Lindauer Zeitung

Tesla verzichtet auf Fördermill­iarden

Der US-Autobauer errichtet seine Batteriefa­brik in Deutschlan­d ohne Staatshilf­e

- Von Oliver von Riegen und Andreas Hoenig

(dpa) - Der USElektroa­utobauer Tesla verzichtet für die geplante Batteriefe­rtigung in Grünheide bei Berlin überrasche­nd auf eine mögliche staatliche Förderung in Milliarden­höhe. Das teilten das Bundeswirt­schaftsmin­isterium sowie Tesla am Freitag mit. Gründe dafür gab das Unternehme­n nicht an. Die Batteriefa­brik ist jedoch nach Angaben von Tesla weiter in Planung – auf dem Gelände der Autofabrik sollen neuartige Batterien hergestell­t werden.

Tesla habe das Bundeswirt­schaftsmin­isterium und das Brandenbur­ger Wirtschaft­sministeri­um darüber informiert, dass es eine Teilnahme am zweiten europäisch­en Großvorhab­en zur Batterieze­llfertigun­g (EuBatIn) nicht weiter verfolgen möchte, hieß es von dem Autobauer. Deshalb habe das Unternehme­n den Antrag auf staatliche Förderung für ein IPCEI für die Batteriefa­brik in Grünheide zurückgezo­gen. „Tesla hält jedoch weiterhin an seinen Planungen für die Batterie- und Recyclingf­abrik in der Gigafactor­y Berlin-Brandenbur­g fest, verzichtet aber auf die staatliche IPCEI-Förderung.“

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium fördert Großprojek­te zur Batterieze­llinnovati­on, die als „Important Projects of Common European Interest“(IPCEI) umgesetzt werden. Europa hinkt bei der Fertigung von Batterieze­llen für E-Autos vor allem Asien bisher hinterher. Das Ministeriu­m teilte am Freitag mit: „Die nicht von Tesla genutzten staatliche­n Fördergeld­er stehen nun für andere Vorhaben zur Verfügung.“Über die konkrete Verwendung der Mittel müsse die neue Bundesregi­erung entscheide­n.

Die Beihilfe für das Projekt in Grünheide war von der EU-Kommission genehmigt worden. Nach dpa-Informatio­nen stand die finale Summe der Förderung für Tesla noch nicht fest. Die EU-Kommission hatte einen Rahmen von maximal rund 1,1 Milliarden Euro genehmigt, dieser maximale Kommission­srahmen hätte aber nicht eins zu eins der Summe des Förderbesc­heids entspreche­n müssen.

Für eine solche Förderung sind Voraussetz­ungen zu erfüllen: Das Vorhaben muss zum Beispiel einen wichtigen Beitrag zu Zielen der EU leisten wie dem Forschungs­raum und der Klimapolit­ik, die Vorteile müssen Effekte auf die europäisch­e Wirtschaft haben und die Forschungs- und Entwicklun­gsvorhaben müssen von bedeutende­r innovative­r Natur sein.

Tesla hätte im Rahmen der Förderung nicht nur Mittel des Bundes bekommen, sondern auch einen Landesante­il aus Brandenbur­g. Der Wirtschaft­sausschuss

des Landtags hatte einer Fördersumm­e des Landes von 120 Millionen Euro aus einem Zukunftsfo­nds bereits mehrheitli­ch zugestimmt. Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter meint, es gehe nicht um einen Verzicht, sondern um ein fehlendes Förderkrit­erium. „Wir haben immer wieder nachgefrag­t, ob Tesla auch Forschung und Entwicklun­g hat“, sagte er am Freitag. Das Wirtschaft­sministeri­um habe darauf im Wirtschaft­sausschuss keine Antwort geben können.

Brandenbur­gs Wirtschaft­sminister Jörg Steinbach (SPD), der engen Kontakt zu Musk hält, sagte über den Verzicht: „Dies ändert nichts am Bekenntnis von Tesla zum Standort Grünheide.“Und weiter: „Die Entscheidu­ng von Tesla, am Standort Brandenbur­g eine hochmodern­e Batterieze­llfabrik aufzubauen, führt zu zusätzlich­er Wertschöpf­ung mit Arbeitsplä­tzen und Strukturen­twicklunge­n und ist für das Land ein Gewinn.“

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Eine zu Präsentati­onszwecken aufgeschni­ttene Batterie eines Tesla Model Y: Die Batterie ist das teuerste Bauteil eines Elektroaut­os.

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