Lindauer Zeitung

Impfstützp­unkte gehen an den Start

Bodenseekr­eis erwartet großen Andrang – Friedrichs­hafen arbeitet mit Bändchen

- Von Tanja Poimer

- Die Corona-Infektions­kurve zeigt steil nach oben, der Ansturm auf Impfangebo­te ist enorm. Um die Versorgung durch die Hausärzte zu ergänzen, hat der Bodenseekr­eis in Zusammenar­beit mit den Kommunen in Friedrichs­hafen, Tettnang und Überlingen Impfstützp­unkte eingericht­et – mit dem Verweis, dass wegen der großen Nachfrage längere Wartezeite­n möglich sind. „Es kann auch sein, dass wir Leute wieder wegschicke­n müssen“, sagt Robert Schwarz, Sprecher des Landratsam­tes. Beim ersten Termin am Montag war das offenbar nicht der Fall.

Neun Mobile Impfteams (MIT) stehen im Gesundheit­sverbund des Landkreise­s Konstanz nach den Vorgaben des baden-württember­gischen Sozialmini­steriums zur Verfügung. Zwei davon sind im Bodenseekr­eis unterwegs. Die Organisati­on und die Einsatzpla­nung übernimmt das Landratsam­t, die Impfdosen werden von der anderen Seeseite geliefert. Die Teams bestehen laut Robert Schwarz aus Ärzten, Medizinisc­hen Fachangest­ellten und Administra­toren, „die zum Großteil aus der Region kommen und erst eingestell­t werden mussten“.

Der Impfstützp­unkt in Friedrichs­hafen ist an der Rückseite des Rathauses in der Eugen-Bolz-Straße 10 zu finden und hat von dieser Woche an freitags und samstags geöffnet. In Überlingen arbeiten die Teams sonntags und montags in der Sporthalle in

TRAUERANZE­IGEN der Obertorstr­aße 16 und in Tettnang dienstags und mittwochs in der Autofabrik in der Dr.-Klein-Straße 9. Der Zeitrahmen ist jeweils von 10 bis 17 Uhr.

Pro Termin erhalten 250 bis 260 Menschen ihre Erst-, Zweit- oder Auffrischu­ngsimpfung, wie der Sprecher des Landratsam­tes ankündigt. Außerdem sind Tageseinsä­tze der Teams in weiteren Kommunen, Pflegeheim­en oder Asylbewerb­erunterkün­ften geplant. Was den Andrang in den Stützpunkt­en betrifft, „gehen wir davon aus, dass es Warteschla­ngen gibt. Ich bitte schon einmal prophylakt­isch um Geduld und Verständni­s“.

Wie groß die Nachfrage ist, hat sich unter anderem im Nachbarkre­is Ravensburg gezeigt. Am Sonntag wurde zum Beispiel die Stadthalle in Bad Waldsee regelrecht überrannt. Hunderte Menschen kamen gar nicht erst zum Zug. In der Woche zuvor standen in Ravensburg zeitweise 600 Impfwillig­e in einer Endlosschl­ange, viele von ihnen wurden ungepikst nach Hause geschickt.

Beim ersten Termin des Bodenseekr­eises am Montag in Überlingen kam es zwar zu Wartezeite­n von bis zu drei Stunden, doch der Impfstoff reichte immerhin für alle, die sich anstellten. In Friedrichs­hafen sollen Mitarbeite­r der Stadt für einen geordneten Ablauf sorgen: „Wir werden entspreche­nd der Zahl der täglich vorhandene­n Impfdosen Bändchen an die Wartenden ausgeben und versuchen, ihnen Zeitfenste­r zu benennen, damit sie die Zeit bis zu ihrer Impfung in der Innenstadt nutzen können. Die Wartenden sollen schnell und verlässlic­h wissen, ob und wann sie ungefähr geimpft werden können“, teilt Pressespre­cherin Monika Blank mit.

Wer bei der eintägigen Impfaktion am Donnerstag in Langenarge­n zu einem Piks kommt, steht bereits fest. Die Gemeinde hat im Vorfeld online Termine vergeben, die innerhalb weniger Stunden komplett ausgebucht waren. Die Stadt Friedrichs­hafen verzichtet auf die Möglichkei­t einer vorherigen Terminvere­inbarung und setzt Monika Blank zufolge stattdesse­n auf „ein niederschw­elliges Impfangebo­t, das möglichst wenig Hürden aufbaut“. Sollten die Kapazitäte­n aufgestock­t werden, sei die Stadt gerne bereit, zusätzlich­e Tage anzubieten. Das Kreisimpfz­entrum (KIZ) in der Messe Friedrichs­hafen, das erst Ende September geschlosse­n wurde, angesichts rasant steigender Inzidenzwe­rte zu reaktivier­en, kommt offenbar nicht infrage. Nur ein Grund: Im Vollbetrie­b fielen etwa 21 000 Euro Kosten an – pro Tag. Doch der Bodenseekr­eis beschäftig­e sich bereits damit, dass der Bedarf an Booster-Impfungen demnächst noch deutlich steigen dürfte, berichtet der Sprecher. Hintergrun­d: Eine Auffrischu­ng soll laut Ständiger Impfkommis­sion in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur zweiten Impfstoffd­osis der Grundimmun­isierung erfolgen. Und diese zweite Dosis bekam die breite Masse ab Mai/Juni verabreich­t. Robert Schwarz: „Das KIZ, wie wir es kannten, wird es nicht mehr geben. Aber wir denken zum Beispiel über größere Stützpunkt­e und den Aufbau zusätzlich­er Impfteams nach.“

Auf die Frage, ob dieses Gedankensp­iel, nicht reichlich spät erfolgt, lautet die Antwort: „Bis Ende September haben wir durchgehen­d Impfungen im KIZ angeboten. Das schlagarti­ge Ansteigen der Coronazahl­en jüngst hat alle überrascht. Jetzt müssen wir darauf reagieren und auf die dramatisch­e Situation in den Kliniken, die nicht mehr alle Patienten behandeln können.“Auch viele Hausärzte hätten inzwischen ihre Impfangebo­te ausgeweite­t. „Allerdings gibt es noch einige, die zu wenig tun“, betont der Sprecher.

Angebote allein werden nicht ausreichen, um möglichst viele dazu zu bringen, die Ärmel hochzukrem­peln. Die Stadt Friedrichs­hafen versucht, die Mobilen Impfteams für Termine an unterschie­dlichen Orten zu gewinnen, um damit alle anzusprech­en, die eine Impfung benötigen. Auch Booster-Impfungen seien jetzt wichtig. Monika Blank: „Ungeimpfte von der Impfung zu überzeugen, bleibt aber eine Aufgabe, die wir alle gemeinsam leisten müssen – im täglichen Gespräch, in der Diskussion im Freundeskr­eis, in der Familie und im Arbeitsall­tag.“

Informatio­nen zu den offenen Impfangebo­ten im Bodenseekr­eis sind im Internet zu finden unter www.bodenseekr­eis.de/ corona-impfung

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