Bauhof-Fusion bleibt umstritten
Weingartener Mitarbeiter sehen geplante Zusammenlegung kritisch
- In einer gemeinsamen Sitzung haben die Gemeinderäte Weingartens und Ravensburgs im April dieses Jahres die Zusammenlegung ihrer Bauhöfe beschlossen. Doch scheinen sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben. „Viele Mitarbeiter wollen die Fusion nicht“, sagt Horst Wiest, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Weingarten (FWW).
Eine Mitarbeiterbefragung sollte darüber Klarheit verschaffen, doch die Freien Wähler scheiterten mit ihrem Antrag in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag. In dem Antrag wollten die Freien Wähler den Personalrat beauftragen, die Bauhof-Mitarbeiter anonym über die Akzeptanz der Zusammenlegung zu befragen. „Die Form der Befragung sowie die zu stellenden Fragen müssen vor Durchführung dem Gemeinderat vorgelegt und von diesem genehmigt werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage.
Allerdings darf der Gemeinderat – wie in der Sitzung am Montag bekannt gegeben wurde – den Personalrat nicht beauftragen, die Mitarbeiter zu befragen, was das eigentliche Problem des Antrags ist. Dennoch will Wiest an einer Befragung festhalten. Denn: „Die Begeisterung der Mitarbeiter hält sich in Grenzen“, sagte Wiest im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, wie er aus Gesprächen mit den Mitarbeitern erfahren hat. Immerhin handelt es sich um rund 60 Mitarbeiter. „Die sollte man schon mitnehmen“, sagte Wiest, „man hat sie nie gefragt, ob sie das gut finden. Das stört mich.“
In der Sitzung vom April hatte Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp gesagt, die Mitarbeiter seien für die Fusion. Ob das allerdings für die Weingartener BauhofMitarbeiter gilt, ist fraglich. Nicht nur in den Augen von Wiest. Wie der Personalratsvorsitzende Ernst Wagner im Anschluss der Sitzung der „Schwäbischen Zeitung“sagte, sei diese Zustimmung für Weingarten nicht richtig. Es gebe Vorbehalte.
Grundlage für die Entscheidung zur Fusion war eine Machbarkeitsstudie, die beide Städte in Auftrag gegeben hatten. Sie ergab unter anderem, dass die Zusammenarbeit der Bauhöfe nur marginal sei, und es deshalb Doppelstrukturen wie Werkstätten, Lager, Standort und Maschinen gebe. Spezialmaschinen seien nicht ausgelastet. Beim Personal gebe es Engpässe, es sei überaltert, Nachwuchs gebe es kaum.
Wie die Machbarkeitsstudie auch zeigte, würde der Verlust vor allem aufgrund der anstehenden dringenden Sanierungsarbeiten bei den Ravensburger Bauhöfen knapp 330 000 Euro betragen. Demgegenüber stehe ein Einsparpotenzial von jährlich 280 000 Euro bei einem zentralen Bauhof, der sich zudem zu einem attraktiven Arbeitgeber entwickeln soll. Doch das überzeugte Wiest nicht. „Von den Einsparungen bin ich enttäuscht“, sagte er. Außerdem seien für ihn viele Fragen, etwa die Kostenabrechnung, nicht geklärt. Eine Entscheidung über eine Fusion habe er für zu früh gehalten. Letztendlich stimmte aber eine Mehrheit für die Fusion. Eine Lenkungsgruppe soll nun an der Umsetzung arbeiten.
Die grobe Marschrichtung sieht zunächst bis 2022 eine organisatorische Fusion der Ortsbauhöfe Taldorf und Eschach mit dem Betriebshof Ravensburg vor. In Schmalegg bleibt ein technischer Dienst, der direkt dem Ortsvorsteher untersteht. Die beiden Niederlassungen Taldorf und Eschach fusionieren 2023 räumlich zu „Ravensburg Süd“. 2024 soll dann die organisatorische Zusammenlegung der Bauhöfe Ravensburg und Weingarten zu einem zentralen Bauhof erfolgen. Mittelfristig- bis langfristig soll es auch einen gemeinsamen Standort geben. Wo dieser Neubau entsteht, wie teuer er wird und wann er fertig werden soll, ist allerdings noch völlig unklar. Geplant ist auch, den Standort „Ravensburg Süd“in Mariatal und den technischen Dienst in Schmalegg zu erhalten. Letzterer werde voraussichtlich nur aus drei Mitarbeitern bestehen.