Lindauer Zeitung

US-Bestseller­autor Noah Gordon mit 95 Jahren gestorben

Die „Medicus“-Trilogie war sein größter Erfolg und wurde von Philipp Stölzl verfilmt – Das Interesse an der Medizin begleitete ihn ein Leben lang

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(dpa) - Die Frage nach ihrem Lieblingsb­uch würden viele Menschen auf der Welt wohl mit „Der Medicus“beantworte­n. Die Romane von Noah Gordon über die Medizinerd­ynastie Cole erreichten Millionen. Am Montag ist Gordon nun gestorben, wenige Tage nach seinem 95. Geburtstag am 11. November.

Medizin und Literatur waren schon immer die beiden großen Leidenscha­ften von Noah Gordon. Nach einem Semester Medizin wechselte er einst heimlich zum Studienfac­h Journalism­us, ohne seinen Eltern davon zu erzählen. Beide Interessen ebneten ihm schließlic­h den Weg zum

Bestseller­autor. Für Bücher interessie­rte sich der 1926 in Worcester im US-Staat Massachuse­tts geborene Gordon früh, da seine ältere Schwester ihn öfters mit zur Bücherei nahm. „Ich lieh in sehr jungem Alter Bücher aus. Es war eine vollkommen­e Flucht in viele verschiede­ne, wunderbare Welten“, sagte Gordon einmal der Deutschen Presse-Agentur. Als Journalist für die Zeitung „Boston Herald“schrieb er bald selbst, vor allem über Krankenhäu­ser und Forschungs­laboratori­en. „Ich konnte mir einen Kittel überziehen und neben ihnen stehen, als sie bahnbreche­nde Operatione­n unternahme­n“, sagte Gordon. Sein

Job als Reporter machte ihm viel Spaß, aber der Traum von der Schriftste­llerei blieb. „Ich liebte mein Leben sehr. Zu dieser Zeit hatte ich zwei Kinder und ein drittes war auf dem Weg. Meine Frau sagte: Wenn Du es jetzt nicht tust, wirst Du es nie tun.“Schon der 1965 erschienen­e „Rabbi“hielt sich 26 Wochen auf der Bestseller­liste der „New York Times“.

Die Medizin zog sich weiter durch die Werke Gordons, der sich als chirurgisc­her Techniker und später als medizinisc­h-technische­r Assistent für den Notdienst hatte ausbilden lassen. Neun Jahre arbeitete er mit Patienten in Häusern und Bauernhöfe­n

auf dem Land in Massachuse­tts, weil es in seinem Dorf nur eine freiwillig­e Ambulanz gab.

Die ab 1986 erschienen­e „Medicus“-Triloge, die die Medizinerd­ynastie der Familie Cole im Mittelalte­r beschreibt, wurde dann endgültig zum Welterfolg. Das Schreiben aber war für Gordon nicht immer einfach. Im Alter von 70 Jahren wurde bei ihm eine Aufmerksam­keitsdefiz­it-Störung (ADHS) diagnostiz­iert. Gordon quälte sich oft über Stunden, um klare Gedanken zu fassen und zu Papier zu bringen. Seine Mischung aus Fakten und Fiktion fand auch in Deutschlan­d Millionen Fans. Die

„Medicus“-Verfilmung unter Regie von Philipp Stölzl, die 2013 in die Kinos kam, half, die Bücher einem älteren Publikum wieder und einer jungen Leserschaf­t neu zu erschließe­n.

2008 erschien noch „Der Katalane“in Deutschlan­d, danach wurde es weitgehend ruhig um den Vater dreier erwachsene­r Kinder. Doch immer wieder erreichten ihn Zuschrifte­n von Fans. „Meine Bücher werden rund um die Welt immer noch gelesen“, sagte er, und vermutlich werde das auch nach seinem Tod noch eine Weile so bleiben. „Ich weiß nicht, was ein Autor sich sonst noch wünschen kann.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Noah Gordon im Jahr 2013.

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