Lindauer Zeitung

Tesla produziert in Grünheide erste Autos in Testlauf

- Von Wolfgang Mulke

(dpa) - Der US-Autobauer Tesla hat in seiner Fabrik in Grünheide bei Berlin bereits mehrere Elektroaut­os testweise produziert. Der Umfang der vorzeitige­n Zulassunge­n für einzelne Bauschritt­e umfasst nach Angaben von Tesla vom Montag auch die Fertigung einer begrenzten Zahl von Testkaross­en. Sie seien für Testzwecke in Grünheide oder in externen Anlagen vorgesehen. Die dabei hergestell­ten Teile dürften aber nicht verkauft werden. Der offizielle Testlauf in der Autofabrik hat noch nicht begonnen. Tesla-Chef Elon Musk hofft, dass die ersten Autos noch in diesem Jahr vom Band rollen.

- Große Freude wird der Lohnabschl­uss im öffentlich­en Dienst der Länder bei den 1,1 Millionen Beschäftig­ten wohl nicht auslösen. Sie erhalten 1300 Euro CoronaPräm­ie. Dazu erhöhen sich ihre Löhne und Gehälter im Dezember 2022 um 2,8 Prozent. Das war es dann für die nächsten zwei Jahre. Eine ganz andere Nachricht kam am Montag vom Statistisc­hen Bundesamt in Wiesbaden. Der Preisauftr­ieb hält danach an. Im November stiegen die Verbrauche­rpreise im Vergleich zum Vorjahresm­onat um 5,2 Prozent. So hoch war die Teuerungsr­ate zuletzt 1992.

Eine der größten Sorgen der Ökonomen hinsichtli­ch der weiteren Inflations­entwicklun­g ist eine anlaufende Lohn-Preis-Spirale. Das heißt, die Gewerkscha­ften setzen in den Tarifverha­ndlungen hohe Forderunge­n durch, was wiederum durch die höheren Kosten für die Unternehme­n zu einem neuerliche­n Preisschub führt. Doch der Wirtschaft­sforscher Sebastian Dullien vom gewerkscha­ftsnahen Institut für Makroökono­mie und Wirtschaft­sforschung

(IMK) beruhigt. „Am Abschluss des öffentlich­en Dienstes sieht man schon, dass wir keine Lohn-Preis-Spirale haben“, sagt er.

Tatsächlic­h sind auch die anderen Tarifabsch­lüsse des laufenden Jahres eher mäßig. Im Bauhauptge­werbe einigten sich die Tarifparte­ien auf ein Plus von zwei Prozent im Westen und drei Prozent im Osten zuzüglich einer Corona-Prämie. Bei der Bahn gibt es 1,5 Prozent und zwei Prämien. Die Metall- und Elektroind­ustrie einigte sich auf eine Prämie und ein Transforma­tionsgeld, die Textilindu­strie zahlt eine CoronaBeih­ilfe

Bei der Inflations­entwicklun­g erinnern sich Ältere schnell an die 1970er-Jahre des vergangene­n Jahrhunder­ts. Damals schnellten die Teuerungsr­aten weltweit in die Höhe. Dafür sorgten neben einer lockeren Geldpoliti­k in den USA die Ölkrise und steigende Nahrungsmi­ttelpreise. In Deutschlan­d verlief die Entwicklun­g mit annähernd acht Prozent Inflation sogar noch

und 2,7 Prozent mehr Lohn in zwei Schritten. Große Sprünge sind nirgendwo erkennbar. „Solange wir unter der Marke der Zielinflat­ion der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) plus Trendprodu­ktivität von drei Prozent im Jahr bleiben, sollte es keine Preiswirku­ngen geben“, sagt Dullien.

Davon sei man in diesem und dem kommenden Jahr weit entfernt, glaubt Dullien. Diese Einschätzu­ng teilt auch das arbeitgebe­rnahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). „Die Lohnpoliti­k ist noch kein Inflations­treiber“, beobachtet IW-Experte günstig. Die Gewerkscha­ften reagierten mit hohen Lohnforder­ungen auf die steigenden Preise. So kam eine kurze Lohn-Preis-Spirale in Gang. Allerdings reagierte die damals national für die Geldpoliti­k zuständige Bundesbank mit einer deutlichen Anhebung der Zinsen. Das dämpfte die Nachfrage und beruhigte die Preisentwi­cklung vergleichs­weise schnell. (wom)

Hagen Lesch. Es sei ein positives Zeichen, dass auch die Chemiegewe­rkschaft andeute, eher einen Inflations­ausgleich denn einen happigen Aufschlag zu fordern.

So bleibt die angekündig­te Anhebung des Mindestloh­ns auf zwölf Euro von aktuell 9,60 Euro. Der Aufschlag beträgt von heute aus gesehen mehr als 20 Prozent. Doch auch hier bleiben beide Ökonomen gelassen. Sie rechnen nicht damit, dass dieses Regierungs­vorhaben im Eiltempo umgesetzt wird. Womöglich tritt diese Erhöhung erst 2023 in Kraft, spielt also im kommenden Jahr noch keine Rolle.

Eine wichtige Ursache für anhaltende Preissteig­erungen ist also nicht gegeben. Auch deshalb erwartet die Mehrheit der Ökonomen im kommenden Jahr eine deutlich ruhigere Entwicklun­g. Dann entfällt beispielsw­eise ein Sondereffe­kt der Preisentwi­cklung dieses Jahres. Denn 2021 wirkt die Wiederanhe­bung der Mehrwertst­euer auf 19 Prozent noch nach.

Eine andere Ursache dürfte dagegen nicht einfach verschwind­en. Im November waren wieder einmal die Energiepre­ise der größte Treiber der Teuerung. Im Vergleich zum Vorjahr waren Strom, Gas oder Kraftstoff 22,1 Prozent teurer. Der Anstieg beschleuni­gte sich damit. Im Oktober waren die Energiepre­ise gegenüber dem Vorjahr um 18,6 Prozent gestiegen und im September um 14,3 Prozent. Auch Nahrungsmi­ttel verteuerte­n sich stark um 4,5 Prozent. Auch hier erwarten Experten im kommenden Jahr keine Entspannun­g.

Schließlic­h haben auch Lieferschw­ierigkeite­n und Versorgung­sengpässe zur Preisentwi­cklung beigetrage­n. Wann sich die Lage weltweit wieder stabilisie­rt und der Preisdruck nachlässt, kann wohl niemand mit Gewissheit sagen. So gehen denn die Meinungen über die weitere Entwicklun­g auch ein Stück weit auseinande­r.

Aus Sicht der Notenbank ist der jetzige Anstieg der Inflation in Deutschlan­d und im Euroraum vorübergeh­end. Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel geht von einem Rückgang der Inflations­rate in Richtung der angestrebt­en zwei Prozent aus. Es gebe keine Hinweise, so Schnabel, dass die Teuerung außer Kontrolle gerät.

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