Diesel fahren könnte teurer werden
Die Ampel-Koalition muss Benzin und Diesel womöglich steuerlich gleich behandeln – Was das für Autofahrer heißt
- Der Vertrag der Ampelkoalition birgt bei genauem Lesen eine Reihe von Überraschungen. Eine davon verunsichert Dieselfahrer. Denn die Ampel kündigt eine Angleichung der Steuern auf Benzin und Diesel an. Schon macht der Alarmruf die Runde, dass der Dieselpreis um 18,4 Cent steigen könnte. So groß ist der Steuervorteil gegenüber Super E10 aktuell. An der Zapfsäule ist der Unterschied derzeit deutlich geringer. Laut ADAC bezahlen Autofahrer derzeit durchschnittlich 1,67 Euro für einen Liter Super E10, für den Liter Diesel nur 1,55 Euro. Die Steuer erklärt also nur einen Teil der Differenz.
Doch zu einem extremen Preissprung wird es kaum kommen. Eine Angleichung würde zwar tatsächlich notwendig werden, sollte die Energiesteuerrichtlinie der EU-Kommission in ihrer jetzt vorliegenden Form verabschiedet werden. Doch das ist längst nicht sicher. In der Regel gelten dann auch noch Fristen, in denen die Mitgliedstaaten EU-Vorgaben in nationales Recht umsetzen müssen. Bis dahin wird sich vermutlich gar nichts ändern.
Auch kündigt die Koalition in diesem Fall eine Reform bei der KfzSteuer
an. Denn hier bezahlen Dieselbesitzer mehr als die von Benzinern. Am Ende sollen die Autofahrer möglichst nicht mehr bezahlen. Der verkehrspolitische Sprecher der
FDP, Oliver Luksic, beruhigt denn auch. „Der Koalitionsvertrag zeigt nur Möglichkeiten auf, mit möglichen Belastungen umzugehen“, sagt der Unterhändler der Liberalen in den Vertragsverhandlungen, „die Interessen der Autofahrer werden wir dabei im Blick behalten“. Dafür gäbe es noch eine weitere Möglichkeit. Denn die EU will zwar eine einheitliche Besteuerung erreichen, jedoch keine Vorgaben über die Höhe der Abgabe machen. Es wäre also auch ein Weg, die Spritsteuern insgesamt zu senken. Angesichts der Kassenlage erscheint diese Variante allerdings wenig wahrscheinlich.
Das Privileg für Dieselfahrzeuge ist schon lange umstritten. Es besteht in jenem deutlich günstigeren Steuersatz für den Kraftstoff. Im Gegenzug müssen die Besitzer zwar höhere Kfz-Steuern bezahlen. Doch gerade bei Vielfahrern überwiegt der Vorteil durch das günstigere Tanken. Entstanden ist diese Praxis, weil die EU diese Vergünstigung zuließ, damit der gewerbliche Transportverkehr bei einer unterschiedlichen Besteuerung der Kraftstoffe in Europa nicht unter Wettbewerbsverzerrungen leiden muss. Mit der Einführung stiegen aber auch immer mehr private Autokäufer deshalb auf den Diesel um, zumindest bis zum Skandal um manipulierte Abgasanlagen bei VW 2015.
Aktuell verlieren Dieselfahrzeuge weiter Marktanteile. Mitte des vergangenen Jahrzehnts war fast jeder zweite zugelassene Pkw ein Selbstzünder. Inzwischen liegt der Anteil bei rund einem Viertel, mit sinkender Tendenz. Dazu haben neben dem VW-Skandal wohl auch die Stickoxid-Emissionen des Antriebs beigetragen. In vielen Städten wurden die Grenzwerte überschritten. Darauf klagte die Deutsche Umwelthilfe reihenweise gegen Kommunen und erzwang zur Luftreinhaltung auch Fahrverbote für Diesel. Das wiederum sorgte für viel Verunsicherung unter den potenziellen Käufern. Der Umstieg auf Elektromobilität gibt der Technologie nun womöglich den Rest. Zumindest der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält den Diesel für ein „Auslaufmodell“.