Lindauer Zeitung

Zuständigk­eits-Wirrwarr bei 3G-Kontrollen im ÖPNV

Verkehrsun­ternehmen, Ordnungsam­t und Polizei wollen deshalb in Ravensburg gemeinsam agieren

- Von Anke Kumbier

- Seit über einer Woche gilt im öffentlich­en Nahverkehr die 3G-Regel. Für die stichprobe­nartigen Kontrollen sind in erster Linie die Verkehrsun­ternehmen verantwort­lich – was sie vor große Herausford­erungen stellt, auch im Kreis Ravensburg.

Es mangelt nicht nur an Personal, auch die Zuständigk­eiten sind unterschie­dlich verteilt. So dürfen die Mitarbeite­r der Verkehrsun­ternehmen zwar den Nachweis verlangen, aber auf einen Verstoß nur mit einem Fahrtaussc­hluss reagieren. Bußgelder dürfen sie nicht verhängen. Das obliegt den Ordnungsbe­hörden und der Polizei. In der Stadt Ravensburg wollen deshalb die verschiede­nen Stellen zusammenar­beiten.

„Man nötigt hier unserer Branche etwas ab, das sie eigentlich nicht kann“, stellt Jürgen Löffler, Geschäftsf­ührer des Verkehrsve­rbunds Bodensee-Oberschwab­en (Bodo) klar. „Wir versuchen aber, alles in den Griff zu bekommen und alle gesetzlich­en Vorgaben zu erfüllen.“

In jedem Fall bedeutet das für die Verkehrsun­ternehmen nicht nur personelle­n, sondern auch zusätzlich­en finanziell­en Aufwand. Der Verband Baden-Württember­gischer Omnibusunt­ernehmer und der Verband deutscher Verkehrsun­ternehmen würden sich deshalb dafür einsetzen, dass das Land einen Teil der Ausgaben übernimmt, so Löffler.

Nicht alle Verkehrsun­ternehmen, die zum Bodo gehören, könnten die Überprüfun­g selbst stemmen, führt der Bodo-Geschäftsf­ührer aus. Dann sollen externe Dienstleis­ter, also beispielsw­eise Securityfi­rmen, einspringe­n. Vor allem in den Bussen fehle Personal, um die Kontrollen durchzufüh­ren.

Den Busfahrern könne man nicht zumuten, dass sie beim Einsteigen auch noch die 3G-Nachweise checken, betont Löffler. Zumal zur Kontrolle der verschiede­nen Zertifikat­e auch noch die Kontrolle des Personalau­sweises hinzukomme. „Das alles den Busfahrern zu überlassen, die auf ihrer Fahrt eventuell sowieso schon hinter der Zeit sind, geht nicht.“Deshalb sei Verstärkun­g notwendig, und gerade in der aktuellen Lage der Aufgeregth­eit spiele dabei auch die Sicherheit des eigenen Personals eine Rolle.

Bernd Grabherr, Busunterne­hmer aus Waldburg und Geschäftsf­ührer vom Regionalve­rkehr BodenseeOb­erschwaben, stimmt Löffler zu. Er gibt zu bedenken, dass Verkehrsun­ternehmer nicht die Kontrollin­stanz seien, die man in der gegenwärti­gen Gemengelag­e eigentlich bräuchte. Damit meine er unterschie­dliche Überzeugun­gen hinsichtli­ch einer Impfung und das Erkennen von gefälschte­n Nachweisen auf der einen Seite sowie den Bedarf, Leute zu befördern, auf der anderen Seite. „Wir würden uns mehr Unterstütz­ung von der Polizei wünschen“, sagt Grabherr. „Die Polizei ist eine Autoritäts­figur, die uns in den Bussen gut täte.“Die aktuell komplizier­te Rechtslage bereitet in dieser Hinsicht jedoch Schwierigk­eiten. Denn die Polizei darf zwar, ebenso wie die Ordnungsam­tsmitarbei­ter, Bußgelder verhängen, aber für die Überprüfun­g der Nachweise sind lediglich Ordnungsam­t und Verkehrsun­ternehmen zuständig, wie Daniela Baier, Sprecherin des Polizeiprä­sidiums mitteilt.

In Ravensburg haben sich deshalb Polizei, Ordnungsam­t und Verkehrsun­ternehmen zusammenge­tan. „Unser Ordnungsam­t wird an bestimmten Tagen zusammen mit der Polizei in Ravensburg Kontrollen im ÖPNV durchführe­n“, heißt es von der Stadt Ravensburg. Wann genau diese stattfinde­n und wie sie im Detail ablaufen, werde vorab nicht verraten.

Bodo-Geschäftsf­ührer Löffler setzt darauf, dass allein schon das Wissen um jederzeit mögliche Kontrollen einen Warneffekt hat und dazu führt, dass sich ein Großteil der Fahrgäste an die Vorgaben hält.

Bei Verstößen gegen die 3G-Regel wird laut Landesverk­ehrsminist­erium in Baden-Württember­g ein Bußgeld von mindestens 200 Euro fällig. Von der Regel ausgenomme­n sind Kinder unter sechs Jahren und Schülerinn­en und Schüler, weil sie sich im Unterricht regelmäßig testen.

Mitteilung der Stadt Ravensburg

Newspapers in German

Newspapers from Germany