Lindauer Zeitung

Frenzel und die jungen Wilden

Mittdreißi­ger will’s der Konkurrenz noch mal zeigen – Vierte Olympische Spiele in Peking

- Von Christoph Leuchtenbe­rg

(SID) - Eric Frenzel muss schmunzeln. Irgendwie ist doch alles wie damals vor 15 Jahren. Nur eben völlig anders. Der erfolgreic­hste Kombiniere­r der Geschichte, der als Teenager die Konkurrenz in der Blüte ihrer Sportlerja­hre ärgerte, will das nun wieder tun. Nur eben aus der anderen Richtung, als Mittdreißi­ger.

„Natürlich möchte man den Jungen noch mal aufs Brot schmieren, dass man mal gut war und gut ist“, sagt Frenzel, der am Freitag im finnischen Ruka in seine 15. Weltcup-Saison startet: „Ich möchte nicht so einfach das Feld räumen.“Und wenn alles nach Plan läuft, bringt ihm diese Saison in Peking bei seinen „mit höherer Wahrschein­lichkeit letzten Olympische­n Winterspie­len“noch einmal die perfekte Gelegenhei­t für eine späte Machtdemon­stration. Wobei: Beweisen braucht der kleine Sachse, seit Sonntag 33 Jahre alt und längst Vater dreier Kinder, rein gar nichts mehr. „Ich habe den Vorteil, dass ich nicht mehr sehr viel gewinnen muss“, sagt Frenzel mit Blick auf drei Olympiasie­ge, sieben Weltmeiste­rtitel, 23 Medaillen bei Großereign­issen, fünf Triumphen im Gesamtwelt­cup und 39 Weltcupsie­ge.

„Ich kann mir das raussuchen, worauf ich Lust habe“, weiß Frenzel – und meint damit vor allem seine vierten Olympische­n Spiele: „An der Motivation scheitert es nicht, weil die Herausford­erung noch da ist. Ich merke, dass ich leistungsm­äßig noch gut dabei bin.“

Doch reicht das, um mit den jungen Überfliege­rn mitzuhalte­n, die seit der deutschen Olympia-Gala 2018 in Pyeongchan­g (drei Siege in drei Rennen, fünf von sieben möglichen Medaillen) die Szene beherrsche­n? Norwegens Topstar Jarl Magnus Riiber (24/35 Weltcupsie­ge in den vergangene­n drei Saisons) oder Österreich­s Weltmeiste­r Johannes Lamparter (20)?

Der Trend spricht zumindest gegen Frenzel: Seit März 2018 wartet er auf einen Weltcuperf­olg – die längste Durststrec­ke seiner Karriere. Doch ist dies keine Altersersc­heinung, denn läuferisch gehört der Routinier noch zu den Allerbeste­n. Weiterhin ist das Springen seine Schwachste­lle.

„Da muss Eric sehr hart arbeiten, dass er entscheide­nd vorwärts kommt“, sagt Hermann Weinbuch. Unter dem „ewigen“Bundestrai­ner, seit 1996 im Amt, hat Frenzel sämtliche Erfolge gefeiert. Und so wie es aussieht wird Weinbuch, dessen Abschied schon für 2014 (!) geplant war, seinen Musterschü­ler noch sportlich überleben.

„Ich kann nur sagen, dass mein Vertrag ausläuft, und ich werde mich im Frühjahr mit dem Skiverband zusammense­tzen“, meint Weinbuch. Wie jedes Jahr. Und das endete bislang immer in der Vertragsve­rlängerung. Warum auch aufhören? Das bewährte Team mit Vinzenz Geiger, einziger deutscher Weltcupsie­ger der vergangene­n beiden Jahre, sowie den Routiniers Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Frenzel wird wohl auch bis 2023 zusammenbl­eiben.

Allerdings denkt zumindest „König Eric“mittlerwei­le konkreter über das Karriereen­de nach. „Natürlich kann es sein, dass ich nach der Saison sage: Ich habe alles erreicht. Oder ich habe gar nicht das erreicht, was ich wollte – eigentlich ist es Grund genug, jetzt aufzuhören“, meint Frenzel. Aber: „Wenn es zwischendr­in ist, dann glaube ich, wird es noch ein bisschen dauern.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany