26-Jährige schlägt ihrem Partner ins Gesicht
(mima) - Nur ein halbes Jahr haben zwei junge Oberallgäuer zusammen gelebt. Doch in der kurzen Zeit soll es zu Gewalt, Beleidigungen, Bedrohungen und Stalking gekommen sein. Die schwierige Beziehung hatte jetzt ein Nachspiel vor Gericht, die Anklage lautete auf vorsätzliche Körperverletzung.
Auf der Anklagebank saß eine junge Frau: Die 26-Jährige soll ihren Partner nach einem Streit mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihn gewürgt haben. Sie hatte gegen einen Strafbefehl Einspruch eingelegt, der eine Geldstrafe von 3600 Euro (120 Tagessätze) vorsah. Das Verfahren gegen die Oberallgäuerin wurde schließlich eingestellt. Auch weil ihr Ex-Partner sich klar dagegen aussprach, seine frühere Freundin zu bestrafen. „Für mich ist das hier alles Kindergarten“, sagte das Opfer vor Gericht. „Die Schläge haben nicht wehgetan, und ich wurde auch nicht verletzt. Ich will nur meinen Frieden haben.“
Angezeigt habe er seine Ex-Partnerin nur, weil diese ihn zuerst bei der Polizei beschuldigt hatte und die Beamten ihm zur Gegenanzeige geraten hatten. „Ich wollte mich verteidigen.“Doch während das Verfahren gegen den 28-Jährigen eingestellt wurde, weil Aussage gegen Aussage stand, landete seine Partnerin vor Gericht. Denn es gab eine Zeugin, die aussagte, einen Faustschlag gesehen zu haben. Zu dem Vorfall soll es im Oktober 2020 gekommen sein. Vorangegangen war ein Streit nach einem durchzechten Abend mit Freunden. „Sie hat ihre Tasche geholt und wollte gehen“, sagte die 22-jährige Bekannte des Paares im Zeugenstand. „Er hat sich vor die Tür gestellt und wollte mit ihr reden, dann hat sie ihn gegen die Wand gedrückt und mit der Faust ins Gesicht geschlagen.“
Die Angeklagte räumte den Angriff ein. „Ich habe ihm mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen“, sagte die 26-Jährige mit brüchiger Stimme. Sie brach in der Verhandlung in Tränen aus. „Er hat mich nicht gehen lassen und mich festgehalten.“Es sei in der Beziehung oft zu Streitigkeiten und Beleidigungen gekommen, erzählte die Angeklagte. Gewürgt habe sie ihren Ex-Partner aber nie.
Angezeigt habe sie den 28-Jährigen, weil dieser sie immer wieder mit Anrufen und Nachrichten schikaniert habe. Zudem habe er versucht, Familie und Freunde gegen sie aufzubringen. „Er hat dem Vater meines Kindes geschrieben, er soll einen Vaterschaftstest machen“, sagte die 26-Jährige. Die E-Mails und ChatVerläufe legte sie dem Gericht vor, ebenso wie Nachrichten, in denen sich der 28-Jährige für sein eigenes Verhalten entschuldigte. In den Mitteilungen, die im Prozess verlesen wurden, fanden sich auch Beleidigungen und Drohungen. Dennoch bat die Angeklagte ihren Ex-Partner um Entschuldigung. „Ich wollte den ganzen Stress nicht.“
Richterin Brigitte Gramatte-Dresse sprach von einer „unguten“Verfahrenssituation, weil die 26-Jährige angeklagt wurde, während der ExPartner trotz ihrer Anzeige unbehelligt blieb. Der Staatsanwalt regte schließlich an, das Verfahren gegen die Zahlung von 200 Euro an eine wohltätige Organisation einzustellen. Weil das Opfer nicht verletzt worden war, handele es sich nur um eine versuchte Körperverletzung. Zudem habe der Betroffene kein Interesse an einer Strafverfolgung. So wurde das Verfahren gegen die nicht vorbestrafte 26-Jährige eingestellt.