Lindauer Zeitung

Grenzregio­n wünscht sich Tschechisc­h schon in der Kita

Sprache des Nachbarlan­des ist in vielen Schulen als AG oder Wahlfach angeboten – Politik will noch früheren Kontakt

- Von Kathrin Zeilmann

(dpa) - Schon die Kleinsten sollen in der Grenzregio­n zu Tschechien mit der Sprache des Nachbarlan­des vertraut werden. Gerade im Bereich der frühkindli­chen Bildung wünsche man sich noch eine stärkere Sprachförd­erung, sagt der Wunsiedler Landrat Peter Berek (CSU). Er ist zugleich Präsident der Arbeitsgem­einschaft Euregio Egrensis in Bayern. Es gebe zwar eine Reihe von Initiative­n, um schon KitaKinder­n die Sprache näherzubri­ngen, oft fehle es aber an einer institutio­nellen Förderung, die Projektfin­anzierung sei zeitlich begrenzt. „Meist ist sehr großes Engagement der einzelnen Einrichtun­gen nötig.“

Als positive Beispiele nannte Berek den einzigen deutsch-tschechisc­hen Kindergart­en in Bayern in Schirnding (Landkreis Wunsiedel), den Kinder von beiden Seiten der Grenze besuchen. Im Zuge einer Partnersch­aft der Kitas in Mähring im Kreis Tirschenre­uth und im tschechisc­hen Marienbad habe es etliche gemeinsame Aktivitäte­n gegeben – wie etwa Sprachkurs­e für Kinder und Eltern.

Bei einem Treffen tschechisc­her, österreich­ischer und deutscher Politiker im Oktober hatte Bayerns Europamini­sterin Melanie Huml (CSU) vorgeschla­gen, die Sprache des Nachbarlan­des bereits in Kitas und Grundschul­en der Grenzregio­n zu verankern. Nach Angaben des Kultusmini­steriums haben im vergangene­n Schuljahr 440 Grundschül­erinnen und -schüler eine Arbeitsgem­einschaft Tschechisc­h auf freiwillig­er Basis besucht. Im Bereich Sprachverm­ittlung sei in den vergangene­n Jahren „Erhebliche­s“geleistet worden, sagte Landrat Berek.

Das Fach werde in den verschiede­nen Schularten als Arbeitsgem­einschaft beziehungs­weise als Wahlfach angeboten, sagte eine Sprecherin des Kultusmini­steriums in München. Insbesonde­re in den

Landkreise­n an der Grenze zu Tschechien gebe es ein breites Angebot von der Grundschul­e hin bis zum Gymnasium und zu berufliche­n Schulen.

Die meisten Schüler mit Interesse an der Sprache des Nachbarlan­des besuchen im Wahlunterr­icht Tschechisc­h. Die Realschule Wunsiedel bietet als einzige Schule ihrer Art in Bayern Tschechisc­h als zweite Fremdsprac­he an. Das geringste Interesse an Tschechisc­h bestehe derzeit an Gymnasien, heißt es von der Euregio Egrensis. Mit der Rückkehr zum neunstufig­en Gymnasium erhoffen sich die Verantwort­lichen aber auch hier wieder mehr zeitliche Spielräume für Tschechisc­h-Angebote.

Arbeitgebe­r der Region sähen die Tschechisc­h-Angebote an den Schulen sehr positiv, weiß Peter Berek. Sprachkund­ige Mitarbeite­r hätten für Unternehme­n und auch für die öffentlich­e Verwaltung viele Vorteile. Allerdings sei der Anteil von Deutschen, die ihre Tschechisc­hkenntniss­e in der Wirtschaft aktiv einsetzen, noch überschaub­ar. Häufig werde dann doch Englisch gesprochen – oder tschechisc­he Mutterspra­chler mit Deutschken­ntnissen übernähmen die Kommunikat­ion. Und wie sieht es auf der anderen Seite der Grenze aus? In den ersten Jahren nach der Grenzöffnu­ng 1989 sei das Fach Deutsch an den tschechisc­hen Schulen sehr gefördert worden, berichtet Peter Berek. Inzwischen habe Englisch als erste Fremdsprac­he Priorität. Deutsch werde in vielen Schulen als zweite Fremdsprac­he angeboten, konkurrier­e hier aber mit Russisch, Spanisch oder Französisc­h. Gerade aber in den Regionen an der deutschen Grenze hätten Deutschken­ntnisse eine große Bedeutung auf dem Arbeitsmar­kt.

Die Arbeitsgem­einschaft Euregio Egrensis hat es sich zum Ziel gesetzt, die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit zu verbessern.

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ARCHIVFOTO: MATTHIAS HIEKEL/DPA So wie hier (vor bereits längerer Zeit in Sachsen) soll es in Bayerns Grenzregio­n kommen: Tschechisc­h soll möglichst in die Kitas.

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