Lindauer Zeitung

In Luft aufgelöst

Der Fall des Flugzeugen­tführers D. B. Cooper gibt auch 50 Jahre später Rätsel auf – Er entkam mit dem Fallschirm

- Von Robin Legrand

(AFP) - Am 24. November 1971 besteigt ein unscheinba­rer Mann eine Boeing für den kurzen Flug von Portland nach Seattle. Wenige Stunden später entkommt er mit einem Fallschirm und 200 000 Dollar Lösegeld. Der Fall D. B. Cooper ist die einzige ungeklärte Flugzeugen­tführung in den USA. Auch nach 50 Jahren sind Hobbyermit­tler dem rätselhaft­en Luftpirate­n immer noch auf der Spur.

Es war der Nachmittag vor Thanksgivi­ng. Nach dem Start der Boeing 727 der Northwest Orient Airlines bittet Cooper die Stewardess zu sich und steckt ihr einen Zettel zu. Eine Anmache, denkt die Flugbeglei­terin und ignoriert die Botschaft. Cooper insistiert: „Miss, Sie sollten sich lieber den Zettel ansehen. Ich habe eine Bombe.“

Nach einem Blick in Coopers Tasche voller Drähte überbringt die Stewardess dem Piloten die erpresseri­sche Forderung: 200 000 Dollar (nach heutigem Wert umgerechne­t etwa 1,2 Millionen Euro) und vier Fallschirm­e. Eine mehrstündi­ge Geiselnahm­e

im Luftraum über dem Nordwesten der Vereinigte­n Staaten beginnt.

Bei der Landung in Seattle lässt Cooper die 36 Passagiere frei, im Austausch gegen das Geld und die Fallschirm­e. Die Besatzung zwingt er, erneut zu starten und Kurs auf Mexiko-Stadt zu nehmen. Irgendwo zwischen Seattle und Reno im Bundesstaa­t Nevada springt Cooper mit seiner Beute aus der Hintertür in die eiskalte schwarze Nacht.

Die Fahndung beginnt. Wochenlang durchkämmt die Polizei die dichten Wälder der Region, für Hinweise auf Coopers Aufenthalt­sort wird eine Belohnung ausgesetzt. Die US-Bundespoli­zei FBI beschreibt Cooper als „ruhigen Mann Mitte 40 im Business-Anzug mit schwarzer Krawatte und weißem Hemd“.

Doch die Suche nach dem dreisten Erpresser bleibt erfolglos. Wer ist dieser Cooper? Wo versteckt er sich? Und hat er den Sprung überhaupt überlebt? So rätselte die Presse. „Der Typ benahm sich wie ein James Bond“, sagt Eric Ulis und erklärt damit die bis heute anhaltende Faszinatio­n für den Fall.

Der Unternehme­r Ulis ist seit fast 14 Jahren auf den Spuren von D. B. Cooper unterwegs und der US-Sender History Channel dokumentie­rte seine Suche. Uli organisier­t auch die CooperCon, das jährliche Treffen der Fans dieses Falls.

Mary Jean Fryar war in den 2000er-Jahren als FBI-Sonderagen­tin an den Ermittlung­en beteiligt. Cooper sei nach seinem gewaltlose­n Raubüberfa­ll in großer Höhe „zu einer Art Volksheld“in den USA avanciert, sagt sie.

Im Laufe der Jahre gab es immer wieder teilweise abenteuerl­iche Theorien über den Verbleib des Flugzeugen­tführers. Immer wieder behauptete­n Menschen, manche erst auf dem Sterbebett, sie seien D. B. Cooper. Eine davon war Barbara Dayton, eine Hobbypilot­in und Transgende­r-Frau, die ihren Freunden gegenüber die Geiselnahm­e gestand. Die Nichte von Lynn Doyle Cooper war überzeugt, dass ihr Onkel der Täter war, nachdem er in jenem Jahr blutig und lädiert beim Thanksgivi­ng-Dinner auftauchte. Vor fünf Jahren stellte das FBI die Ermittlung­en schließlic­h ein.

Die US-Bundespoli­zei habe zwar insgesamt „sehr gute Arbeit“geleistet, sagt Ulis. „Aber es wurden einige bedeutende Fehler gemacht“. Unter anderem habe das FBI die Flugroute falsch berechnet und deshalb in der falschen Gegend gesucht.

Das Rätsel um Cooper wird vermutlich nie mehr gelöst werden. Aber gerade das hält die Begeisteru­ng für den mysteriöse­n Luftpirate­n am Leben. Die geht so weit, dass Fans Kaffeetass­en, Bier und Socken mit dem 50 Jahre alten Fahndungsf­oto kaufen.

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FOTO: FBI/AFP Das 50 Jahre alte Fahndungsf­oto des Flugzeugen­tführers D. B. Cooper, der nie gefunden wurde.

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