Mutante aus Südafrika bereitet Sorgen
Hersteller Biontech verspricht rasche Anpassung seines Impfstoffs
- Lange war es ruhig geworden um neue Corona-Varianten, Delta dominierte das Geschehen. Doch die neue Mutante aus Südafrika hat Experten und Politiker aufgeschreckt – mit Folgen auch für Reisende.
Was ist denn das Gefährliche an der Mutante?
Die im südlichen Afrika entdeckte Variante B.1.1.529 hat laut dem Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, viele Mutationen an mehreren entscheidenden Stellen des Virus. Das spreche dafür, dass die Übertragung noch leichter als bei Delta sein könne. Er sei „in sehr großer Sorge“. Für den Virologen Richard Neher, der an der Uni Basel arbeitet, ist bemerkenswert, dass die Neuentdeckung viele Mutationen kombiniere, die aus anderen besorgniserregenden Varianten bekannt sind. Damit sei vorstellbar, dass die Variante „sowohl sehr übertragbar ist als auch Teilen der Immunantwort entkommt“. Die Wissenschaftlerin Susan Hopkins vom Imperial College in London bezeichnet die Variante schlicht als „die besorgniserregendste, die wir je gesehen haben“. Gut ist zumindest, dass sie so schnell entdeckt wurde. In Südafrika wird schon länger als in Deutschland gezielt nach Mutationen gesucht, die dortigen Forscher gelten weltweit als führend. Noch-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dankte Südafrika ausdrücklich dafür. Denn die Ausbreitung in Deutschland wäre angesichts der derzeitigen Zahlen „das Letzte, was wir brauchen können“. Zunächst wurde die
Mutante in Südafrika und Botsuana sowie bei Südafrika-Rückkehrern in Hongkong und Israel nachgewiesen. Am Freitag hat Belgien einen ersten Fall registriert.
Was bedeutet das für die Impfstoffe?
Für Professor James Naismith von der Uni Oxford ist es „fast sicher“, dass die verfügbaren Vakzine gegen die Variante weniger effektiv sind. Auch der südafrikanische Virologe Shabir Madhi geht davon aus, dass sie nur noch bedingt schützen. Der Virologe Martin Stürmer hat aber die Hoffnung, dass man mithilfe der Impfstoffe von Biontech und Moderna rasch daraufhin umstellen könne. Biontech bestätigte, man habe „unverzüglich Untersuchungen zur Variante B.1.1.529 eingeleitet“. Mit Ergebnissen rechne man in zwei Wochen. Sei die Anpassung nötig, könne man diese innerhalb von sechs Wochen
realisieren und erste Chargen innerhalb von 100 Tagen ausliefern.
Welche Folgen hat es für Urlauber, wenn eine Region zum Virusvariantengebiet erklärt wird?
In erster Linie bedeutet das, dass Reisende – egal, ob geimpft oder ungeimpft – bei der Rückkehr nach Deutschland einen negativen Test vorlegen müssen und sich für 14 Tage in Quarantäne zu begeben haben. Aus dieser kann man sich nicht vorzeitig freitesten. Der Test, der vor der Rückreise vorgelegt werden muss, darf maximal 24 Stunden (Antigen-Test) beziehungsweise 72 Stunden (PCR-Test) alt sein.
Sind Südafrika-Reisen möglich? Nein. Laut Bundesgesundheitsministerium dürfen „Fluggesellschaften nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern“. Die Aufnahme von Passagieren in Deutschland mit Ziel Südafrika ist ausgeschlossen. Reisebeschränkungen für weitere Länder im Süden Afrikas könnten folgen.
Was ist mit gebuchten Reisen? Wenn ein Veranstalter eine Reise nicht mehr anbieten kann, haben Kunden das Recht, sie kostenlos zu stornieren. Von Airlines können die verhinderten Urlauber laut ADAC in der Regel nur den Ticketpreis zurückverlangen. Ein Anspruch auf eine pauschale Ausgleichszahlung besteht nicht. Komplizierter liegt der Fall bei Individualreisen. Kostenlose Stornierungen von Hotelbuchungen könnten schwierig werden. Der ADAC empfiehlt, sich direkt an das Hotel zu wenden und gegebenenfalls auch Gutscheine zu akzeptieren.