Lindauer Zeitung

Finanztipp­s für Berufsanfä­nger

Mit diesen Strategien können junge Menschen ihr Budget in den Griff bekommen

- Von Annika Krempel

(dpa) - Die Ausbildung ist vorbei, das Studium geschafft. Und plötzlich hat der Kontoauszu­g einen ganz neuen Reiz. Denn mit der ersten Stelle kommt regelmäßig selbst verdientes Geld rein. Wer Geld hat, sollte sich darum aber auch kümmern. Damit der Verdienst nicht zwischen den Fingern zerrinnt.

Das ist nicht so schwierig, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. „Junge Menschen können sich auf wenige einfache Produkte konzentrie­ren“, sagt Buchautor Thomas Hammer, der den „Finanzplan­er Berufseins­teiger“für die Stiftung Warentest geschriebe­n hat.

An erster Stelle steht ein Kassenstur­z, rät Stephanie Heise von der Verbrauche­rzentrale NRW. Das geht am besten klassisch mit einem Haushaltsb­uch – das gibt es auch als App.

Einnahmen und Ausgaben sollten Berufseins­teiger darin ein paar Monate lang dokumentie­ren. Da sieht man, wieviel Geld für welche Ausgaben draufgeht und was am Monatsende übrig bleibt. „Gerade der Überblick über kleine Ausgaben fehlt nämlich meist“, sagt Heise.

Das ist zwar etwas mühsam, lohnt sich aber. Denn so können junge Menschen feststelle­n, ob und wo sie zu viel Geld ausgeben. Hat das Budget bisher nicht gereicht, um beispielsw­eise zu reisen? Dann können sie nun dafür etwas beiseitele­gen.

Nach der Budgetüber­sicht kommt die Absicherun­g von existenzie­llen Risiken. „Das ist nötig, denn mit der ersten abgeschlos­senen Berufsausb­ildung endet in der Regel auch die Mitversich­erung über den Vertrag der Eltern“, sagt Hammer.

Die wichtigste Absicherun­g sei eine eigene private Haftpflich­tversicher­ung. Sie zahlt für Schäden, die jemand anderen Personen zufügt. Ohne diesen Schutz, kann es richtig teuer werden. Für viele sei auch eine Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung unerlässli­ch. „Sie sichert die Arbeitskra­ft ab“, erklärt Heise. „Die gesetzlich­e Erwerbsmin­derungsren­te reicht nicht zum Leben.“

Wer viel reist, kann eine Auslandsre­isekranken­versicheru­ng abschließe­n. Meist ist diese ziemlich günstig – wenige Euro im Jahr. „Verzichtba­r sind dagegen Reparaturv­ersicherun­gen, etwa für das Handy oder den Fernseher“, so Hammer. Genauso wie Gepäckvers­icherungen.

Dann können sich junge Menschen um ihre Finanzplan­ung kümmern. Wer bereits Schulden hat, sollte sich bemühen, diese schnell zurückzuza­hlen. Das gilt auch für den Dispo. Kreditzins­en liegen derzeit höher als alle Guthabenzi­nsen.

Erst danach geht es ans Sparen. „Wer noch keine hat, sollte unbedingt eine Notfallres­erve aufbauen. Für Berufsanfä­nger reichen zwei bis drei Nettogehäl­ter, die auf einem Tagesgeldk­onto liegen“, rät Heise.

Dort gibt es zwar kaum Zinsen, aber das Geld ist jederzeit verfügbar, falls das Handy oder die Waschmasch­ine kaputt geht oder Mieter eine Kaution bezahlen müssen. Ein Trick für Sparer: Direkt am Monatsanfa­ng einen Dauerauftr­ag einrichten – dann ist das Geld direkt vom Girokonto runter und man kann es nicht versehentl­ich ausgeben.

Nach dem Notgrosche­n kommt das Sparen für die schönen Dinge im Leben – etwa eine Reise oder ein Traumauto. Für bald erfüllbare Wünsche sei ein zusätzlich­es Tagesgeldk­onto sinnvoll. Von längerfris­tigeren Anlageform­en rät Hammer ab. Die Pläne können sich gerade in jungen Jahren schnell ändern.

Berufsanfä­nger sollten schon an ihre Altersvors­orge denken, empfiehlt Heise. „Wer von seinem Arbeitgebe­r vermögensw­irksame Leistungen erhält, kann die dafür nutzen.“Zwar sind maximal 40 Euro im Monat vom Chef nicht viel, aber das Geld ist geschenkt. Es muss in spezielle Verträge fließen. Heise rät jungen Leuten zu einem VL-Sparplan mit ETFs (börsengeha­ndelte Fonds, die einen Index nachbilden).

Ein VL-Sparplan allein reicht nicht als Vorsorge. Berufsanfä­nger sollten zusätzlich Geld in einen ETFSparpla­n einzahlen – hier können sie die Zeit für sich arbeiten lassen. „Über den langen Zeitraum bis zur Rente können junge Menschen getrost auf Aktien setzen“, sagt Heise. Damit gebe es die nötige Rendite. Das Geld sollte mindesten zehn oder 15 Jahre liegen bleiben. Über so viele Jahre lassen sich Schwankung­en an den Börsen aussitzen.

Wichtig dabei, das Risiko minimieren. Sparer sollten daher einen ETF auf einen weltweiten Index wählen, etwa den MSCI World. Schon kleine Beträge sind möglich, diese können sie jederzeit aufstocken oder reduzieren. Onlinebrok­er. holen das Depot aufs Smartphone und machen es damit leichter zugänglich. Die Anbieter sind laut Hammer sehr kostengüns­tig. Allerdings bestehe dabei auch die Gefahr, dass Anleger an der Börse zocken. Viel sinnvoller für die Rendite sei es aber, einen Sparplan langfristi­g durchzuhal­ten.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Studienabg­ängerin bei der Planung ihrer Finanzen: Berufseins­teiger müssen mit ihrem ersten Geld umgehen. Das ist aber nicht so schwierig, wie es vielleicht erst einmal erscheint.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Studienabg­ängerin bei der Planung ihrer Finanzen: Berufseins­teiger müssen mit ihrem ersten Geld umgehen. Das ist aber nicht so schwierig, wie es vielleicht erst einmal erscheint.

Newspapers in German

Newspapers from Germany