Dreier-Gremium soll Zollern in Zukunft führen
Nach 14 Jahren gibt es an der Spitze des Sigmaringer Getriebe- und Maschinenbauers einen Wechsel
- Nach turbulenten Zeiten verlässt der Geschäftsführer Klaus F. Erkes das Unternehmen Zollern mit Sitz in Sigmaringen. Der Hersteller von Getrieben, Stahlprofilen und Turboladern stellt sich in der Geschäftsleitung neu auf: Künftig wird das Unternehmen von einer Dreier-Spitze geführt: einem Finanzchef und zwei Geschäftsführern für die Felder Antriebstechnik sowie Feinguss, Stahl und Metalle. Der Wechsel wird im kommenden Frühjahr vollzogen.
Sowohl der Beiratsvorsitzende Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern als auch der scheidende Geschäftsführer Erkes bestätigen in Gesprächen mit der „Schwäbischen Zeitung“den Wechsel in der Führungsetage von Zollern. Im Einvernehmen mit den Gesellschaftern sei entschieden worden, den Vertrag des 63 Jahre alten Geschäftsführers altershalber und aus strategischen Gründen nicht weiter zu verlängern. „Ein CEO nach dem Muster von Klaus Erkes ist in unserer neuen Struktur nicht mehr notwendig“, sagt der Chef des Sigmaringer Adelshauses, der neben der MerckleGruppe 50 Prozent der Unternehmensanteile hält.
An Erkes Stelle als alleiniger Geschäftsführer wird im April 2022 deshalb ein Dreier-Gremium treten. Eine Idee, die zusammen mit Geschäftsführer Erkes entwickelt wurde, sagt von Hohenzollern. Das Ergebnis einer mehrere Jahre andauernden Umwälzung sind zwei Geschäftsbereiche, die künftig von zwei Geschäftsführern sowohl technisch als auch vertrieblich verantwortet werden.
Unter Erkes ist das Unternehmen in den vergangenen Monaten konsolidiert worden. „Geschäftsführer Erkes hat diesen Restrukturierungsprozess maßgeblich vorangetrieben“, sagt der Fürst von Hohenzollern. Mit dem Konkurrenten Miba schloss Zollern ein Joint Venture und gab das defizitäre Gleitlagerwerk in Braunschweig mit 300 Mitarbeitern auf. Die Tochter Feinguss Soest mit 88 Mitarbeitern meldete Insolvenz an. Das Aulendorfer Werk mit 84 Mitarbeitern, wo Präzisionsstangen für Bagger hergestellt werden, wurde an Audita Consult (Hannover) verkauft.
Mario Zirn trat als Finanzchef bereits in das Unternehmen ein und wird im kommenden Jahr zusätzlich die Verantwortung für die rund 2000 Mitarbeiter übernehmen. Für den Bereich Feinguss trägt Oliver Picht die Verantwortung, für den Bereich Antriebstechnik Jerry Mackel. „Die neuen Geschäftsführer werden wesentlich näher am Tagesgeschäft sein“, sagt Erkes. Ob es künftig wieder einen CEO geben wird, lässt der Beiratsvorsitzende auf Nachfrage offen.
Erkes übernahm das Ruder bei Zollern im Jahr 2008 und folgte dem langjährigen Geschäftsführer Horst Michael Holzhaur nach.
Nach mit einem Stellenabbau verbundenen Tubulenzen, dem Austritt aus dem Arbeitgeberverband und der damit fallenden Tarifbindung, hatte sich die Lage bei dem Unternehmen zuletzt wieder beruhigt. Nachdem das Jahr 2020 nach Angaben des Unternehmens mit einem Umsatz von 330 Millionen Euro und einer schwarzen Null abgeschlossen wurde, strebt Zollern für 2021 ein deutliches Umsatzplus in Richtung 400 Millionen Euro an.