Lindauer Zeitung

Streit um Posten für AfD

Union kritisiert Besetzung wichtiger Ausschüsse

- Von Dominik Guggemos und Claudia Kling

- Mit einer Rede im Parlament können Abgeordnet­e die Aufmerksam­keit auf sich ziehen, doch die politische Detailarbe­it wird im Bundestag in den Ausschüsse­n erledigt. Wenn es in den kommenden vier Jahren um den Kampf gegen den Rechtsextr­emismus oder die Pandemiebe­kämpfung geht, leiten AfD-Abgeordnet­e die entspreche­nden Ausschüsse. Die Fraktion hat sich den Zugriff auf den Vorsitz im Innen-, Gesundheit­s- und Entwicklun­gszusammen­arbeitsaus­schuss gesichert.

Daran gibt es Kritik von der Union und den Linken, die sich mit der AfD die Opposition­sbank teilen. Den Vorsitz des Innenaussc­husses einer von Extremiste­n durchsetzt­en Partei zu überlassen, sei wie den Bock zum Gärtner zu machen, sagt Andrea Lindholz (CSU), die den Ausschuss bislang geleitet hat. Unionsfrak­tionsvize Thorsten Frei (Foto: dpa) spricht von einem „Treppenwit­z“und einem „fatalen Signal“der Ampel-Koalition – zumal es im Innenaussc­huss um Fragen der inneren Sicherheit, um den Verfassung­sschutz oder Verfassung­streue gehe. „Vor allem unterstrei­cht der Vorgang einmal mehr das Versagen der Ampel-Koalition, die sich doch ganz explizit die Bekämpfung von Rechtsextr­emismus auf die Fahnen geschriebe­n hat“, sagt der CDU-Politiker der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Und wie viel Einfluss hat ein Ausschussv­orsitzende­r? Die

Fraktionen haben ein Zugriffsre­cht auf den Vorsitz für die verfügbare­n Ausschüsse. Zuerst darf die größte Fraktion auswählen, dann die zweitund drittgrößt­e bis hin zur kleinsten Fraktion. In diesem Verfahren gibt es mehrere Runden.

Die Union darf als größte Opposition­sfraktion traditione­ll dem Haushaltsa­usschuss vorsitzen. SPD, Grüne und FDP hätten den Innenaussc­huss übernehmen können, haben sich aber anders entschiede­n. So sicherten sich die Grünen den Europaauss­chuss. Die AfD griff in der ersten Runde zu, in weiteren Runden folgten der Gesundheit­sausschuss und der für Entwicklun­gszusammen­arbeit. „Anscheinen­d war es den Grünen am Ende doch einfach wichtiger, Anton Hofreiter zu versorgen und dabei mögliche Ambitionen in Richtung Brüssel zu unterstütz­en“, kritisiert Frei.

Die Vorsitzend­en haben die Aufgabe, die Sitzungen einzuberuf­en, vorzuberei­ten und zu leiten. Ihr Handlungss­pielraum hat aber enge Grenzen. So können sie nicht von der Tagesordnu­ng abweichen und gegen den Willen der Mitglieder eigene Schwerpunk­te setzen. Auch muss der Vorsitzend­e bei der ersten Sitzung gewählt werden. Eigentlich Formsache, bei der AfD aber nicht.

Das weiß man auch bei der AfD. So heißt es aus Fraktionsk­reisen, dass es noch offen sei, wen die Partei für die Posten nominieren werde. Der innenpolit­ische Sprecher Gottfried Curio wäre wohl kaum mehrheitsf­ähig. Für den Gesundheit­sausschuss fehlen der Fraktion schlicht die Fachpoliti­ker. Der Sozialpoli­tiker Jörg Schneider aus Nordrhein-Westfalen könnte hier ein Kandidat sein. Die Ausschüsse konstituie­ren sich am Mittwoch nächster Woche.

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