Dieser Kirche droht der Abriss
Das katholische Gotteshaus in Memmingerberg ist seit Jahren marode – Nun muss eine Entscheidung fallen
- Sogar ein kompletter Abriss ist im Gespräch: Risse vom Dach bis zum Boden, Wasser und Schnee dringen ein, die Heizung ist kaputt und beim Brandschutz gibt es Mängel – die katholische Pfarrkirche St. Ambrosius in Memmingerberg (Kreis Unterallgäu) ist in einem schlechten Zustand. Jetzt wird mit der Diözese nach einer Lösung gesucht.
Dabei ist das Gotteshaus noch nicht alt – im Jahr 1964 wurde der Grundstein gelegt. Denn durch den nahen Fliegerhorst der Bundeswehr zogen zunehmend Katholiken ins Dorf, wo es bis dahin nur eine evangelische Kirche gab. „Fast mein ganzes Familienleben hat sich hier abgespielt“, sagt Edeltraud Merk-Schnurrenberger. Sie war schon beim ersten Spatenstich vor über 50 Jahren dabei und arbeitet heute in der Kirchenverwaltung. „Die Kirche ist zwar hässlich, aber meine Kirche“, sagt sie und blickt auf den weißen Sakralbau, der Mitte der 1960er-Jahre nahezu komplett aus Beton errichtet wurde.
Derzeit ist ein Gemeindeleben kaum möglich. Das liegt nicht nur an Corona. Bereits den dritten Winter bleibt es kalt in der Kirche, weil die Heizung kaputt ist. Der direkt angrenzende Pfarrsaal im ersten Stock darf aus Brandschutzgründen nicht genutzt werden – es fehlt ein zweiter Fluchtweg. Durchs undichte Dach an einem in den 1990er-Jahren errichteten Vorbau am Kirchenportal dringt Wasser ein.
Mit einer mittleren sechsstelligen Euro-Summe rechnet Kirchenpflegerin Angelika Deinhart-Haug bei einer Sanierung: „Aber das kann die Pfarrei nicht stemmen, da ist die Diözese Augsburg gefordert.“Ob von dort Geld kommt, steht aber in den Sternen. „Bei der Kirche St. Ambrosius handelt es sich um eine Immobilie im Besitz der örtlichen Kirchenstiftung“, heißt es beim Bistum. Pfarrkirchenstiftungen seien von der Diözese rechtlich unabhängig, „werden aber natürlich bei Baumaßnahmen … unterstützt“.
Es sei fraglich, ob sich der Erhalt der Kirche überhaupt noch lohne, gibt Deinhart-Haug zu bedenken. Zumal die Zahl der Gläubigen sinkt: Etwa 40 bis 50 Personen kämen nur noch sonntags in den Gottesdienst; insgesamt hat die katholische Gemeinde etwa 1000 Mitglieder. Genutzt wird die Kirche aber zum Beispiel auch für Konzerte: „Wir haben eine gute Orgel und eine gute Akustik.“
Bereits in den 1990er-Jahren habe es Überlegungen gegeben, die Kirche zu verkleinern. „Das lehnte Augsburg damals ab“, erinnert sich Edeltraud Merk-Schnurrenberger. Sie sagt, dass es durchaus Sanierungen gegeben habe, zum Beispiel am Glockenturm: „Aber nichts, was für die Kirchgänger sichtbar wäre“, ergänzt Angelika Deinhart-Haug. Das Thema werde innerhalb der Gemeinde kontrovers diskutiert: „Da hängen viele Emotionen dran.“Merk-Schnurrenberger und Deinhart-Haug wäre es am liebsten, die Kirche könnte saniert werden. Aber es sei derzeit „ein Kampf gegen alle Seiten“– mit dem Bistum, aber auch innerhalb der Gemeinde. Das koste viel Kraft.
Wie es weitergeht, darüber soll am Sonntagvormittag nach dem Gottesdienst gesprochen werden. Dann kommen zwei Bau-Experten des Bistums
in die Kirche. Die dann zu diskutierende Frage formulieren Pfarrer Hendryk Krowicki und die Kirchenverwaltung so: „Soll unsere Kirche erhalten bleiben oder abgerissen und in irgendeiner anderen Form wieder aufgebaut werden?“Man hoffe „auf großes Interesse, viele Fragen und eventuell viele Anregungen“. Oder wie es die Kirchenpflegerin auf den Punkt bringt: „Irgendetwas brauchen wir doch hier …“