Hamburgerin möchte CDU-Generalsekretärin werden
Franziska Hoppermann unterstützt Norbert Röttgens Kandidatur um den Parteivorsitz
- Bis zum Auftritt neben Norbert Röttgen in der Bundespressekonferenz in Berlin, kannten sie außerhalb von Hamburg wohl nicht allzu viele. Oppermann, Hoppenstedt, Hoppermann – selbst bei ihrem Nachnamen ging es wild durcheinander. Hoppermann ist richtig, Franziska heißt sie mit Vornamen und sie ist 39 Jahre alt. So viel zu den Grunddaten.
Wer Franziska Hoppermann gegenüber sitzt, käme nicht auf die Idee, sie als die Frau an der Seite von… zu bezeichnen. Die Hamburgerin strahlt Selbstbewusstsein aus. Aber das allein ist es nicht. Von ihr geht so viel Lust am Machen aus, dass es vielleicht dem einen oder anderen in der Partei schon blümerant werden könnte. Eine gebürtige Hamburgerin, die in der Partei etwas werden will, das ist ja nicht ganz neu in der CDU. Der Unionsaußenexperte Norbert Röttgen, der zum zweiten Mal für den CDU-Parteivorsitz kandidiert, will sie zur Generalsekretärin machen, wenn er das Rennen um den Vorsitz gegen die Mitbewerber Friedrich Merz und Helge Braun gewinnt. Top-Favorit ist der 56-Jährige nicht, aber er ist auch nicht chancenlos.
Franziska Hoppermann ist neu in Berlin. Sie hat noch keine Wohnung und selbst ihr Bundestagsbüro, das sie bezogen hat, ist ein Provisorium. Aber so geht es vielen Neuankömmlingen im Bundestag, dass sie Wochen warten müssen, bis ihnen ihre berufliche Bleibe zugewiesen wird. Die 39-Jährige ist über die Liste in den Bundestag eingezogen, das Direktmandat im Wahlkreis HamburgWandsbek
holte mit deutlichem Vorsprung die SPD-Kandidatin Aydan Özoguz.
Neu in der Politik ist Hoppermann aber nicht. 1998 trat sie in die Junge Union ein, ein Jahr später in die CDU, seit 20 Jahren engagierte sie sich kommunalpolitisch, von 2019 bis zum April 2021 war sie Fraktionsvorsitzende im Bezirk Wandsbek. „Wobei dieser Bezirk mit rund 435 000 Einwohnern schon eine Großstadt für sich ist“, sagt sie. Seit 2017 stand sie auch an der Spitze der Frauen-Union in Hamburg.
Dass sie im April 2021 ihre Ämter in der Kommunalpolitik zurückgab, hat mit ihrem Beruf zu tun. Die Diplom-Kauffrau wurde vor mehr als einem halben Jahr Spitzenbeamtin in der Hansestadt, Amtsleiterin der Hamburger Behörde für Justiz und Verbraucherschutz. Auf dieser Position war sie die erste, die nicht Richter war und Jura studiert hatte. „Die Justiz in der Corona-Pandemie arbeitsfähig zu halten, war schon eine ganz besondere Herausforderung“, sagt sie. „Im Justizalltag geht es um menschliche Kontakte. Da kommen jeden Tag viele Menschen dicht zusammen. Vor allem in den Gerichten und Staatsanwaltschaften, für die ich verantwortlich war. Da mussten wir uns schnell etwas einfallen lassen, wie das funktionieren kann.“Diese Herausforderung, auch die Verantwortung für 300 Mitarbeiter, haben ihr viel Freude gemacht. „Ich gehöre schon zum Team machen“, sagt sie. Deshalb sei sie auch eine Frau, die sich durchaus fähig fühlt, Krisen zu managen. Das könnte der CDU zweifelsohne zugute kommen.
Der Drang, sich zu engagieren, hat wohl mit ihrem Elternhaus zu tun. Fünf Kinder waren sie zu Hause, sie ist die älteste. Sich in der Kirche und ehrenamtlich zu engagieren, gehörte dazu. Das Interesse an der Politik wurde bei ihr aber ganz besonders durch ihren Großvater, Carl Damm, geweckt, der als junger Mann Soldat im Zweiten Weltkrieg war und später
CDU-Bundestagsabgeordneter wurde. Auch er hat ihr vermittelt, wie wichtig es ist, sich einzusetzen für ein friedliches Miteinander. Das hat auch ihre eigene Familie geprägt, zu der ein Mann, ein 15-jähriger Sohn und zwei Stieftöchter gehören. Ihre große Leidenschaft neben Politik und Beruf ist die Musik, vor allem der Gesang.
Natürlich ist Franziska Hoppermann bewusst, dass ihre Chancen, tatsächlich CDU-Generalsekretärin zu werden, nicht überragend sind. Sie weiß aber dennoch bereits, was sie als erstes anpacken würde, falls sich die 400 000 Mitglieder anders entscheiden als erwartet. An erster Stelle auf ihrer Prioritätenliste stehen die vier Landtagswahlen im nächsten Jahr – im Saarland, in Schleswig-Holstein, in NordrheinWestfalen und in Niedersachsen. Hoppermann möchte die Landesverbände mit möglichst viel Rückenwind aus Berlin unterstützen.
Das Konrad-Adenauer-Haus soll, so sie dort künftig ein Büro haben sollte, zu einer modernen Parteizentrale werden, die mit mehr digitalen Formaten die CDU auch für jüngere Menschen und für die Frauen wieder attraktiver macht. Und Hoppermann wünscht sich ein neues Selbstverständnis ihrer Partei als Oppositionspartei. Nach den langen Regierungsjahren müsste die CDU wieder zu einer „Denkfabrik“für inhaltliche Fragen werden, die das Know-how ihrer Mitglieder nutzt.
Für all diese Projekte scheint ihr Norbert Röttgen, der sich in Talkshows und Bewerberrunden gerne als Kandidat der Modernisierung präsentiert, der richtige Mann an ihrer politischen Seite zu sein.