Impfpflicht gibt Freiheit zurück
Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden: Dieser Gedanke der Sozialistin Rosa Luxemburg weist in der gegenwärtig wuchtig geführten Diskussion um eine allgemeine Impfpflicht in die richtige Richtung. Denn Impfgegner oder -verweigerer, die sich auf die individuelle Freiheit berufen und den Piks mit einem Covid-19-Vakzin ablehnen, könnten Andersdenkenden ihre Freiheit zu leben zurückgeben.
Beispielsweise könnten Krebskranke, für die es in Süd- und Ostdeutschland kein freies Krankenhausbett gibt, weiterleben. Heute werden sie mit dem Hinweis abgewiesen, dass ungeimpfte Corona-Patienten die überfüllten Intensivstationen belegen. Es geht um ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Beispielsweise könnten Kinder und Jugendliche, die schon in den ersten drei Corona-Wellen die Hauptlast der Lockdowns zu tragen hatten, ganz normal zur Schule gehen. Nun sehen sie dem dysfunktionalen Homeschooling entgegen. Es geht um ihr Recht auf Bildung.
Beispielsweise könnten Gastronomen, Künstler, Schausteller oder Einzelhändler ihre Existenzen sichern. Heute fürchten sie sich vor den Anordnungen auf Schließung. Es geht um ihr Recht auf Arbeit.
Impfverweigerer spalten die Gesellschaft: In Menschen, die Freiheit meinen und in Wirklichkeit ihren Egoismus ausleben. Und in Menschen, die sich impfen lassen, um schwerwiegende Gesundheitsrisiken wie auch wirtschaftliche und soziale Schäden zu vermeiden.
Wer die Freiheit in Anspruch nimmt, sich nicht impfen zu lassen, muss sich fragen lassen: Kann ich meine Freiheit gegenüber den Mitmenschen verantworten? Da viel zu viele Impfgegner sich dieser Verantwortung nicht stellen, muss der Staat seine sozialethische Pflicht, die Gesundheit der Bürger nicht unnötig zu gefährden, ernster nehmen als bisher. Wenn nötig mit der Impfpflicht. Diese Pflicht auf Schutz wiegt schwerer als der – freilich nicht geringfügige – Eingriff in die körperliche Unversehrtheit des Einzelnen durch das Impfen und das Selbstbestimmungsrecht jedes Einzelnen.