Nachklänge des Beethoven-Jahres
Das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 klingt nach: In der Reihe der Neueinspielung aller Sinfonien beim Label Harmonia Mundi ist nun noch jene 3. Sinfonie erschienen, die immer wieder zum Musterfall für Beethoven-Interpretationen geworden ist: hier nun überaus überzeugend mit François-Xavier Roth und seinem Ensemble „Les Siecles“(Foto: HMM).
Roth setzt der Beethoven-Sinfonie die „Amazonen-Ouvertüre“von Beethovens französischem Zeitgenossen Etienne-Nicolas Mehul gegenüber, um Beethovens Inspirationen für seine revolutionäre Musiksprache zu erkunden. Das Orchester bewältigt die Sinfonie nicht nur im zügigen, sondern auch im nie verhetzten Tempo historischer Spielweise.
Darüber hinaus bietet es eine reiche Palette an Klangfarben.
Einen anderen, aber im Vergleich enttäuschenden Weg beschreitet das Ensemble Cristofori unter Leitung des Dirigenten Arthur Schoonderwoerd. Es spielt einen Beethoven-Zyklus für das Label Avi ein (Foto: Avi). Soeben ist auch seine Aufnahme der 3. Sinfonie erschienen. Hier werden historische Orchester- und historische Raumgrößen in Beziehung gesetzt. Das Ensemble hat 20 Musiker. Beethovens Sinfonie wurde 1804 im sogenannten Eroica-Saal des Palais Lobkowitz in Wien uraufgeführt, einem mit seinen 115 Quadratmetern aus heutiger Sicht kleinen Raum. Er wird deshalb gerne für Konzerte genutzt, um solche historischen Rahmenbedingungen vorzuführen.
Eine Aufnahme der 3. Sinfonie aus diesem Eroica-Saal ist bereits 2003 vom „Ensemble 28“für Neos classics entstanden. Schoonderwoerd überträgt diesen Ansatz auf Bonner Verhältnisse und hat seine Aufnahme in der Kleinen Beethovenhalle in BadGodesberg gemacht. Beim Konzert mag der Zusammenhang von Raumgröße und Interpretation des kleinen Orchesters deutlich werden, auf der CD wird er es nicht. (man)
Beethoven, Sinfonie Nr. 3: Roth, Harmonia Mundi 902421; Schoonderwoerd, Avi 8553487