Lindauer Zeitung

Das Privileg bleibt bis zum Ende

- Von Guido Bohsem politik@schwaebisc­he.de

Früher galt beim Autokauf die Faustforme­l: Wer mehr als 15 000 Kilometer im Jahr fährt und auf Beschleuni­gung verzichten kann, sollte einen Diesel-Pkw kaufen. Ab dieser Fahrleistu­ng nämlich fiel es mehr ins Gewicht, dass der Treibstoff für den Selbstzünd­er an der Tankstelle billiger ist als Benzin, obwohl die Kfz-Steuer höher ist. Das stimmt so pauschal schon länger nicht mehr, weil der Staat die Besteuerun­g in den vergangene­n Jahren immer stärker am CO2-Ausstoß der Fahrzeuge orientiert hat.

Diesel ist billiger, weil Benzin höher besteuert wird. Das ist schon seit Jahrzehnte­n so und diese Subvention hat maßgeblich zum Dieselboom hierzuland­e beigetrage­n. Um den rechnerisc­hen Vorteil im Vergleich zum Benziner zu erhalten und weiterhin gute Geschäfte zu machen, hat die Automobili­ndustrie jahrelang bei den Abgaswerte­n der Dieselfahr­zeuge geschummel­t. Doch das fällt offenbar nicht ins Gewicht. Auch die Ampel-Koalition, die sich so sehr um den Klimawande­l kümmern möchte, wird daran nichts ändern, wie die Grünen zähneknirs­chend zugeben. Das Dieselpriv­ileg dürfte bis zum Produktion­sende des Verbrennun­gsmotors erhalten bleiben.

Es steht in den Sternen, ob die europäisch­e Richtlinie, mit der die Besteuerun­g der Kraftstoff­e angegliche­n werden soll, jemals kommt. Nur ein Mitgliedss­taat der Europäisch­en Union muss dagegen sein, und das Vorhaben wird niemals umgesetzt.

Darauf setzt ganz offenkundi­g die SPD. Auch der vermutlich­e Finanzmini­ster, FDP-Chef Christian Lindner, wird das Vorhaben kaum mit Hochdruck vorantreib­en. Zwar könnte er die zusätzlich­en Einnahmen gut gebrauchen, doch das ist den Ärger nicht wert, zumal die von den Liberalen favorisier­te CO2-Besteuerun­g die Dieselfahr­er ohnehin stärker belasten wird und in der ausschließ­lichen Produktion von elektrisch betriebene­n Fahrzeugen die Zukunft liegt. Dieses Vorgehen mögen überzeugte Klimaschüt­zer halbherzig und zu langsam finden. Es sichert aber Millionen von Diesel-Fahrern eine Art Bestandssc­hutz zu, die ihre Fahrzeuge im Vertrauen darauf erworben haben, dass die DieselFaus­tformel für ihr Fahrzeug zählt.

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