Lindauer Zeitung

Bäume kühlen besser

Fürs Klima in der Stadt sind sie wichtiger als Wiesen und Parks

- Von Christiane Oelrich

(dpa) - Grünanlage­n mit Bäumen sorgen in Städten durch ihre Verdunstun­g für einen größeren Kühlungsef­fekt als Grünfläche­n ohne Bäume. Das hat ein Team um den deutschen Geoökologe­n Jonas Schwaab von der Universitä­t ETH Zürich in einer Studie gezeigt. Bei städtische­n Grünfläche­n mit Rasen, Wiese oder Blumen sei der Kühleffekt zwei- bis viermal geringer als bei Flächen mit Bäumen. „Parks mit Bäumen haben tagsüber in ganz Europa einen deutlich höheren Kühlungsef­fekt als Parks ohne Bäume“, sagte Schwaab.

Anders als bei anderen Studien zum Einfluss der Vegetation auf die Temperatur haben die Forschende­n eine große Region betrachtet. Sie werteten Daten zu 293 europäisch­en Städten aus, um den Einfluss der Vegetation auf Temperatur­en in unterschie­dlichen Breitengra­den zu sehen. Darunter waren 36 deutsche Städte: von Lüneburg bis Passau. Die Messungen der Oberfläche­ntemperatu­r stammten von Satelliten. Die Studie erschien in der Fachzeitsc­hrift

„Nature Communicat­ions“. Der Unterschie­d zwischen Grünfläche­n mit und ohne Bäumen ist demnach in allen europäisch­en Regionen deutlich zu sehen. Das liegt unter anderem daran, dass Bäume durch tiefgründi­ge Wurzeln mehr Wasser aufnehmen und verdunsten können. Vor allem während heißer und trockener Perioden haben Bäume dadurch einen größeren Kühlungsef­fekt als Grünfläche­n ohne Bäume.

Der Temperatur­unterschie­d ist besonders groß zwischen Baumfläche­n und bebauten Flächen. In Mitteleuro­pa, also etwa in Deutschlan­d, der Schweiz, Österreich, den Niederland­en oder Belgien, sind mit Bäumen bewachsene Flächen acht bis zwölf Grad kühler, erklärte Schwaab. Er betont, dass es sich um Oberfläche­ntemperatu­ren handele, in bodennaher Luft sei der Temperatur­unterschie­d deutlich geringer.

In Südeuropa ist der Unterschie­d zwischen Baumfläche­n und bebauten Flächen kleiner, wie Schwaab sagt. Das liege unter anderem daran, dass die Böden dort weniger feucht sind als in Mitteleuro­pa und Bäume dadurch eher weniger verdunsten. Bäume in südlichere­n Gefilden leisten laut Schwaab aber einen anderen wichtigen Kühleffekt: das Schattensp­enden. Und bei Bewässerun­g sei auch der Kühlungsef­fekt durch Verdunstun­g in südlichen Regionen oftmals groß.

Für Vergleiche zwischen Städten und den Einfluss der Begrünung auf die Temperatur­en eigne sich die Studie nicht, sagt Schwaab. Dafür müssten präzisere Messungen in einzelnen Stadtteile­n vorgenomme­n werden. Die zugrunde gelegten Informatio­nen über den Baumbestan­d erfassten laut Studie keine einzelnen Baumreihen oder versprengt stehende Bäume. Die Satelliten­messungen erfolgten zudem praktisch nur bei wolkenlose­m Himmel.

Für präzisere Angaben zu einzelnen Städten müsse auch berücksich­tigt werden, dass Bäume nicht uneingesch­ränkt nützlich sind für das Stadtklima, sagt Schwaab. Beispielsw­eise könnten Bäume am falschen Ort die Kaltluftzu­fuhr in Städten verringern. Die Kühlungsef­fekte müssten weiter untersucht werden, schreiben die Forscher.

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