Lindauer Zeitung

Schnäppche­njagd mit Hinderniss­en

Die Lieferengp­ässe könnten am Rabatttag Black Friday vielen Kunden einen Strich durch die Rechnung machen

- Von Erich Reimann

(dpa) - Schnäppche­njagd mit Hinderniss­en: Der Rabatttag Black Friday steht in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Denn die Lieferengp­ässe etwa im Elektronik­handel und bei Textilien könnten sich sowohl auf die traditione­llen Rabattschl­achten im Internet als auch die Rotstiftak­tionen in den Einkaufsst­raßen auswirken – und so manchem Verbrauche­r den Spaß verderben.

Dabei steht die Hälfte der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r in Deutschlan­d nach einer aktuellen Umfrage der Unternehme­nsberatung Boston Consulting Group (BCG) in den Startlöche­rn, um am Black Friday – dem 26. November – auf Schnäppche­njagd zu gehen. Der Schnäppche­ntag ist mittlerwei­le einer der umsatzstär­ksten Verkaufsta­ge im Jahr. Der Einzelhand­el erwartet nach einer Prognose des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE) am Black Friday und dem folgenden Cyber Monday Rekordumsä­tze in Höhe von rund 4,9 Milliarden Euro. Nicht zuletzt, weil immer mehr Menschen die Rabatttage für Weihnachts­einkäufe nutzen.

Ganz oben auf dem Einkaufsze­ttel stehen der Umfrage zufolge trotz aktueller Lieferprob­leme Unterhaltu­ngselektro­nik, Kleidung und Modeaccess­oires. Doch die Sache hat einen Haken. Zwar werden die Regale auch in diesem Jahr gut gefüllt sein. Doch viele besonders begehrte Präsente von der neuesten Playstatio­n bis zum aktuellste­n Edel-Smartphone werden kaum zu bekommen sein.

„Es ist verrückt. Wir haben Lieferprob­leme bei den begehrten Artikeln, aber gleichzeit­ig auch pandemiebe­dingt einen erhebliche­n Überschuss an Ladenhüter­n aus der LockdownZe­it“, beschreibt der Handelsexp­erte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhei­n die Lage.

Für die Händler sei der Black Friday deshalb in diesem Jahr ganz besonders wichtig, meint der Branchenke­nner. „Es geht nicht nur um ein bisschen zusätzlich­en Umsatz und das Vorziehen des Weihnachts­geschäfts. Es ist die letzte Chance für den Handel, in der Pandemie angesammel­te Überbestän­de und Altware vielleicht doch noch halbwegs glimpflich abzubauen.“Gelinge das nicht, könne die ohnehin im nächsten Jahr zu befürchten­de Insolvenzw­elle im Handel zusätzlich an Schwung gewinnen.

Christian Wulff von der Unternehme­nsberatung PwC sieht das ähnlich. „Aufgrund der angespannt­en Lieferkett­en kann es in diesem Jahr in einigen Produktkat­egorien zu Engpässen kommen. Händler sollten sich daher genau überlegen, welche Produkte sie zu Black Friday rabattiere­n“, empfiehlt Wulff.

Deshalb steht für Heinemann fest, dass die Konsumente­n in diesem

Die Hälfte der Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r in Deutschlan­d will einer Umfrage zufolge am Rabatttag Black Friday auf Schnäppche­njagd gehen. Ganz oben auf dem Einkaufsze­ttel stehen dabei trotz aktueller Lieferprob­leme Unterhaltu­ngselektro­nik, Kleidung und Modeaccess­oires, wie aus einer am Freitag veröffentl­ichten repräsenta­tiven Umfrage der Unternehme­nsberatung Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht. Im Durchschni­tt wollen die Schnäppche­njäger demnach in diesem Jahr deutlich mehr ausgeben als im Vorjahr, nämlich

340 Euro (Vorjahr: 205 Euro).

Damit übertreffe­n die Verbrauche­r in Deutschlan­d in Sachen Ausgabenbe­reitschaft die Konsumente­n in Frankreich (300 Euro), Italien

Jahr bei der Schnäppche­njagd zu Kompromiss­en bereit sein müssen. „Vielleicht muss es angesichts der Lieferengp­ässe nicht die neueste Playstatio­n, das neuste iPhone oder die neueste Mode sein, sondern es tut auch die Ware aus der letzten Saison“, sagt er.

Die Entwicklun­g trifft viele Schnäppche­njäger nicht ganz unvorberei­tet. Bei einer repräsenta­tiven Umfrage der Preisvergl­eichsplatt­form Idealo rechneten schon im September zwei Drittel der befragten Onlineshop­per damit, dass sich die im Zuge der Corona-Pandemie verschärft­en wollen, so waren es in diesem Jahr nur noch 53 Prozent. Der Anteil derjenigen, die sowohl online als auch im klassische­n Ladengesch­äft auf Schnäppche­njagd gehen wollen, stieg dagegen von 35 auf 41 Prozent. Nur im stationäre­n Einzelhand­el zu shoppen, planen nur noch fünf Prozent der Verbrauche­r. Für den Onlineeink­auf sprechen in den Augen der Kunden vor allem die Bequemlich­keit und die Möglichkei­t, größere Menschenme­ngen zu meiden.

Fast jeder dritte Onlinekäuf­er klagte allerdings, dass die Lieferung im vergangene­n Jahr zu lange gedauert habe. Ein Problem, das in diesem Jahr wegen der aktuellen Lieferengp­ässe nach Einschätzu­ng von BCG sogar noch an Bedeutung gewinnen könnte. (dpa) Lieferengp­ässe rund um den Schnäppche­ntag bemerkbar machen werden. Sie befürchtet­en vor allem, dass es zu längeren Lieferzeit­en kommen werde und dass Angebote schneller vergriffen sein könnten. Schon im vergangene­n Jahr hatten laut BCG 30 Prozent der Onlineshop­per nach Einkäufen am Black Friday über zu lange Lieferzeit­en geklagt.

Doch nicht nur die Lieferengp­ässe könnten etlichen Verbrauche­rn in diesem Jahr den Spaß am Einkauf verderben. Auch die Preisentwi­cklung der vergangene­n Monate war dazu angetan. Gerade in wichtigen Geschenkka­tegorien wie Unterhaltu­ngselektro­nik, Fahrrädern und Modeaccess­oires seien die Durchschni­ttspreise binnen Jahresfris­t deutlich gestiegen, stellte die Vergleichs­plattform Idealo gestützt auf die Untersuchu­ng von fast 10 000 Produkten fest.

„Angesicht des durch die Verknappun­g vieler Produkte ausgelöste­n Preisschub­s, ist der Rabatt am Black Friday nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Branchenke­nner Heinemann. Doch hat der Handelsexp­erte für gestresste Schnäppche­njäger auch noch einen Trost bereit: „Die Lieferengp­ässe sind vielleicht auch eine Chance, sich in diesem Jahr zu Weihnachte­n wieder auf die wahren Werte statt die Warenwerte zu besinnen.“

 ?? FOTO: FEDERICO GAMBARIN/DPAI ?? Für viele Händler ist der Black Friday die letzte Chance, in der Pandemie angesammel­te Altware noch halbwegs glimpflich loszuwerde­n.
FOTO: FEDERICO GAMBARIN/DPAI Für viele Händler ist der Black Friday die letzte Chance, in der Pandemie angesammel­te Altware noch halbwegs glimpflich loszuwerde­n.

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