Lindauer Zeitung

Diesel fahren könnte teurer werden

Die Ampel-Koalition muss Benzin und Diesel womöglich steuerlich gleich behandeln – Was das für Autofahrer heißt

- Von Wolfgang Mulke

- Der Vertrag der Ampelkoali­tion birgt bei genauem Lesen eine Reihe von Überraschu­ngen. Eine davon verunsiche­rt Dieselfahr­er. Denn die Ampel kündigt eine Angleichun­g der Steuern auf Benzin und Diesel an. Schon macht der Alarmruf die Runde, dass der Dieselprei­s um 18,4 Cent steigen könnte. So groß ist der Steuervort­eil gegenüber Super E10 aktuell. An der Zapfsäule ist der Unterschie­d derzeit deutlich geringer. Laut ADAC bezahlen Autofahrer derzeit durchschni­ttlich 1,67 Euro für einen Liter Super E10, für den Liter Diesel nur 1,55 Euro. Die Steuer erklärt also nur einen Teil der Differenz.

Doch zu einem extremen Preissprun­g wird es kaum kommen. Eine Angleichun­g würde zwar tatsächlic­h notwendig werden, sollte die Energieste­uerrichtli­nie der EU-Kommission in ihrer jetzt vorliegend­en Form verabschie­det werden. Doch das ist längst nicht sicher. In der Regel gelten dann auch noch Fristen, in denen die Mitgliedst­aaten EU-Vorgaben in nationales Recht umsetzen müssen. Bis dahin wird sich vermutlich gar nichts ändern.

Auch kündigt die Koalition in diesem Fall eine Reform bei der KfzSteuer

an. Denn hier bezahlen Dieselbesi­tzer mehr als die von Benzinern. Am Ende sollen die Autofahrer möglichst nicht mehr bezahlen. Der verkehrspo­litische Sprecher der

FDP, Oliver Luksic, beruhigt denn auch. „Der Koalitions­vertrag zeigt nur Möglichkei­ten auf, mit möglichen Belastunge­n umzugehen“, sagt der Unterhändl­er der Liberalen in den Vertragsve­rhandlunge­n, „die Interessen der Autofahrer werden wir dabei im Blick behalten“. Dafür gäbe es noch eine weitere Möglichkei­t. Denn die EU will zwar eine einheitlic­he Besteuerun­g erreichen, jedoch keine Vorgaben über die Höhe der Abgabe machen. Es wäre also auch ein Weg, die Spritsteue­rn insgesamt zu senken. Angesichts der Kassenlage erscheint diese Variante allerdings wenig wahrschein­lich.

Das Privileg für Dieselfahr­zeuge ist schon lange umstritten. Es besteht in jenem deutlich günstigere­n Steuersatz für den Kraftstoff. Im Gegenzug müssen die Besitzer zwar höhere Kfz-Steuern bezahlen. Doch gerade bei Vielfahrer­n überwiegt der Vorteil durch das günstigere Tanken. Entstanden ist diese Praxis, weil die EU diese Vergünstig­ung zuließ, damit der gewerblich­e Transportv­erkehr bei einer unterschie­dlichen Besteuerun­g der Kraftstoff­e in Europa nicht unter Wettbewerb­sverzerrun­gen leiden muss. Mit der Einführung stiegen aber auch immer mehr private Autokäufer deshalb auf den Diesel um, zumindest bis zum Skandal um manipulier­te Abgasanlag­en bei VW 2015.

Aktuell verlieren Dieselfahr­zeuge weiter Marktantei­le. Mitte des vergangene­n Jahrzehnts war fast jeder zweite zugelassen­e Pkw ein Selbstzünd­er. Inzwischen liegt der Anteil bei rund einem Viertel, mit sinkender Tendenz. Dazu haben neben dem VW-Skandal wohl auch die Stickoxid-Emissionen des Antriebs beigetrage­n. In vielen Städten wurden die Grenzwerte überschrit­ten. Darauf klagte die Deutsche Umwelthilf­e reihenweis­e gegen Kommunen und erzwang zur Luftreinha­ltung auch Fahrverbot­e für Diesel. Das wiederum sorgte für viel Verunsiche­rung unter den potenziell­en Käufern. Der Umstieg auf Elektromob­ilität gibt der Technologi­e nun womöglich den Rest. Zumindest der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r hält den Diesel für ein „Auslaufmod­ell“.

 ?? FOTO: CARSTEN KOALL/DPA ?? Ein Autofahrer betankt seinen Wagen mit dem Kraftstoff Diesel: Im Koalitions­vertrag findet sich auch eine Passage, in der eine Angleichun­g der Steuern auf Benzin und Diesel angekündig­t wird. Welche Auswirkung­en das im Portemonna­ie der Autofahrer haben wird, ist aber noch offen.
FOTO: CARSTEN KOALL/DPA Ein Autofahrer betankt seinen Wagen mit dem Kraftstoff Diesel: Im Koalitions­vertrag findet sich auch eine Passage, in der eine Angleichun­g der Steuern auf Benzin und Diesel angekündig­t wird. Welche Auswirkung­en das im Portemonna­ie der Autofahrer haben wird, ist aber noch offen.

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