Fachkräftemangel bremst Energiepläne Im Amt
Sozialdemokrat Olaf Scholz zum Bundeskanzler gewählt – Erste Ampel-Regierung vereidigt
(cr) - Die Pläne der Ampel-Parteien zum Ausbau erneuerbarer Energien im Gebäudesektor könnten sich wegen des Mangels an Fachkräften als Makulatur erweisen. Bauexperten und Handwerksvertreter warnten angesichts der ehrgeizigen Ziele vor einer „überalterten“Bauwirtschaft, da in den vergangenen Jahren viele Facharbeiter in Rente gegangen seien. „Der Fachkräftemangel wird der Flaschenhals bei der Energiewende“, sagte der Präsident der Handwerkskammer Ulm, Joachim Krimmer, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
(dpa/AFP) - Es ist das Ende der Ära Merkel und der Beginn von neuen Zeiten in Berlin: Seit Mittwoch ist die erste rot-grün-gelbe Bundesregierung im Amt. Der Bundestag wählte den Sozialdemokraten Olaf Scholz zum neunten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er und seine 16 Ministerinnen und Minister erhielten anschließend von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Ernennungsurkunden. Dieser rief die neue Regierung dazu auf, bei ihrer Reformpolitik alle Menschen mitzunehmen.
Auf den 63-Jährigen entfielen in der geheimen Wahl 395 von 707 abgegebenen Stimmen. Es gab 303 NeinStimmen und sechs Enthaltungen, drei Stimmen waren ungültig. Scholz fehlten mindestens 15 Stimmen aus den Reihen von SPD, Grünen und FDP. Zur Wahl waren 369 Stimmen nötig. Die Ampel-Parteien verfügen im Parlament über 416 Mandate. Sechs Abgeordnete der drei Fraktionen nahmen nicht an der Abstimmung teil, weil sie krank waren.
Scholz ist der vierte SPD-Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik nach Willy Brandt (1969-1974), Helmut Schmidt (1974-1982) und Gerhard Schröder (1998-2005). Die CDU stellte in Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Helmut Kohl und Angela Merkel fünf Regierungschefs.
Scholz sprach im Bundestag
die im Grundgesetz festgelegte Eidesformel, verzichtete aber – wie sieben seiner Ministerinnen und Minister, darunter alle fünf Amtsträger der Grünen – auf den Zusatz „So wahr mir Gott helfe“.
Steinmeier sagte bei der Überreichung der Ernennungsurkunden, die neue Regierung habe sich „viel Fortschritt, viel Reform und viel Veränderung vorgenommen“. Dies wecke Hoffnungen bei den einen, schüre bei anderen aber auch Unsicherheit und Zweifel. „Wer mutig vorangeht, wird Sorge dafür tragen, dass die weniger Starken Schritt halten können, dass die Menschen, für die Veränderung Verlust bedeutet, auch Neues gewinnen können.“
Seiner Vorgängerin Angela Merkel (CDU) dankte der bisherige Vizekanzler Scholz. In ihrer Amtszeit habe sie „Großartiges“geleistet, sagte er bei der Übergabe des Kanzleramtes. „Ich will gerne anknüpfen an die nordostdeutsche Mentalität, die da bisher geherrscht hat. So viel wird sich da nicht ändern“, sagte er schmunzelnd. Später fügte Scholz ernst hinzu, ein Regierungsübergang in einer großen Krise wie der Corona-Pandemie setze auch Kontinuität voraus. Merkel wünschte ihrem Nachfolger eine „glückliche Hand“bei der Führung des Landes. Kanzler von Deutschland zu sein sei „eine der schönsten Aufgaben, die es gibt“, sagte die 67-Jährige.