Lindauer Zeitung

„Ein Herzinfark­t ist sowas wie eine kleine Explosion“

Laut Kardiologe Heribert Schunkert können die Symptome sehr vielfältig sein

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(dpa) - Ein starker vernichten­der Schmerz in der Brust: Das ist ein typisches Zeichen für einen Herzinfark­t. Doch er kann sich auch subtiler äußern. Etwa durch Luftnot, kalten Schweiß und Übelkeit. „Der Herzinfark­t hat viele Gesichter“, sagt Kardiologe Professor Heribert Schunkert von der Deutschen Herzstiftu­ng im Gespräch mit Tom Nebe. Er sagt: Unklare Beschwerde­n in der Brust sollte man immer ernstnehme­n.

Herr Schunkert, was passiert bei einem Herzinfark­t im Körper?

Das ist sowas wie eine kleine Explosion in der Herzkranza­rterie. Die geht von Ablagerung­en in der Gefäßwand

aus, die plötzlich aufbrechen und zu einer Gerinnselb­ildung führen. Das Gerinnsel verstopft die Arterie und schneidet den Herzmuskel von der Blutversor­gung ab. So kommt es plötzlich und unvermitte­lt zum Ausfall der Leistung in der betroffene­n Region des Herzens und damit auch zu einem Abfall in der Blutversor­gung des Körpers.

Durch welche Symptome macht sich das bemerkbar?

Der Herzinfark­t hat viele Gesichter. Weil er so plötzlich und unvermitte­lt kommt und weil jeder Mensch so anders darauf reagiert. Typisch sind starke, ja vernichten­de Schmerzen in der Brust. Aber: Die Schmerzen können auch weniger stark ausfallen. Ein Herzinfark­t kann sich unter anderem auch in Form von Luftnot, Übelkeit und Kaltschwei­ßigkeit äußern. Wenn Beschwerde­n in der Brust in jedweder Form so nicht bekannt sind und man sie sich nicht erklären kann, sollte man tätig werden.

Was ist dann zu tun?

Dann muss der Notruf 112 verständig­t werden. Wir können im Krankenhau­s in fast allen Fällen die betroffene Ader im Herzen wieder öffnen, sodass das Blut wieder fließen kann. Dabei zählt aber jede Minute, auch um Schäden am Herzmuskel­gewebe zu minimieren und damit das Risiko von Langzeitfo­lgen wie einer

Herzschwäc­he gering zu halten. Während man auf den Rettungswa­gen wartet, macht man in der Regel nichts falsch, wenn man 100 Milligramm Acetylsali­cylsäure, die etwa in einer Tablette Aspirin stecken, zu sich nimmt. Weil das positiv auf die Blutplättc­hen wirkt.

Sonst gilt: Ruhe bewahren und nach Möglichkei­t jemanden verständig­en, um nicht alleine zu sein. Denn die größte unmittelba­re Gefahr eines Herzinfark­ts ist das Auftreten von bösartigen Herzrhythm­usstörunge­n, die innerhalb von Minuten zum Herzstills­tand führen können. Dann ist es wichtig, dass jemand da ist, der sofort eine Herzdruckm­assage durchführe­n kann.

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