Finanztipps für Berufsanfänger
Mit diesen Strategien können junge Menschen ihr Budget in den Griff bekommen
(dpa) - Die Ausbildung ist vorbei, das Studium geschafft. Und plötzlich hat der Kontoauszug einen ganz neuen Reiz. Denn mit der ersten Stelle kommt regelmäßig selbst verdientes Geld rein. Wer Geld hat, sollte sich darum aber auch kümmern. Damit der Verdienst nicht zwischen den Fingern zerrinnt.
Das ist nicht so schwierig, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint. „Junge Menschen können sich auf wenige einfache Produkte konzentrieren“, sagt Buchautor Thomas Hammer, der den „Finanzplaner Berufseinsteiger“für die Stiftung Warentest geschrieben hat.
An erster Stelle steht ein Kassensturz, rät Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale NRW. Das geht am besten klassisch mit einem Haushaltsbuch – das gibt es auch als App.
Einnahmen und Ausgaben sollten Berufseinsteiger darin ein paar Monate lang dokumentieren. Da sieht man, wieviel Geld für welche Ausgaben draufgeht und was am Monatsende übrig bleibt. „Gerade der Überblick über kleine Ausgaben fehlt nämlich meist“, sagt Heise.
Das ist zwar etwas mühsam, lohnt sich aber. Denn so können junge Menschen feststellen, ob und wo sie zu viel Geld ausgeben. Hat das Budget bisher nicht gereicht, um beispielsweise zu reisen? Dann können sie nun dafür etwas beiseitelegen.
Nach der Budgetübersicht kommt die Absicherung von existenziellen Risiken. „Das ist nötig, denn mit der ersten abgeschlossenen Berufsausbildung endet in der Regel auch die Mitversicherung über den Vertrag der Eltern“, sagt Hammer.
Die wichtigste Absicherung sei eine eigene private Haftpflichtversicherung. Sie zahlt für Schäden, die jemand anderen Personen zufügt. Ohne diesen Schutz, kann es richtig teuer werden. Für viele sei auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung unerlässlich. „Sie sichert die Arbeitskraft ab“, erklärt Heise. „Die gesetzliche Erwerbsminderungsrente reicht nicht zum Leben.“
Wer viel reist, kann eine Auslandsreisekrankenversicherung abschließen. Meist ist diese ziemlich günstig – wenige Euro im Jahr. „Verzichtbar sind dagegen Reparaturversicherungen, etwa für das Handy oder den Fernseher“, so Hammer. Genauso wie Gepäckversicherungen.
Dann können sich junge Menschen um ihre Finanzplanung kümmern. Wer bereits Schulden hat, sollte sich bemühen, diese schnell zurückzuzahlen. Das gilt auch für den Dispo. Kreditzinsen liegen derzeit höher als alle Guthabenzinsen.
Erst danach geht es ans Sparen. „Wer noch keine hat, sollte unbedingt eine Notfallreserve aufbauen. Für Berufsanfänger reichen zwei bis drei Nettogehälter, die auf einem Tagesgeldkonto liegen“, rät Heise.
Dort gibt es zwar kaum Zinsen, aber das Geld ist jederzeit verfügbar, falls das Handy oder die Waschmaschine kaputt geht oder Mieter eine Kaution bezahlen müssen. Ein Trick für Sparer: Direkt am Monatsanfang einen Dauerauftrag einrichten – dann ist das Geld direkt vom Girokonto runter und man kann es nicht versehentlich ausgeben.
Nach dem Notgroschen kommt das Sparen für die schönen Dinge im Leben – etwa eine Reise oder ein Traumauto. Für bald erfüllbare Wünsche sei ein zusätzliches Tagesgeldkonto sinnvoll. Von längerfristigeren Anlageformen rät Hammer ab. Die Pläne können sich gerade in jungen Jahren schnell ändern.
Berufsanfänger sollten schon an ihre Altersvorsorge denken, empfiehlt Heise. „Wer von seinem Arbeitgeber vermögenswirksame Leistungen erhält, kann die dafür nutzen.“Zwar sind maximal 40 Euro im Monat vom Chef nicht viel, aber das Geld ist geschenkt. Es muss in spezielle Verträge fließen. Heise rät jungen Leuten zu einem VL-Sparplan mit ETFs (börsengehandelte Fonds, die einen Index nachbilden).
Ein VL-Sparplan allein reicht nicht als Vorsorge. Berufsanfänger sollten zusätzlich Geld in einen ETFSparplan einzahlen – hier können sie die Zeit für sich arbeiten lassen. „Über den langen Zeitraum bis zur Rente können junge Menschen getrost auf Aktien setzen“, sagt Heise. Damit gebe es die nötige Rendite. Das Geld sollte mindesten zehn oder 15 Jahre liegen bleiben. Über so viele Jahre lassen sich Schwankungen an den Börsen aussitzen.
Wichtig dabei, das Risiko minimieren. Sparer sollten daher einen ETF auf einen weltweiten Index wählen, etwa den MSCI World. Schon kleine Beträge sind möglich, diese können sie jederzeit aufstocken oder reduzieren. Onlinebroker. holen das Depot aufs Smartphone und machen es damit leichter zugänglich. Die Anbieter sind laut Hammer sehr kostengünstig. Allerdings bestehe dabei auch die Gefahr, dass Anleger an der Börse zocken. Viel sinnvoller für die Rendite sei es aber, einen Sparplan langfristig durchzuhalten.