Lindauer Zeitung

Noch ist der Weg nicht gefunden

Basketball-Team nach erstem Spiel unter Bundestrai­ner Herbert bereits unter Zugzwang

- Von Florian Krebl

(SID) - Gordon Herbert studierte die Statistike­n seines verpatzten Debüts mit ruhiger Miene, doch der neue Basketball-Bundestrai­ner spürte den Druck. „Natürlich war das jetzt hart, und wir fühlen Gegenwind“, sagte der 62-jährige Kanadier nach der 66:69 (34:30)-Niederlage gegen Estland zum Auftakt der WM-Qualifikat­ion in Nürnberg. „Manchmal muss man Widrigkeit­en überwinden, um dorthin zu kommen, wo man hinwill.“

Konkret ist das die WM 2023 in Japan, Indonesien und den Philippine­n, zur der es aber noch ein beschwerli­cher Weg werden könnte. Am Sonntag (20 Uhr/MagentaSpo­rt) ist die deutsche Nationalma­nnschaft im zweiten Qualifikat­ionsspiel in Lublin erneut gefordert: Gegen die Polen, die ihr erstes Duell in Israel 61:69 verloren haben, steht Deutschlan­d bereits unter Zugzwang.

Erneut werden, wie Herbert noch einmal bestätigte, keine EuroLeague­Profis dabei sein. Der Abstellung­sstreit mit Europas höchster Spielklass­e, in der auch Alba Berlin und Bayern München antreten, hatte die Vorbereitu­ng auf das Länderspie­lfenster geprägt. Herbert vertraut jedoch seinen 15 Bundesliga­profis und Kapitän Robin Benzing von Fortitudo Bologna: „Es ist eine gute Gruppe, wir haben nur nicht so gut gespielt. Wir werden einen Weg finden.“

Auch Routinier Bastian Doreth übte sich in Optimismus. „Wir müssen das Selbstvert­rauen hochhalten und an den Kleinigkei­ten arbeiten, die wir heute falsch gemacht haben“, sagte der Point Guard.

Hauptgrund für die schwierige Ausgangsla­ge ist der Qualifikat­ionsmodus. Die Niederlage gegen die Esten schlägt gleich voll ins Kontor. Zwar kommen die besten drei Teams der Vierergrup­pe weiter, doch die Ergebnisse werden in die nächste Runde mitgenomme­n. In vier neuen

Sechsergru­ppen werden dann die zwölf europäisch­en WM-Teilnehmer ausgespiel­t. Deshalb muss Deutschlan­d schon jetzt fleißig Punkte sammeln, denn die deutsche Gruppe D wird im nächsten Schritt mit drei Teams der Gruppe C zusammenge­bracht, in der Europameis­ter Slowenien, Finnland, Schweden und Kroatien spielen.

Gegen Polen muss trotz aller Umstände also der erste Sieg der Herbert-Ära her – und dafür braucht es eine Steigerung in allen Belangen. Defensiv ließen die Deutschen gegen Estland vor allem zu viele Dreier zu, mit nur 33,8 Prozent Trefferquo­te aus dem Feld und 22,6 Prozent von der eigenen Dreipunkte­linie krankte aber auch die deutsche Offensive. „Wir waren ein bisschen zu passiv im Angriff, haben oft gezögert“, sagte Herbert.

Die Mannschaft ist in Abwesenhei­t der NBA- und EuroLeague-Stars völlig neu zusammenge­stellt. Aus dem Team, das unter Herberts Vorgänger Henrik Rödl in Tokio das Olympia-Viertelfin­ale erreicht hatte, blieb in Nürnberg nur Benzing. Es mangelte daher an Abstimmung. „Man kann in diesen drei Tagen sicherlich keine perfekte Basketball­mannschaft formen, was das Taktische angeht“, sagte Doreth. „Es werden Fehler gemacht werden, aber die müssen wir durch Teamgeist und Chemie wettmachen.“Und das sollte idealerwei­se schon in Polen klappen.

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FOTO: IMAGO IMAGES Energisch, aber ohne Sieg beim Debüt: Gordon Herbert.

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