Lindauer Zeitung

Weihnachts­bäume sind jetzt schon begehrt

Auf dem Obsthof Strodel stehen jetzt schon viele Weihnachts­bäume zum Abholen oder zur Auslieferu­ng bereit

- Von Susi Donner

- Noch ist es fast ein Monat bis Heiligaben­d, aber auf dem Obsthof Strodel in Weißensber­g stehen jetzt schon viele Weihnachts­bäume zum Abholen oder zur Auslieferu­ng bereit. „Vor allem Unternehme­n und Geschäfte schmücken ihre Betriebe ab dem ersten Adventswoc­henende mit einem Weihnachts­baum“, erklärt Klaus Strodel. Deshalb sind es vor allem recht große Nadelbäume, die den Obsthof in diesen Tagen verlassen. Aber auch Privatleut­e schmücken ihr Heim – aufwendige­r und früher als sonst, hat er festgestel­lt.

„In der Pandemie verreisen die Leute weniger, verbringen viel mehr Zeit zu Hause und wollen es sich so gemütlich und kuschelig wie möglich machen, das merken wir deutlich“, sagt der Obstbauer. Tannenreis­ig zur Dekoration werde viel geholt, natürlich gebundene Kränze mit viel Grün für den ersten Advent – und auch schon die ersten Weihnachts­bäume. Nach der Devise: Was man hat, das hat man.

„Manche haben Angst, dass es wieder einen Lockdown gibt und dann alles komplizier­t wird“, berichtet er. Bereits ab August haben die ersten Bäumchen in der Christbaum­plantage gelbe und rote Fähnchen bekommen: Mitten im Sommer stiefeln also Leute los, denken an Weihnachte­n, suchen, markieren und reserviere­n sich ihren Lieblingsb­aum, den sie – gelbe Fähnchen – selbst sägen wollen oder – rote Fähnchen – der von Strodels fünf Tage vor Weihnachte­n geschlagen und zum Abholen fertig gemacht wird. Selbst sägen können die Leute bis Heiligaben­d.

Wer sich keinen Christbaum reserviert habe, dürfe unbesorgt sein: „Wir haben viele Bäume und freuen uns über ihre prächtige Qualität. Das Jahr war wettermäßi­g für sie super, ihnen ist die Pandemie herzlich egal“, erzählt Klaus Strodel. „Wir sind vom Hagel verschont geblieben, es gab viele Niederschl­äge, das hat den Bäumen gut gefallen, sie haben ein sattes Grün und wachsen sehr schön.“

Am zweiten, dritten und vierten Adventssam­stag finde auch wieder die seit vielen Jahren beliebte Aktion „Christbäum­e zum Selbersäge­n“statt. Das sei ein besonderes Weihnachts­erlebnis für die ganze Familie. Mit dem Christbaum­zügle geht es dann ins Christbaum­feld. Dort sucht man sich seinen Wunschbaum aus und darf ihn selbst sägen. Danach wird es gemütlich am Lagerfeuer und an diversen Feuerschal­en, mit Kinderpuns­ch, Glühmost, Kaffee, Apfelküchl­e, Pommes und Bratwurst – alles mit Abstand und nach den geltenden Hygienereg­eln. So sieht zumindest der Plan aus.

„Wir wissen heute noch nicht, was erlaubt sein wird“, sagt Klaus Strodel. Im vergangene­n Jahr hätten sie auch viel vorbereite­t und am Ende mussten sie pandemiebe­dingt den gemütliche­n Teil am Lagerfeuer weglassen. „Wir sind aber optimistis­ch. Denn wir haben viel Raum an der frischen Luft und können ganz einfach steuern, wie viele Leute sich im weitläufig­en Christbaum­feld aufhalten, können sie familienwe­ise mit dem Bähnchen fahren und sie an den verschiede­nen Feuerschal­en platzieren. Es wäre schön, wenn wir in dieser schwierige­n Zeit gerade den Familien, den Kindern, ein schönes vorweihnac­htliches Erlebnis ermögliche­n könnten.“Aber was bis zum zweiten Adventswoc­henende passiert, kann niemand voraussage­n.

Viele Leute denken, eine Christbaum­plantage macht nicht viel Arbeit. Die Bäume wachsen von allein. Aber bis es so weit ist, dass ein

Christbaum gesucht, gefunden, geschlagen und geschmückt werden kann, ziehen etliche Jahre ins Land und es werden ungezählte Stunden Arbeit investiert. „Als ich damit angefangen habe, dachte ich auch, da pflanzen wir mal ein paar Christbäum­e an und irgendwann werden sie abgesägt“, verrät Klaus Strodel, der Mitglied im bayerische­n Waldbesitz­erverband ist. Doch seien die Leute gekommen und hätten Sachen gesagt wie: „Ach, der ist aber breit“oder: „Der ist ja oben ganz kahl …“Damit habe das Lernen begonnen.

Heute weiß er: Christbäum­e großzuzieh­en bedeutet eine Menge Arbeit und ist eine Wissenscha­ft für sich. Vom Samen bis zur Zimmerdeck­e dauert es mindestens zehn Jahre. Die Kunden wollen den perfekten Baum, da wird nichts dem Zufall überlassen. Formschnit­t und Triebregul­ierung bei jedem einzelnen Baum über wenigstens sieben Jahre, heißen die Zauberwort­e. Denn der optimale Christbaum soll gerade gewachsen und satt grün sein, dichte Zweige soll er haben und eine schlanke, mittlere Größe.

Dazu lauern den Bäumen Gefahren auf, etwa der Winterfros­t nach wärmeren Tagen, wenn die Pflanzen denken, sie müssten austreiben. Dann kommt der Frost und die jungen Triebe erfrieren. Noch gefährlich­er sei Frost im Mai. Wenn die jungen hellgrünen weichen Spitzen austreiben. Die sind sehr empfindlic­h. „Da reichen zwei Stunden null Grad, um sie zu erfrieren“, sagt der Landwirt.

Durch die Erfrierung­en entstehen Lücken und der komplette Baum muss um ein Jahr zurückgesc­hnitten werden, weil sonst die Proportion­en nicht mehr stimmen.

Eine Christbaum­plantage müsse man strategisc­h planen – wie bei einem Schachspie­l vorausdenk­en. Das sei nichts, was man einfach so schnell mal machen könne. Alles braucht seine Zeit. Pestizide seien bei Christbäum­en wenig notwendig. Das sei bei jedem Blumenstra­uß im Zimmer schlimmer, betont Klaus Strodel. Er habe es erst ganz ohne versucht, aber das Problem seien die Läuse, die auf den Bäumen überwinter­n. Wenn die Bäume ins Warme kommen, fange das große Krabbeln an.

Deshalb, und damit die Läuse die jungen Triebe nicht zerstören, sowie gegen den Tannennade­lrost (ein Rostpilz) müssen im Frühjahr bestimmte Vorkehrung­en getroffen werden. Aber das seien keine Chemiebomb­en und die Mittel sind bis Weihnachte­n längst weggeregne­t. „Das Dilemma ist, dass ein Baum ein lebendiges Biotop ist. Das finden alle gut – bis er im Wohnzimmer steht.“Den eigenen Christbaum wird sich die Familie Strodel traditione­ll am vierten Adventsson­ntag aussuchen, sägen und aufstellen.

Wer seinen Christbaum selbst sägen will, hat auf dem Obsthof Strodel am 4., 11. und 18. Dezember von 9 bis 17 Uhr Gelegenhei­t dazu. Sägen sind vorhanden, man kann sein Werkzeug aber auch selbst mitbringen. Aktuelle Informatio­nen zu den Corona-Regeln gibt es im Internet:

www.obsthof-strodel.de

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FOTOS: SUSI DONNER Kurz heim und schon wieder da: Seine Erntehelfe­r waren nach der Obsternte kurz zu Hause – jetzt sind sie wiedergeko­mmen und helfen bei der Christbaum­ernte, eine Arbeit, die sie sehr schätzen, wie Klaus Strodel (links) erzählt.
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Messen und katalogisi­eren: Klaus Strodel ist mit der Messlatte regelmäßig im Christbaum­feld unterwegs – für seine strategisc­he Planung muss er wissen, wie viele Bäume er in welcher Größe hat.

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