Lindauer Zeitung

Der Sternenhim­mel im Dezember

Am Nikolausta­g bilden Venus, Saturn und Jupiter eine abendliche Himmelspar­ade – Winterster­nbilder gruppieren sich um den auffällige­n „Orion“

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Der Sternenhim­mel im Dezember. Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim:

Die Sonne

Der Winter beginnt aus astronomis­cher Sicht am 21. Dezember um 16.59 Uhr, wenn die Sonne ihren tiefsten Punkt unter dem Himmelsäqu­ator erreicht hat. An diesem Tag der Wintersonn­wende erleben wir die längste Nacht des Jahres, die etwa 16 Stunden dauert.

Die Auf- und Untergangs­zeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Zeit (MEZ): 1. Dezember 7.57 Uhr, 16.21 Uhr; 10. Dezember 8.07 Uhr, 16.18 Uhr; 20. Dezember 8.15 Uhr, 16.20 Uhr; 31. Dezember 8.19 Uhr, 16.28 Uhr.

Der Mond

Nur wenige Tage nach Monatsbegi­nn, in der Neumondnac­ht am 4. Dezember, verschwind­et die immer dünner werdende Mondsichel vom Firmament. Sie kehrt in den folgenden Tagen an den Abendhimme­l im Westen zurück. Ihre Sichelkrüm­mung zeigt nun ebenso nach Westen, zur Sonne. Am 11. ist der Mond zum zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels) angewachse­n, der im „Wassermann“eingetroff­en ist. Am 19. hat er sich zum Vollmond gerundet und steht im „Stier“. In den nächsten Tagen schwindet seine Lichtgesta­lt wieder. Am 27. zieht er als abnehmende­r Halbmond (Phase des letzten Viertels) durch die „Jungfrau“.

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur ist in den letzten Dezemberta­gen nur unter guten Beobachtun­gsbedingun­gen zu sichten. Er geht bereits in der Abenddämme­rung tief am Südwesthor­izont unter. Am 28. Dezember sinkt er um 17.33 Uhr unter den Horizont, am 31. wenig später um 17.46 Uhr.

Die Venus, unser Nachbarpla­net im Sonnensyst­em innerhalb der Erdbahn, strahlt als „Abendstern“. In der Abenddämme­rung, nach dem Untergang der Sonne, erscheint sie im Südwesten zwischen den Sternbilde­rn „Steinbock“und „Schütze“. Sie ist dort nicht zu übersehen, da sie nach dem Mond das hellste Objekt am Nachthimme­l ist. Darüber hinaus erreicht die Venus am 4. Dezember ihre größte Helligkeit in diesem Jahr. Am Monatserst­en verabschie­det sie sich um 19.01 Uhr vom Firmament, am Monatsletz­ten – und Jahresende – bereits um 17.48

Uhr.

Am Abend des 6. Dezember gegen 18 Uhr findet sich Venus mit mehreren Himmelskör­pern zu einer sehenswert­en Himmelspar­ade ein: Tief am Südwesthor­izont steht die zunehmende Mondsichel, an die sich in nordöstlic­her Richtung drei auffällige Lichtpunkt­e über das Firmament reihen: die Planeten Venus, Saturn und Jupiter.

Der Mars, unser Nachbarpla­net im Sonnensyst­em außerhalb der Erdbahn, zeigt sich in der zweiten Dezemberhä­lfte unter guten Sichtbedin­gungen kurz in der einsetzend­en Morgendämm­erung. Er wird am 15. Dezember gegen 6.41 Uhr in den Dunstschic­hten am Südosthori­zont sichtbar, am 31. wenig früher gegen 6.38 Uhr, allerdings verliert er sich bereits nach 7 Uhr im Glanz der aufgehende­n Sonne. Der Rote Planet wechselt am 15. von der „Waage“in den „Skorpion“, dann am 24. in den „Schlangent­räger“.

Jupiter, mit dem elffachen Erddurchme­sser der größte Planet des Sonnensyst­ems, zeigt sich ab dem frühen Abend im Westen und ist danach in der ersten Nachthälft­e für etwa vier

Stunden zu beobachten. Er geht am Monatserst­en um 22.23 Uhr unter, am Monatsletz­ten schon um 20.54 Uhr. Der riesige Gasplanet wechselt am 15. Dezember vom „Steinbock“in den „Wassermann“.

Saturn, der am weitesten entfernte, mit bloßem Auge sichtbare Planet unseres Sonnensyst­ems, zeigt sich, wie Jupiter, in der frühen Abenddämme­rung. Er ist westlich vom funkelnden Jupiter zu finden, wobei er sich mitten im „Steinbock“aufhält. Der Ringplanet versinkt am 1. Dezember um 20.52 Uhr unter den Horizont, am 31. bereits um 19.10 Uhr.

Die Fixsterne

In der Weihnachts­zeit wird er leider immer wieder vergeblich am Himmel gesucht: Der Stern von Bethlehem ist nicht zu sehen. Keilschrif­ttafeln aus Mesopotami­en (dem heutigen Irak) legen nahe, dass es sich dabei um ein seltenes Zusammentr­effen der hellen Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild „Fische“im Jahr 7 v. Chr. gehandelt haben könnte.

Im Südwesten gehen die Herbstster­nbilder daran, ihre Saison zu beenden. Das Sternenvie­reck des „Pegasus“ist leicht zu erkennen, ebenso wie die damit verknüpfte Sternenket­te der „Andromeda“sowie des „Widders“, welcher aus einer Reihe von nur drei Sternen aufgebaut ist. Südlich davon liegen die eher unauffälli­gen Sternbilde­r „Fische“und „Walfisch“. Um sie vollständi­g zusammenzu­setzen, braucht es klare Winternäch­te. Hoch im Zenit treffen wir auf das Himmels-W „Kassiopeia“und das kantige, umgedrehte Ypsilon des „Perseus“.

In der östlichen Himmelshäl­fte nehmen nun die Winterster­nbilder das Firmament in Besitz. Sechs markante Sternbilde­r künden vom Einzug der kalten Jahreszeit. Sie gruppieren sich um das auffällige Sternbild „Orion“, den Himmelsjäg­er. Ihre hellsten Sterne formen das ausgedehnt­e Wintersech­seck: Rigel im „Orion“, der rote Aldebaran im

„Stier“, Kapella im „Fuhrmann“, Pollux in den „Zwillingen“, Prokyon im „Kleinen Hund“und der hellste aller Sterne am Nachthimme­l: Sirius im „Großen Hund“.

Zwei astronomis­che Kostbarkei­ten in dieser Gruppe sind schon mit bloßem Auge zu erkennen: Die Plejaden (Messier-Katalognum­mer M45) im „Stier“, ein offener Sternhaufe­n und Augenprüfe­r der nordamerik­anischen Indianer – erkennen Sie mindestens sieben Sterne? – und ein milchiger Fleck unterhalb der drei Gürtelster­ne des „Orion“: der Große Orionnebel (M42), der auch heute noch Geburtsstä­tte neuer Sterne ist.

Da die frühen Winternäch­te immer wieder gerne zur Sternbeoba­chtung einladen, hier noch einmal, wie die Sternkarte zu benutzen ist: Zunächst sei rasch erklärt, warum auf ihr die Himmelsric­htungen Ost und West vertauscht sind. Um mit der Sternkarte den Sternhimme­l zu beobachten, wird sie mit dem Bild nach unten über den Kopf gehalten und den Himmelsric­htungen entspreche­nd ausgericht­et. Der Zenit, der Himmelspun­kt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpun­kt der gedachten Nord-Süd- mit der Ost-West-Linie. Zur angegebene­n Uhrzeit befindet sich dort das Sternbild „Perseus“.

Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert.

Nähere Informatio­nen unter der Rufnummer 07392/91059 und im Internet unter

 ?? FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM ?? Der Sternhimme­l am 1. Dezember gegen 23 Uhr, am 15. gegen 22 Uhr und am 31. gegen 21 Uhr (MEZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern. Das Wintersech­seck ist gestrichel­t eingezeich­net.
FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM Der Sternhimme­l am 1. Dezember gegen 23 Uhr, am 15. gegen 22 Uhr und am 31. gegen 21 Uhr (MEZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern. Das Wintersech­seck ist gestrichel­t eingezeich­net.

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