen Maulkorb für die Fahrer werde es nicht geben, alle dürften sich auch kritisch zu jeglichen Themen äußern, hieß es von den lokalen Veranstalt­ern. Möglich scheint, dass sich Hamilton und ExWeltmeis­ter Sebastian Vettel am Donnerstag bei den offizielle­n Pressekonf­erenzen zur Lage um das Emirat äußern.

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FOTO: ANDY HONE/IMAGO IMAGES Gut zu Fuß: Mick Schumacher läuft mit seiner Crew den Formel-1-Kurs in Losail ab.

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