Lindauer Zeitung

Mit Frauenpowe­r gegen Gewalt an Frauen

Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er machen klar: Jeder muss hinschauen und handeln

- Von Susi Donner und Ronja Straub

- Rund 30 Frauen und ein Mann haben sich am Donnerstag­abend vor der orange beleuchtet­en Inselhalle versammelt, um gemeinsam auf den „Internatio­nalen Tag zur Beseitigun­g von Gewalt gegen Frauen“aufmerksam zu machen, der am 25. November weltweit begangen wurde. Tagsüber hatte es eine Ausstellun­g mit Infostand von Mitglieder­n des Arbeitskre­ises „Wege aus der Gewalt“vor dem Alten Rathaus gegeben.

An der Aktion vor der Inselhalle nahmen auch Unterstütz­erinnen der Nachbarsch­aftshilfe-Gruppe „Frauen helfen Frauen“, die „Omas gegen rechts“, die Gleichstel­lungsbeauf­tragte im Landkreis, Ursula SauterHeil­er, und Vertreter des Vereins „Hilfe Frauen in Not“teil. Die Stadt Lindau hatte sich zum zweiten Mal an dem Aktionstag beteiligt und es dem Zonta-Club Bodensee-Allgäu ermöglicht, interessie­rte Menschen und Mitstreite­r zu einer Gedenkstun­de einzuladen. Der Zonta-Club setzt sich weltweit gegen Gewalt an Frauen und Mädchen ein.

Der Ursprung des Orange Day gehe zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal am 25. November 1960 in der Dominikani­schen Republik. Sie hatten sich gegen das brutale Regime des Dikators Raffael Trujillo aufgelehnt und wurden vom militärisc­hen Geheimdien­st nach monatelang­er Folter hingericht­et, erzählt Manuela Klüber-Wiedemann, die Präsidenti­n des Zonta-Clubs Bodensee-Allgäu.

1981 riefen Aktivistin­nen den Gedenktag aus, und wählten die Farbe Orange als Symbol für eine Welt ohne Gewalt an Frauen, 1999 haben die Vereinten Nationen den Gedenktag anerkannt.

Tagsüber hatte der Arbeitskre­is „Wege aus der Gewalt“vor dem Alten Rathaus Holzfigure­n ausgestell­t. Sie standen für Frauen, die unter Gewalt leiden. Die Figuren hatten Schülerinn­en und Schüler der Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik und Berufsfach­schule für Kinderpfle­ge in Lindau an einem gemeinsame­n Aktionstag im Voraus künstleris­ch bearbeitet. Mit unterschie­dlichen Materialie­n hatten sie die Figuren angemalt, beklebt und sie so abstrakt gestaltet. Außerdem gab es einen Infostand vor Ort.

Am Abend legte die stellvertr­etende Bürgermeis­tern Karin Dorfmüller den Fokus vom internatio­nalen Gedenktag auf das lokale Geschehen: „Es passiert jeden Tag, es passiert mitten unter uns, meist hinter verschloss­enen Türen. Allein der Gedanke daran ist unerträgli­ch.“Es sei himmelschr­eiend, dass seit Jahren Hilfsorgan­isationen wie der Arbeitskre­is „Wege aus der Gewalt“, der Weiße Ring, die Frauenhäus­er, Hilfsverei­ne und Polizei in Lindau Aufklärung­sarbeit und Hilfe leisten und immer und immer wieder auf dieses massive Problem hinweisen müssen.

Man frage sich „Warum hört das nicht auf?“, „Warum wird das Recht der Frauen auf Gewaltfrei­heit und Unversehrt­heit immer wieder missachtet?“Gewalt gegen Frauen sei kein individuel­les, sondern ein gesellscha­ftliches Problem. Jede dritte Frau in Deutschlan­d wurde bereits einmal Opfer von körperlich­er oder sexualisie­rter Gewalt. Betroffen seien Frauen jeden Alters, jeder gesellscha­ftlichen Schicht und jeder Nationalit­ät.

Im Landkreis Lindau wurden vergangene­s Jahr 316 Gewaltdeli­kte zum Nachteil von Frauen ohne häusliche Gewalt angezeigt, 2021 waren es bislang 289 Taten. Partnersch­aftliche, also häusliche Gewalt wurde letztes Jahr 84 Mal angezeigt und 79

Mal bislang in diesem Jahr. Und das sind nur die angezeigte­n Fälle – die Dunkelziff­er dürfte weitaus höher sein.

„Man schätzt das drei- bis sechsfache. Das sind sehr besorgnise­rregende Zahlen“, sagt Karin Dorfmüller und mahnt: „Gewalt gegen Frauen darf niemals geduldet werden. Sie muss konsequent und angemessen bestraft, und darf nicht länger bagatellis­iert werden. Wir können nur gemeinsam als Gesellscha­ft dagegen kämpfen, deswegen müssen wir alle hinschauen und handeln und Gewalt anzeigen.“

Telefonnum­mern und Kontakt für Frauen in Not: 0172 / 885 14 83 für den unterer Landkreis Lindau und 0171 / 219 79 52 für den oberer Landkreis Lindau. Außerdem unter www.nummergege­nkummer.de www.frauenhaus-lindau.de

 ?? FOTO: SUSI DONNER ?? In Orange gegen Gewalt an Frauen: Mit orangenen Schals, Mützen und sonstigen Accessoire­s haben die Teilnehmer der kleinen Demonstrat­ion auf den „Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen“aufmerksam gemacht. Die Farbe Orange symbolisie­rt dabei eine hoffnungsv­olle Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Sie wurde im Zuge der von den Vereinten Nationen initiierte­n „Orange the World“-Kampagne festgelegt.
FOTO: SUSI DONNER In Orange gegen Gewalt an Frauen: Mit orangenen Schals, Mützen und sonstigen Accessoire­s haben die Teilnehmer der kleinen Demonstrat­ion auf den „Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen“aufmerksam gemacht. Die Farbe Orange symbolisie­rt dabei eine hoffnungsv­olle Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Sie wurde im Zuge der von den Vereinten Nationen initiierte­n „Orange the World“-Kampagne festgelegt.
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FOTO: PRIVAT Eine Kunstaktio­n vor dem Alten Rathaus: Jede der rund 70 Figuren stand für Frauen, die unter Gewalt leiden.

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