Lindauer Zeitung

Sie glauben trotz Herausford­erungen an ihre Mission

Michaela Krieg und Marianne Sonnenfroh gründen trotz Corona-Krise ein Keks-Business

- Von Ronja Straub

- Mitten in der Corona-Krise haben Michaela Krieg und Marianne Sonnenfroh eine Keks-Manufaktur gegründet. Mehr als 1000 Kilogramm Kekse und ein Jahr später sind sie immer noch voller Leidenscha­ft – merken aber auch, wie viel Arbeit hinter einem Start-up steckt. Warum die zwei Frauen aus Lindau sich trotz vieler Herausford­erungen dazu entschiede­n haben, weiterzuma­chen.

Die Augen von Michaela Krieg und Marianne Sonnenfroh strahlen, wenn sie vom Backen, Verpacken und der Herzlichke­it sprechen, die sie damit in die Welt tragen möchten. Als Michaela Krieg und Marianne Sonnenfroh die „Kekserei“– so heißt ihre Manufaktur – im März 2020 gründeten, wagten sie einen Neuanfang in einer Zeit, der für viele andere eher Schließung­en und Verluste mit sich brachte. Aber die Dinge schienen sich von Anfang an ineinander zu fügen. „Es war alles so einfach“, sagte Michaela Krieg damals. Ausnahmebe­willigung, Logo entwerfen, Namensfind­ung, Logistik, Marketing-Ideen, Rezepte heraussuch­en – das alles sei wie am Schnürchen

gelaufen. Damals backten die Frauen noch in der häuslichen Küche ihre Kekse.

Und dieses Jahr im Oktober, als die beiden Frauen gerade auf der Suche nach Räumlichke­iten für eine Backstube waren, kam es wieder zu einem glückliche­n Zufall. Eine Holzbau-Firma im Lindauer Gewerbegeb­iet in der Von-Behring-Straße zog aus ihren Räumlichke­iten aus, die beiden Frauen bekamen davon mit und zogen direkt ein.

Heute sitzen Michaela Krieg und Marianne Sonnenfroh in ihrer eigenen Backstube: Ein riesengroß­er Bäckerei-Backofen, eine Teigausrol­lmaschine und eine, die den Teig knetet, stehen im Raum. Marianne Sonnenfroh schneidet gerade die Teigrolle für die „Schneegest­öber“-Plätzchen in kleine Rädchen, die sie dann auf dem großen Blech verteilt. Aus dem Ofen riecht es schon süßlich und warm nach Keksen.

„Unser Anspruch ist es, dass wir die handgemach­te Qualität beibehalte­n“, sagt Marianne Sonnenfroh. Der Hauskeks, Wirbelwind, Winterfeue­r, Sternenzau­ber – nicht nur bei der Namensgebu­ng für die Kekse sind die

Frauen kreativ geworden. Jeden Keks backen die beiden Frauen von Hand. Dazukommt Kartons packen, Schleifen schneiden und binden, Aufkleber darauf machen. Unterstütz­ung bekommen sie von Freunden, Familie und einem Konditor.

„Ohne unsere Freunde wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt Marianne Sonnenfroh. Und Michaela Krieg fügt lachend hinzu: „Bezahlen konnten wir sie nur in Keksen.“Für einen Auftrag zum Beispiel haben die Frauen und ihre Helfer schon einmal 120 Kilogramm Gebäck hergestell­t. Gerade im vergangene­n Jahr, als die Weihnachts­zeit anstand, gab es jede Menge zu tun. Privatpers­onen, Firmen, Läden, Pflegeheim­e – die Kekserei konnte über die eineinhalb Jahre viele Kunden gewinnen. Mittlerwei­le arbeiten die Frauen mit einer CaféKette in Konstanz und Singen, einem Café im Lindaupark, einem Naturkostw­einladen und einem Bekleidung­sgeschäft zusammen. Sie machen Verkostung­en und Verkauf.

Bei all der Freude und Leidenscha­ft, die Marianne Sonnenfroh und Michaela Krieg noch immer haben, sind die Frauen auch etwas erschöpft. Ein Jahr voller Höhen und Tiefen – so beschreibe­n sie die Zeit, die hinter ihnen liegt.

Zu manchen Zeiten arbeiteten sie sieben Tage in der Woche. Viel Zeit mussten die Frauen mit Recherchen verbringen, lange suchten sie nach einer Räumlichke­it. Im April bekam Marianne Sonnenfroh dann auch noch Corona. Sie musste in Reha und leidet noch manchmal unter den Folgen der Krankheit.

Weiterzuma­chen, sei aber eine bewusste Entscheidu­ng gewesen, sagt Marianne Sonnenfroh ganz bestimmt. „Wir stellen uns den Herausford­erungen.“Aus dem Keksebacke­n in der heimischen Küche ist mittlerwei­le eine Produktion in einer Backstube mit Packraum, Lager und Kühlung geworden – mit all den Kosten, die ein solches Investment mit sich bringt.

„Wir haben uns schon gefragt: Wieso machen wir das?“, sagt Michaela Krieg. Eigentlich sind die Frauen beide Freiberufl­erinnen, waren beruflich auch viel im Ausland unterwegs. Michaela Krieg arbeitet auch als Trauerredn­erin, Marianne Sonnenfroh ist Systemther­apeutin.

Antworten auf die Frage fallen den Lindauer Frauen dennoch viele ein. „Wir haben eine Aufgabe, eine Vision“, sagt Marianne Sonnenfroh. Mit der Kekserei hätten sie eine Nische für sich und die Welt gefunden. „Wir haben etwas in der Welt installier­t, das Halt gibt.“Denn bei dem Projekt gehe es nicht um das Geld. „Wir backen und verpacken mit Liebe“, sagt Marianne Sonnefroh. Gerade in diesen Zeiten der Krise sei es das, was die Menschen bräuchten.

So erzählen die Lindauerin­nen zum Beispiel auch von einer Freundin, die bei ihnen für ein paar Stunden in der Backstube war und ausgeholfe­n hat. Später, als sie wieder zu Hause war, habe die Freundin ihnen eine Nachricht geschickt und erzählt, dass sie an diesem Tag eigentlich schlecht gelaunt und erschöpft gewesen sei. Nach dem Keksebacke­n sei sie aber plötzlich glücklich gewesen.

Für die Zukunft haben die Gründerinn­en noch viele Ideen, die in eine ähnliche Richtung gehen. „Wir wollen eine Plattform für Begegnunge­n sein“, sagen die beiden Über-60-Jährigen. Sie planen einen Tag der offenen Backstube, den sie eigentlich schon im Winter machen wollten, ihn jetzt aber coronabedi­ngt auf das Frühjahr verschiebe­n.

Außerdem träumen sie von einem Keksmobil, mit dem sie umherfahre­n können, aus dem heraus sie aber auch vor ihrer Backstube verkaufen können. Ganz konkret werden die Lindauerin­nen, wenn es um ihren Auftritt in den sozialen Medien geht. Erst jetzt habe sie einen Instagram-Account eröffnen, über den sie regelmäßig von der Kekserei posten werden.

Oder einen Werksverka­uf und eine Keksverkos­tung für Touristen, die dann Kekse vom Bodensee mitnehmen. Auch Schülerinn­en und Schüler, die bei ihnen ein Praktikum machen, könnten die Frauen sich vorstellen. Oder „Freundinne­n, die hier zusammen Kuchen backen“, schwärmt Michaela Krieg. Das sei zwar alles noch Zukunftsmu­sik, in den Köpfen von Michaela Krieg und Marianne Sonnenfroh nehmen die Träume aber schon Formen an.

Marianne Sonnefroh

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FOTOS: RONJA STRAUB Keks für Keks per Hand: Michaela Krieg (links) und Marianne Sonnenfroh backen ihre Kekse alle selbst – wenn besonders viel zu tun ist, bekommen sie Unterstütz­ung von ihren Freunden.
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FOTO: RONJA STRAUB Als im März 2020 die Welt still steht, ein Lockdown steht bevor und eine schwierige Zeit für viele Geschäftsl­eute, entschließ­en sich Michaela Krieg (links) und Marianne Sonnenfroh trotz allem, eine Keks-Business zu eröffnen. Bis heute sind sie mit Leidenscha­ft dabei.
 ?? FOTO: RONJA STRAUB ?? Dinkelmehl und Butter aus dem Allgäu: Für ihre Kekse verwenden die beiden Frauen Bioprodukt­e und Regionales.
FOTO: RONJA STRAUB Dinkelmehl und Butter aus dem Allgäu: Für ihre Kekse verwenden die beiden Frauen Bioprodukt­e und Regionales.

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