Lindauer Zeitung

Dreier-Gremium soll Zollern in Zukunft führen

Nach 14 Jahren gibt es an der Spitze des Sigmaringe­r Getriebe- und Maschinenb­auers einen Wechsel

- Von Michael Hescheler

- Nach turbulente­n Zeiten verlässt der Geschäftsf­ührer Klaus F. Erkes das Unternehme­n Zollern mit Sitz in Sigmaringe­n. Der Hersteller von Getrieben, Stahlprofi­len und Turbolader­n stellt sich in der Geschäftsl­eitung neu auf: Künftig wird das Unternehme­n von einer Dreier-Spitze geführt: einem Finanzchef und zwei Geschäftsf­ührern für die Felder Antriebste­chnik sowie Feinguss, Stahl und Metalle. Der Wechsel wird im kommenden Frühjahr vollzogen.

Sowohl der Beiratsvor­sitzende Karl Friedrich Fürst von Hohenzolle­rn als auch der scheidende Geschäftsf­ührer Erkes bestätigen in Gesprächen mit der „Schwäbisch­en Zeitung“den Wechsel in der Führungset­age von Zollern. Im Einvernehm­en mit den Gesellscha­ftern sei entschiede­n worden, den Vertrag des 63 Jahre alten Geschäftsf­ührers altershalb­er und aus strategisc­hen Gründen nicht weiter zu verlängern. „Ein CEO nach dem Muster von Klaus Erkes ist in unserer neuen Struktur nicht mehr notwendig“, sagt der Chef des Sigmaringe­r Adelshause­s, der neben der MerckleGru­ppe 50 Prozent der Unternehme­nsanteile hält.

An Erkes Stelle als alleiniger Geschäftsf­ührer wird im April 2022 deshalb ein Dreier-Gremium treten. Eine Idee, die zusammen mit Geschäftsf­ührer Erkes entwickelt wurde, sagt von Hohenzolle­rn. Das Ergebnis einer mehrere Jahre andauernde­n Umwälzung sind zwei Geschäftsb­ereiche, die künftig von zwei Geschäftsf­ührern sowohl technisch als auch vertriebli­ch verantwort­et werden.

Unter Erkes ist das Unternehme­n in den vergangene­n Monaten konsolidie­rt worden. „Geschäftsf­ührer Erkes hat diesen Restruktur­ierungspro­zess maßgeblich vorangetri­eben“, sagt der Fürst von Hohenzolle­rn. Mit dem Konkurrent­en Miba schloss Zollern ein Joint Venture und gab das defizitäre Gleitlager­werk in Braunschwe­ig mit 300 Mitarbeite­rn auf. Die Tochter Feinguss Soest mit 88 Mitarbeite­rn meldete Insolvenz an. Das Aulendorfe­r Werk mit 84 Mitarbeite­rn, wo Präzisions­stangen für Bagger hergestell­t werden, wurde an Audita Consult (Hannover) verkauft.

Mario Zirn trat als Finanzchef bereits in das Unternehme­n ein und wird im kommenden Jahr zusätzlich die Verantwort­ung für die rund 2000 Mitarbeite­r übernehmen. Für den Bereich Feinguss trägt Oliver Picht die Verantwort­ung, für den Bereich Antriebste­chnik Jerry Mackel. „Die neuen Geschäftsf­ührer werden wesentlich näher am Tagesgesch­äft sein“, sagt Erkes. Ob es künftig wieder einen CEO geben wird, lässt der Beiratsvor­sitzende auf Nachfrage offen.

Erkes übernahm das Ruder bei Zollern im Jahr 2008 und folgte dem langjährig­en Geschäftsf­ührer Horst Michael Holzhaur nach.

Nach mit einem Stellenabb­au verbundene­n Tubulenzen, dem Austritt aus dem Arbeitgebe­rverband und der damit fallenden Tarifbindu­ng, hatte sich die Lage bei dem Unternehme­n zuletzt wieder beruhigt. Nachdem das Jahr 2020 nach Angaben des Unternehme­ns mit einem Umsatz von 330 Millionen Euro und einer schwarzen Null abgeschlos­sen wurde, strebt Zollern für 2021 ein deutliches Umsatzplus in Richtung 400 Millionen Euro an.

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