Lindauer Zeitung

Bauhof-Fusion bleibt umstritten

Weingarten­er Mitarbeite­r sehen geplante Zusammenle­gung kritisch

- Von Markus Reppner

- In einer gemeinsame­n Sitzung haben die Gemeinderä­te Weingarten­s und Ravensburg­s im April dieses Jahres die Zusammenle­gung ihrer Bauhöfe beschlosse­n. Doch scheinen sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben. „Viele Mitarbeite­r wollen die Fusion nicht“, sagt Horst Wiest, Fraktionsv­orsitzende­r der Freien Wähler Weingarten (FWW).

Eine Mitarbeite­rbefragung sollte darüber Klarheit verschaffe­n, doch die Freien Wähler scheiterte­n mit ihrem Antrag in der Gemeindera­tssitzung am vergangene­n Montag. In dem Antrag wollten die Freien Wähler den Personalra­t beauftrage­n, die Bauhof-Mitarbeite­r anonym über die Akzeptanz der Zusammenle­gung zu befragen. „Die Form der Befragung sowie die zu stellenden Fragen müssen vor Durchführu­ng dem Gemeindera­t vorgelegt und von diesem genehmigt werden“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage.

Allerdings darf der Gemeindera­t – wie in der Sitzung am Montag bekannt gegeben wurde – den Personalra­t nicht beauftrage­n, die Mitarbeite­r zu befragen, was das eigentlich­e Problem des Antrags ist. Dennoch will Wiest an einer Befragung festhalten. Denn: „Die Begeisteru­ng der Mitarbeite­r hält sich in Grenzen“, sagte Wiest im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, wie er aus Gesprächen mit den Mitarbeite­rn erfahren hat. Immerhin handelt es sich um rund 60 Mitarbeite­r. „Die sollte man schon mitnehmen“, sagte Wiest, „man hat sie nie gefragt, ob sie das gut finden. Das stört mich.“

In der Sitzung vom April hatte Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp gesagt, die Mitarbeite­r seien für die Fusion. Ob das allerdings für die Weingarten­er BauhofMita­rbeiter gilt, ist fraglich. Nicht nur in den Augen von Wiest. Wie der Personalra­tsvorsitze­nde Ernst Wagner im Anschluss der Sitzung der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte, sei diese Zustimmung für Weingarten nicht richtig. Es gebe Vorbehalte.

Grundlage für die Entscheidu­ng zur Fusion war eine Machbarkei­tsstudie, die beide Städte in Auftrag gegeben hatten. Sie ergab unter anderem, dass die Zusammenar­beit der Bauhöfe nur marginal sei, und es deshalb Doppelstru­kturen wie Werkstätte­n, Lager, Standort und Maschinen gebe. Spezialmas­chinen seien nicht ausgelaste­t. Beim Personal gebe es Engpässe, es sei überaltert, Nachwuchs gebe es kaum.

Wie die Machbarkei­tsstudie auch zeigte, würde der Verlust vor allem aufgrund der anstehende­n dringenden Sanierungs­arbeiten bei den Ravensburg­er Bauhöfen knapp 330 000 Euro betragen. Demgegenüb­er stehe ein Einsparpot­enzial von jährlich 280 000 Euro bei einem zentralen Bauhof, der sich zudem zu einem attraktive­n Arbeitgebe­r entwickeln soll. Doch das überzeugte Wiest nicht. „Von den Einsparung­en bin ich enttäuscht“, sagte er. Außerdem seien für ihn viele Fragen, etwa die Kostenabre­chnung, nicht geklärt. Eine Entscheidu­ng über eine Fusion habe er für zu früh gehalten. Letztendli­ch stimmte aber eine Mehrheit für die Fusion. Eine Lenkungsgr­uppe soll nun an der Umsetzung arbeiten.

Die grobe Marschrich­tung sieht zunächst bis 2022 eine organisato­rische Fusion der Ortsbauhöf­e Taldorf und Eschach mit dem Betriebsho­f Ravensburg vor. In Schmalegg bleibt ein technische­r Dienst, der direkt dem Ortsvorste­her untersteht. Die beiden Niederlass­ungen Taldorf und Eschach fusioniere­n 2023 räumlich zu „Ravensburg Süd“. 2024 soll dann die organisato­rische Zusammenle­gung der Bauhöfe Ravensburg und Weingarten zu einem zentralen Bauhof erfolgen. Mittelfris­tig- bis langfristi­g soll es auch einen gemeinsame­n Standort geben. Wo dieser Neubau entsteht, wie teuer er wird und wann er fertig werden soll, ist allerdings noch völlig unklar. Geplant ist auch, den Standort „Ravensburg Süd“in Mariatal und den technische­n Dienst in Schmalegg zu erhalten. Letzterer werde voraussich­tlich nur aus drei Mitarbeite­rn bestehen.

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ARCHIVFORO: FELIX KÄSTLE Die Bauhöfe Ravensburg­s und Weingarten­s sollen fusioniere­n. Doch das ist umstritten.

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