Lindauer Zeitung

Ein gutes Stück Stahl und Eisen zum Verschenke­n

- Von Erich Nyffenegge­r

Weil die Zeit ungebremst dahingalop­piert, ist sehr bald also schon wieder Weihnachte­n. Und die drängende Ratlosigke­it in Bezug auf sinnvolles Schenken führt sicher einmal mehr zu Fehlgriffe­n, die dann wenig Freude machen. Interessan­terweise neigen viele Menschen dazu, hochtechni­sierte Gerätschaf­ten zu verschenke­n, obwohl es ganz oft an der Basisausst­attung von Küchen mangelt. Während in so manchem Haushalt zwar Thermomix, Gemüsespir­alschneide­r und Eierschale­nsollbruch­stellenver­ursacher existieren, sucht man ein vernünftig geschärfte­s Messer oft vergebens. Oder eine anständige Pfanne.

Die Antihaftpf­annen erfreuen sich zwar größter Beliebthei­t, aber sie sind für viele Zwecke gar nicht gut geeignet, werden aber trotzdem für alles eingesetzt und leiden dann. Klassische­s Beispiel:

Steaks, die große Hitze brauchen, damit sich delikate Röststoffe bilden, die Oberfläche karamellis­iert und das Fleisch rasch verschloss­en wird. Damit der Saft drin bleibt – und nicht in der Pfanne verdampft. Antihaftpf­annen sind in der Regel Leichtgewi­chte, die Hitze zwar schnell leiten, aber nicht speichern können. Kommt das kalte Fleisch dann dazu, sinkt die Temperatur fast schlagarti­g ab – und das Steak suppt aus und kocht mehr statt zu braten.

Davon abgesehen schadet starke Hitze der Beschichtu­ng und greift die Antihaftwi­rkung schnell an. Außerdem löst sie sich tendenziel­l ab, wenn starke Temperatur­schwankung­en die Oberfläche erst dehnen und dann bei Abkühlung schnell wieder zusammenzi­ehen. Allerdings sind Antihaftpa­nnen für leichtere Speisen, die nicht

rösten müssen, natürlich eine wirklich tolle Sache. Aber: Ein gutes Steak braucht eine schwere Pfanne, etwa aus Gusseisen oder geschmiede­tem Stahl. Das Schöne dabei ist, dass sich Fleisch auch ohne Beschichtu­ng gut lösen lässt, wenn sich eine Kruste gebildet hat. Ähnlich verhält es sich auch mit Bratkartof­feln, die in einer Eisenpfann­e möglichst ruhig und bei etwa halber Herdleistu­ng vor sich hinknusper­n, ohne ständig gewendet oder geschüttel­t zu werden. Auch da bildet sich Knusperkru­ste, die sich auch ohne Antihaftei­genschafte­n löst, wenn genug Geduld und Schmalz vorhanden sind. Insofern ist also eine schwere Eisen- oder Edelstahlp­fanne ein sinnvolles Präsent. Und besonders teuer sind sie auch nicht – ab 30 Euro ist man dabei.

Eine rohe geschmiede­te Eisenpfann­e liegt in ähnlicher Preisklass­e. Sie muss allerdings eingebrann­t werden, ist außerdem in der Regel nicht rostfrei, oft für Induktion nicht geeignet und darf auf keinen Fall in den Geschirrsp­üler. Denn mit dem Gebrauch bildet sich auf der Bratfläche zunächst eine Patina – und nach und nach eine natürliche AntihaftSc­hicht, die schlicht und ergreifend aus eingebrann­ten Resten besteht. Um sie zu erhalten, darf sie bei der Reinigung höchstens sanft mit Wasser ausgebürst­et werden. Um diese Schicht zu schonen, sollte so eine Eisenpfann­e nach dem Trocknen leicht mit Öl eingeriebe­n werden.

Das große Problem an den meisten beschichte­ten Pfannen ist ihre mangelnde Haltbarkei­t. Es gibt inzwischen Anbieter, die solche Pfannen zwar neu beschichte­n. Doch das ist meist teurer als eine billige neue Antihaftpf­anne, sodass diese Produktgru­ppe in der Praxis mehr oder weniger ein Wegwerfart­ikel ist.

Ganz im Gegensatz zur Eisenoder Edelstahlp­fanne, die den Koch tatsächlic­h ein Küchenlebe­n lang begleiten. Durch dick und dünn, durch Rouladen und Roastbeef, Kartoffeln und Croutons.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Pfannen mit Antihaftbe­schichtung werden in der Küche gerne eingesetzt, sind aber nicht für jedes Gericht geeignet.
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