Mit drei Impfdosen ist es nicht getan
Die gute Nachricht zuerst: Es wird in Deutschland gerade wirklich viel geimpft. Zuallererst handelt es sich um Booster, aber auch Zehntausende Erstimpfungen sind Tag für Tag dabei. So gelten jetzt 57,5 Millionen Deutsche als vollständig geimpft, 15,6 Millionen davon haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Bleibt es bei diesem Tempo, kann das AmpelZiel von 30 Millionen Impfungen in gut einem Monat, das zunächst sehr ambitioniert schien, zumindest in Reichweite rücken.
Das ist erstaunlich angesichts der Tatsache, dass man vor Wochen die Impfzentren zunächst stillgelegt hatte, die Booster-Kampagne lange nicht in Fahrt kam und es zuletzt auch noch Lieferengpässe gegeben hatte. Und es ja eine laute Minderheit von Impfgegnern gibt. Aktuell aber freut man sich im Bundesgesundheitsministerium, dass in Deutschland wöchentlich mehr Dosen verimpft werden als in jedem anderen Land der Welt, auch mehr als in China, Indien oder in den USA. Die Gefahr, dass erstmals in dieser Pandemie dem Gesundheitswesen bundesweit die Überlastung droht, schrumpft daher.
Die schlechte Nachricht ist: Das Virus schickt sich mal wieder an, den Menschen ein Schnippchen zu schlagen. Setzt die Omikron-Variante bei uns tatsächlich zum Siegeszug an, ist der Impfschutz weniger wert als bei Delta. Und schon da hatte sich ja herausgestellt, dass die Halbwertszeit der Immunisierung nicht wie erhofft ausfällt. Wer bei zwei Dosen, was ja immer noch als vollständig geimpft zählt, stehen bleibt, muss mit einer deutlich schlechteren Schutzwirkung als bei Delta rechnen. Das zumindest lassen die jüngsten Daten zu Omikron erwarten. Biontech und Moderna wollen mit speziellen Omikron-Vakzinen dagegenhalten – doch die dürfte es erst im Frühjahr geben. Und dann wohl auch nicht gleich massenhaft. Es sieht daher ganz danach aus, dass uns dieses unglaublich nervtötende Thema Corona erhalten bleibt. Und es auch nicht mit drei Impfdosen getan ist. Die Impflogistik sollte man diesmal also nicht so schnell wieder einmotten.