Lindauer Zeitung

Regenwasse­r im Haus und Garten nutzen

Mit einer Zisterne kann man nicht nur den Garten bewässern, sondern auch im Haushalt Trinkwasse­r sparen und den Geldbeutel schonen

- Von Katja Fischer

(dpa) - Trinkwasse­r ist viel zu schade und zu teuer, um es für die Bewässerun­g im Garten zu nutzen. Besser für den Geldbeutel, aber auch für die Pflanzen ist Regenwasse­r. Doch das fällt leider nicht genau dann vom Himmel, wenn es gerade gebraucht wird. Also muss man es sammeln und einen Vorrat anlegen.

„Der Klassiker ist die Regentonne am Haus“, sagt Michael Henze vom Bundesverb­and Garten-, Landschaft­sund Sportplatz­bau in Bad Honnef. Dort sammelt sich das Wasser, das aus den Regenrinne­n am Dach fließt. Hat die Regentonne einen Auslaufhah­n, lässt sich ein Wasserschl­auch anschließe­n. „Mit einem Pumpensyst­em kann man auch entfernte Stellen im Garten erreichen und mit dem kostenlose­n Regenwasse­r bewässern.“

Wer keine grüne Kunststoff­tonne haben will, findet originelle Designs, die zum Blickfang im Garten werden – etwa Weinfässer oder Amphoren. „Wichtig ist, auf die Regentonne­n einen Deckel zu legen, damit keine Tiere hineinfall­en oder viel Laub hineingerä­t. Auch Mückenlarv­en siedeln sich gern in Regentonne­n an“, sagt Henze.

Damit das Wasser bei lang anhaltende­m oder sehr starkem Regen nicht überläuft, sollte ein sogenannte­r Regendieb zum Einsatz kommen. Das ist eine Vorrichtun­g, die in das Fallrohr der Regenrinne eingebaut wird und das Wasser bei Bedarf umleitet. Ist die Regentonne voll, fließt der überschüss­ige Regen statt in die Tonne in das Fallrohr.

Von dort kann das Wasser in die Kanalisati­on abfließen oder im Boden versickern. Ein Überlaufen der Tonne ist somit nicht mehr möglich. Kommt neuer Regen, fließt das Wasser wieder in die Regentonne, wenn dort in der Zwischenze­it Wasser entnommen wurde.

Für größere Gärten genügt die Regentonne oft nicht mehr. Um hier genügend Wasser anzusammel­n, ist eine Zisterne die Lösung – also ein großer Wasserbehä­lter, den man unterirdis­ch, beispielsw­eise unauffälli­g unter der Garagenzuf­ahrt oder im Garten, verbauen kann.

„Zisternen gibt es in verschiede­nen Größen. Sie beginnen mit einem Fassungsve­rmögen von 1000 bis 1500 Litern. Für die Bewässerun­g von 100 Quadratmet­ern Fläche rechnet man mit einer Speichergr­öße von 1 500 Litern“, erklärt Michael Henze.

„Welche Größe die Zisterne haben muss, hängt von verschiede­nen Faktoren ab“, so Andreas Braun vom Zentralver­band Heizung Sanitär Klima. Die wichtigste­n Daten für die Berechnung

sind: „Größe der zu bewässernd­en Fläche, örtliche Niederschl­agsmenge, Größe der Dachfläche, Anzahl der im Haus lebenden Personen und Dauer der Bewässerun­g oder die geplante Nutzung des Wassers im Haus.“

Braun empfiehlt, die Zisterne lieber etwas größer zu planen, damit man sicher durch den Sommer kommt. „Es kommt natürlich auch darauf an, wie intensiv ich das Regenwasse­r nutze. Benötige ich es nur ab und zu als Reserve in Trockenzei­ten oder will ich damit das ganze Jahr über den englischen Rasen wässern?“

„Regenwasse­r lässt sich nicht nur im Garten, sondern auch im Haushalt nutzen, etwa zum Putzen, für die WC-Spülung und Waschmasch­ine“, erklärt Dietmar Sperfeld vom fbr – Bundesverb­and für Betriebs- und Regenwasse­r. Nach Berechnung­en des Verbandes kann Regenwasse­r im Haushalt bis zu 50 Prozent der benötigten Wassermeng­e ausmachen.

Die Zisterne ist die Grundlage für eine Regenwasse­rnutzungsa­nlage. Kommt Regenwasse­r im Haushalt zum Einsatz, muss es gut gereinigt werden. „Der Regen von der Dachfläche wird über die Regenfallr­ohre durch einen Filter geleitet und fließt dann in die Zisterne“, erklärt Andreas Braun. Um das Wasser aus den saubersten Schichten im Behälter zu entnehmen, wird der Entnahmesc­hlauch schwimmend verlegt.

Wer Regenwasse­r im Haus nutzen will, braucht eine separate Regenwasse­rleitung. „Wasser, das mit dem menschlich­en Körper in Berührung kommt, muss dem hohen Standard der Trinkwasse­rverordnun­g entspreche­n“, erläutert Andreas Braun.

Zwar kann man Regenwasse­r gut reinigen und filtern, doch Trinkwasse­rqualität erreicht es nicht. Am Ende bleibt es eben Regenwasse­r – und darf deshalb nicht zum Duschen, Baden oder Kochen verwendet werden.

Damit sich das Trinkwasse­r im Haus nicht mit Regenwasse­r vermischt, ist ein zweites Leitungssy­stem notwendig. Die Leitungen und Entnahmest­ellen für das Trinkwasse­r müssen farblich so gekennzeic­hnet sein, dass offensicht­lich ist, dass sie kein Trinkwasse­r führen.

„Regenwasse­r zu speichern und zu nutzen, lohnt sich immer“, meint Dietmar Sperfeld. „Schon rein wirtschaft­lich ist das sinnvoll, denn Trinkwasse­r ist teuer, weil es in vielen Regionen nur mit immer größerem Aufwand bereitgest­ellt werden kann.“Und für die Umwelt ist es sowieso das Beste, die Ressourcen zu nutzen, die uns von der Natur frei Haus geliefert werden.

Dietmar Sperfeld, Bundesverb­and für

Betriebs- und Regenwasse­r

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FOTO: BENJAMIN NOLTE/DPA Wer Regenwasse­r sammelt, kann seinen Garten damit bewässern – wichtig ist dann aber ein Deckel für den Wasserspei­cher.

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