Lindauer Zeitung

Nach Mordplänen gegen Kretschmer ermittelt Polizei

Dresdner Chatgruppe fordert dazu auf, „zur Not mit Waffengewa­lt“gegen Corona-Maßnahmen vorzugehen

- Von Katharina Rögner

(epd) - Nach Bekanntwer­den von mutmaßlich­en Mordplänen gegen Sachsens Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer (CDU) haben Polizei und Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen Mitglieder einer Chatgruppe aufgenomme­n. Im Fokus stünden die Gruppierun­g „Dresden Offlinever­netzung“sowie einzelne Mitglieder, teilte das Landeskrim­inalamt am Mittwoch mit.

Das ZDF-Magazin „Frontal 21“hatte am Dienstagab­end über eine Chatgruppe berichtet, die im Messengerd­ienst Telegram Mordpläne gegen Kretschmer besprochen haben soll. Einige Teilnehmer der Gruppe sollen sich den Recherchen zufolge nicht nur im Chat austausche­n, sondern auch in Dresdner Parks treffen. Bei einem der Treffen soll es auch um Mordpläne gegen Kretschmer gegangen sein. Ein Gruppenmit­glied soll in einer Audionachr­icht behauptet haben, er habe sich bewaffnet und Munition parat.

Mögliche Tatvorwürf­e würden derzeit in Kooperatio­n mit der Zentralste­lle Extremismu­s Sachsen der Generalsta­atsanwalts­chaft Dresden geprüft, hieß es. In die Bewertung fließen laut Landeskrim­inalamt auch Äußerungen einzelner Mitglieder zum angebliche­n Besitz von scharfen Waffen und Armbrüsten ein. Die Ermittlung­en zum Sachverhal­t übernehme das Polizeilic­he Terrorismu­sund Extremismu­s-Abwehrzent­rum.

In dem ZDF-Beitrag werden Audionachr­ichten aus der Gruppe eingespiel­t, in denen dazu aufgeforde­rt wird, „zur Not mit Waffengewa­lt“gegen Corona-Maßnahmen vorzugehen, gegen entspreche­nde Entscheidu­ngsträger und insbesonde­re gegen den sächsische­n Ministerpr­äsidenten. „Wenn nicht nur Fantasien geäußert werden, sondern Menschen sich zu Anschlägen verabreden, dann übersteigt dies jegliche Grenzen“, sagte Sachsens Vizeminist­erpräsiden­t und Wirtschaft­sminister Martin Dulig (SPD) am Mittwoch. Aus verbalem Hass werde irgendwann einmal physische Gewalt.

Laut Recherchen von „MDR Aktuell“laufen derzeit sechs Verfahren wegen Drohungen gegen den Ministerpr­äsidenten und weitere Regierungs­mitglieder. In den vergangene­n zwei Monaten habe es fast 20 Delikte gegen Kretschmer gegeben.

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