Dem Wolf droht Ungemach
Was die Ampel im Umgang mit dem Raubtier plant
- Es ist eine komplizierte Geschichte mit dem Wolf und den Menschen. Die einen, also vornehmlich die tierhaltende Landwirtschaft, könnte auch ganz gut ohne ihn und seinen Appetit auf ihr Kapital leben. Die anderen, Grüne und Umweltschützer, freuen sich, dass die Raubtiere sich hierzulande wieder heimisch fühlen. Geeinigt hat man sich auf eine skeptische Koexistenz. Nur was tun, wenn der Rückkehrer zum Problemwolf wird?
Lange haben die Bundesländer darüber gestritten, unter welchen Bedingungen ein Wolf geschossen werden darf. Bisher landet quasi jeder Abschuss vor Gericht oder zumindest bei der Staatsanwaltschaft. Zum Abschluss der Umweltministerkonferenz (UMK) wurde in Rostock am Freitag nun ein Praxisleitfaden darüber vorgestellt, wie Problemwölfe rechtssicher abgeschossen werden dürfen. „Es geht nicht primär darum, Wölfe zu töten“, gibt Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD), der die diesjährige UMK geleitet hat, zu bedenken. Der Wolf sei nach wie vor eine streng geschützte Art. Der knapp 60-seitige Leitfaden solle Beamten viel mehr Rechtssicherheit geben, ob die „Entnahme“eines einzelnen Tieres oder gleich eines ganzen Rudels nach dem Bundesnaturschutzgesetz genehmigt werden könne.
Strittige Punkte hätten sich bislang unter anderem aus der unterschiedlichen Betroffenheit der Länder ergeben. Backhaus ist allerdings überzeugt, dass sich künftig jedes Bundesland mit dem Wolf auseinandersetzen muss. Bisher haben sich die rund 1400 Tiere oder 128 Rudel in Deutschland von der Oberlausitz aus in nordwestliche Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern bis nach Niedersachsen verbreitet. Einzelne Wölfe gibt es unter anderem auch in Baden-Württemberg und Bayern.
Auch die künftige Ampel-Regierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag dem Tier gewidmet. „Unser Ziel ist es, das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf so gut zu gestalten, dass trotz noch steigender Wolfspopulation möglichst wenige Konflikte auftreten“, heißt es darin. Man wolle mit allen befassten Organisationen einen institutionalisierten Dialog einrichten. Zudem sollen die „Monitoringstandards“überarbeitet werden, damit die Anzahl der hier lebenden Wölfe realitätsgetreu abgebildet werden und den Ländern ein „regional differenziertes Bestandsmanagement“ermöglicht werden könne.
Der deutsche Jagdverband liest hieraus eine Verschärfung des Umgangs mit dem Wolf heraus und fordert die Ampel auf, Reformen schnell umzusetzen. „Die Zahl der Wölfe in Deutschland nimmt von Jahr zu Jahr stark zu. Dementsprechend wachsen auch die Probleme im ländlichen Raum“, so Verbandsvize Helmut Dammann-Tamke zur „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es müsse möglich werden, dass Rudel, die immer wieder Nutztiere gerissen haben, auch „komplett entnommen werden“. 2020 wurden bundesweit 942 Übergriffe auf Nutztiere dokumentiert.