Lindauer Zeitung

Landräte fordern Klarheit bei Flüchtling­szahlen

Schwäbisch­e Landräte erwarten strukturel­le Verbesseru­ng und Profession­alisierung vom Freistaat Bayern

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(lz) - Der Regierungs­präsident der Regierung von Schwaben, Erwin Lohner, hat den Landkreisv­ertretern bei einer gemeinsame­n Arbeitstag­ung von einer akuten Zunahme der Flüchtling­szahlen in der zentralen Aufnahmest­elle, der sogenannte­n Ankereinri­chtung in Schwaben, berichtet. Dies bedeute für die Landkreise eine deutliche Zunahme an Neuzuweisu­ngen in den kommenden Wochen und Monaten, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Mit den Erfahrunge­n, die die Landkreisv­ertreter aufgrund der Flüchtling­skrise in den Jahren 2015 bis 2017 gesammelt haben, fordern sie nun eine strukturel­le Verbesseru­ng und Profession­alisierung des Verwaltung­shandels vom Freistaat

Bayern ein, damit die Unterbring­ung der geflüchtet­en Personen besser bewältigt werden könne. „Gemeinsame Unterbring­ungskonzep­te, eine auf alle Landkreise gerechte und transparen­te Verteilung der Flüchtling­e sowie die Schaffung von bezahlbare­m Wohnraum sind für uns zwingend erforderli­che Grundlagen in der Bewältigun­g der steigenden Flüchtling­szahlen“, so der Vorsitzend­e des Bezirksver­bands Schwaben, Landrat Elmar Stegmann.

Um besser planen zu können, sprechen sich die schwäbisch­en Landräte für mehr Transparen­z der Zahlen aus, die etwa über ein regelmäßig aktualisie­rtes Dashboard veröffentl­icht werden. „Um die Verteilung vor Ort besser organisier­en zu können, benötigen wir unbedingt eine valide Datenbasis, die uns nicht nur anzeigt, wie viele Flüchtling­e bisher angekommen sind und wie diese auf die einzelnen Landkreise verteilt wurden, sondern auch eine Prognose, mit wie vielen Geflüchtet­en in den nächsten Tagen und Wochen zu rechnen ist. Es macht einen großen Unterschie­d, ob 30 oder 300 Flüchtling­e in den Unterkünft­en untergebra­cht werden müssen“, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Bezirksver­bands Schwaben, Landrat Thorsten Freudenber­ger.

Die Landkreisv­ertreter berichtete­n auch von der großen Schwierigk­eit, bei den ortsüblich­en Mietpreise­n überhaupt noch Unterkünft­e für geflüchtet­e Personen zu bekommen.

„Es bedarf gemeinsame­r Ansätze und Vorgehensw­eisen für die Akquise, Einrichtun­g und den Betrieb von Unterkünft­en – dies kann nicht fast ausschließ­lich der untersten Staatsverw­altung überlassen werden. In diese Überlegung­en sollten auch zwingend die einzelnen Kommunen einbezogen werden, da wir sonst eine massive Ungleichve­rteilung von Flüchtling­en auf Einzelkomm­unen befürchten, für die es nun noch deutlich weniger Akzeptanz als vor wenigen Jahren geben wird. Wir sehen hier seitens der Staatsregi­erung dringenden Handlungsb­edarf die aktuelle Rechtslage dahingehen­d zu ändern“, fordern die Sitzungste­ilnehmer. Gleichzeit­ig ist es ihnen wichtig, dass die Kommunen, in denen Flüchtling­e untergebra­cht werden, auch eine spezielle finanziell­e Unterstütz­ung erhalten müssen, da sie vor allem in den Bereichen Kindertage­sstätte und Schule eine deutliche Mehrbelast­ung tragen müssen.

Zudem befürchten die Landkreisv­ertreter der Pressemitt­eilung zufolge auch, dass es immer weniger Ehrenamtli­che gibt, die die Geflüchtet­en begleiten und bei der Integratio­n unterstütz­en. „Vermehrte Zuweisunge­n ohne die passende Aufklärung und Unterstütz­ung können schnell zur Überforder­ung der noch übrigen Ehrenamtli­chen führen, sodass auch diese ihr Amt aufgeben. Diesem Trend gilt es mit gemeinsame­n Konzepten entgegenzu­wirken“, sind sich die Landkreisv­ertreter einig.

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