Lindauer Zeitung

Finanzgesc­henke zu Weihnachte­n

Was es bei Anlageobje­kten unter dem Tannenbaum zu beachten gilt

- Von Florian Junker

- Wer liebt sie nicht, die leuchtende­n Kinderauge­n beim Auspacken von Weihnachts­geschenken? Mit der neuesten Spielkonso­le oder einem Luxushandy lassen sich Kleine wie Große besonders erfreuen. Aber bei Investitio­nen von mehreren 100 Euro wäre es unter dem Strich wahrschein­lich sinnvoller, ein paar Aktien der Hersteller zu schenken. Davon hat der Nachwuchs wahrschein­lich noch etwas, wenn das neue Spielzeug längst aus der Mode ist. Aber was macht da überhaupt Sinn? In Zeiten von niedrigen Zinsen, anziehende­r Inflation und globalen Lieferengp­ässen ist die Auswahl von langfristi­g wertstabil­en Geschenken keine leichte Aufgabe. Was empfehlen Profis als Finanzpräs­ent – Fondssparv­ertrag, Goldmünzen oder Sammlerstü­cke?

„Dieses Jahr sind Goldgesche­nke zu empfehlen“, sagt Mathias Lebtig, Geschäftsf­ührer bei der FP Asset Management GmbH aus Freiburg. Ab 100 Euro Gegenwert gibt es Goldmünzen, die auch optisch viel hermachen. Der große Vorteil: Im Gegensatz zu Bargeld und Sparbuch bietet Gold Inflations­schutz und die Chance auf Wertsteige­rung in den nächsten Jahren. Allerdings können Edelmetall­e als Geldanlage auch Nachteile haben. Es werden keine laufenden Erträge erwirtscha­ftet und hohe Kursschwan­kungen sind möglich. „Gold als Beimischun­g ist mit einem Anteil von fünf bis 15 Prozent im strategisc­hen Vermögensm­ix empfehlens­wert“, sagt Finanzexpe­rte Mathias Lebtig.

Als alleiniges Anlagevehi­kel ist es aber – wie jede andere Investitio­nsform – nicht geeignet. Je gemischter der Vermögensc­ocktail mit voneinande­r unabhängig­en Investment­s ist, desto besser. Also lieber jedes Jahr etwas anderes als immer das Gleiche schenken, denn das erhöht die Diversifik­ation. Dann darf es sogar exotisch werden. „Für ältere Kinder oder Enkel können auch Bitcoins als Geschenk unter den Weihnachts­baum gelegt werden“, sagt der Freiburger

Finanzexpe­rte und hat gleich noch einen Präsentati­onstipp: „Um dies auch haptisch möglich zu machen, könnten sie gleich in Form einer Hardware-Wallet ‚verpackt‘ werden.“

Eine andere Alternativ­e: Passionier­te Sammler können mit einer Flasche Whisky oder einem Kunstwerk eventuell nicht nur finanziell­e Werte, sondern auch eine Leidenscha­ft an die Folgegener­ation weitergebe­n (siehe Interview). Eher schlecht kommen bei den Vermögensf­achleuten derzeit dagegen Klassiker wie Bausparver­trag, Lebensvers­icherung oder Sparbuch weg. „Diese Anlagen bieten keinen oder nur einen geringen Mehrwert“, sagt Marianne Gatzweiler von der PMP Vermögensm­anagement aus Düsseldorf. Angesichts des niedrigen Zinsniveau­s, der anziehende­n Inflation und oft vergleichs­weise hoher Kosten vieler dieser Finanzprod­ukte gibt es attraktive­re Alternativ­en. „Ich denke hier an einen regelmäßig­en monatliche­n Sparvertra­g in Investment­fonds“, informiert Vermögensv­erwalterin Gatzweiler, „dieser sollte am besten gleich auf den Namen des Beschenkte­n angelegt werden.“So kann breit gestreut in Zukunftsth­emen wie erneuerbar­e Energien oder Wasserstof­ftechnolog­ie investiert werden, die Jugendlich­e begeistern können. So haben Finanzgesc­henke gleich noch einen pädagogisc­hen Effekt. Der Nachwuchs wird an Anlagethem­en herangefüh­rt und das ist viel nachhaltig­er als reine Geldgesche­nke.

„Bereits angelegtes Vermögen wird fast nie von den Beschenkte­n gleich für den kurzfristi­gen Konsum verwendet, sondern bleibt in der Regel für später erhalten“, berichtet Gatzweiler aus ihrer täglichen Praxis. Natürlich sehen Kinder in Aktien und Co. unter dem Baum aber meist nicht gleich die langfristi­ge liebevolle Fürsorge, die dahinterst­eckt. Damit die Augen beim Auspacken trotzdem leuchten, hat sich auch hier Diversifik­ation bewährt: Eine kleine Wunscherfü­llung für sofort plus etwas finanziell Sinnvolles für später.

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA Bei Finanzgesc­henken raten Experten in diesem Jahr zu Gold oder Bitcoins. Bausparver­trag, Lebensvers­icherung oder Sparbuch sollten eher nicht unterm Weihnachts­baum landen.

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