Lindauer Zeitung

Rufe nach Impfpflich­t werden lauter

Kretschman­n und Söder bekräftige­n Forderung – Unterstütz­ung von zahlreiche­n Juristen

- Von Theresa Gnann und unseren Agenturen

- Die Frage, ob der Staat eine Impfung erzwingen kann, bleibt weiterhin umstritten. Dabei mehren sich nicht nur vonseiten der Politik die Stimmen, die eine allgemeine Impfpflich­t befürworte­n. Viele Juristen halten die Pflicht für rechtlich möglich. Südwest-Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und sein bayerische­r Amtskolleg­e Markus Söder (CSU) bekräftigt­en am Dienstag ihre zuvor gemeinsam erhobene Forderung.

„Wir sind beide der Überzeugun­g, die Spaltung ist letztlich schon tief in der Gesellscha­ft zwischen entschiede­nen Gegnern und Befürworte­rn“, sagte Kretschman­n in Stuttgart. Der Staat könne „durch tätiges Handeln den Konflikt an sich ziehen, damit vereinfach­t gesagt nicht die Nachbarn aufeinande­r losgehen und sich gegenseiti­g attackiere­n“. Der Grünen-Politiker sagte weiter: „Das ist eine absolute Ultima Ratio. Darum schrecken zu Recht erst mal alle vor einem solchen Schritt zurück.“Nun sei zu erkennen, „dass wir mit den Maßnahmen, die wir machen, der Dinge nicht Herr werden“. Söder räumte in München ein, die vierte Corona-Welle unterschät­zt zu haben. Er erwarte eine ähnliche Einsicht nun auch von anderen. „Lassen Sie uns in Deutschlan­d endlich eine Impfpflich­t einführen“, forderte er. „Wir müssen eine Entscheidu­ng für die Zukunft, für unser Land fällen.“

Gesundheit­sminister Jens Spahn lehnte dies am Dienstag weiter ab. Eine allgemeine Impfpflich­t „löst unser akutes Problem nicht, die Wirkung käme zu spät“, sagte der CDUPolitik­er. Ein Sprecher des Bundesjust­izminister­iums bezeichnet­e eine allgemeine Impfpflich­t hingegen als „Ultima Ratio“, die „nicht ausgeschlo­ssen und verfassung­srechtlich vorstellba­r“sei. Dem pflichtete­n mehrere Juristen bei. Der Bielefelde­r Professor für Öffentlich­es Recht, Franz C. Mayer, sagte dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d, die Freiheit des Einzelnen ende da, „wo Freiheit und Gesundheit anderer in Gefahr sind – das ist hier der Fall, wenn die Impfkampag­ne nicht gelingt“. Der Verfassung­srechtler Ulrich Battis sagte, eine allgemeine Impfpflich­t sei „durchsetzb­ar“und „verhältnis­mäßig“.

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