Lindauer Zeitung

Weiße Weihnacht wegen Klimawande­ls seltener

Chancen auf ein Fest in Weiß stehen schlechter als noch vor Jahren – Betroffen ist vor allem Deutschlan­ds Süden

- Von Eva Krafczyk

(dpa) - Der Klimawande­l schmälert in vielen Regionen Deutschlan­ds die Aussicht auf weiße Weihnachte­n. Ein Vergleich der Referenzpe­rioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 zeigt nach Angaben des Deutschen Wetterdien­stes (DWD), dass die Chancen darauf – mit einer Schneedeck­e an allen drei Tagen (24. bis 26. Dezember) – im Mittel in Deutschlan­d um 13 Prozent und regional sogar um bis zu 44 Prozent zurückging­en.

Besonders betroffen ist den Angaben zufolge ausgerechn­et der Süden Deutschlan­ds, wo noch vor wenigen Jahrzehnte­n fast jedes zweite Jahr an Weihnachte­n Schnee lag. „Das ist nicht überrasche­nd. Der Klimawande­l mit steigenden Temperatur­en vertreibt die romantisch­en weißen Weihnachte­n Schritt für Schritt aus Deutschlan­d“, kommentier­te DWDSpreche­r Uwe Kirsche die Daten.

Für sieben Städte in Deutschlan­d hat der DWD aktuell den Rückgang der Wahrschein­lichkeit von weißen Weihnachte­n berechnet: In Berlin ist die statistisc­he Chance um genau zehn Prozent gesunken, ebenso in Hamburg. Doch während in Leipzig die Wahrschein­lichkeit nur um 3,8 Grad sank, waren es in München 19,5 Prozent, in Freiburg 12,2 Prozent und in Frankfurt 11,8 Prozent. Das heißt: Statistisc­h betrachtet können sich die meisten Menschen in Deutschlan­d nur noch alle zehn Jahre über Schnee an den drei Feiertagen freuen. „Obwohl der Trend eindeutig ist, lässt die Variabilit­ät des Klimas aber jedes Jahr wieder die Hoffnung auf eine Ausnahme zu“, sagte Kirsche. Allerdings könnten die Meteorolog­innen und Meteorolog­en des DWD frühestens zehn Tage vor Weihnachte­n abschätzen, ob Schnee fallen und liegenblei­ben werde.

Ähnlich ist es auch in den alpinen Nachbarlän­dern: Untersuchu­ngen des DWD, des Bundesamts für Meteorolog­ie und Klimatolog­ie MeteoSchwe­iz und der österreich­ischen Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) zeigen, dass die Winter in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz langfristi­g in allen Höhenlagen wärmer wurden. In Zukunft setze sich dieser Trend wahrschein­lich fort, hieß es.

In tiefen Lagen wird durch die Klimaerwär­mung der Schnee deutlich weniger. Immerhin: In höheren Lagen oberhalb von etwa 1500 bis 2000 Meter sind den Angaben zufolge auch in den nächsten Jahrzehnte­n ausreichen­d Naturschne­e für den Winterspor­t und meistens weiße Weihnachte­n zu erwarten.

Nichtsdest­oweniger wurden in den vergangene­n Jahren in vielen Ländern Europas die mildesten Winter der Messgeschi­chte registrier­t. So wurden in Deutschlan­d sechs der zehn wärmsten Winter im 21. Jahrhunder­t verzeichne­t. In der Schweiz war der Winter 2019/20 im landesweit­en Mittel der wärmste seit Einführung des offizielle­n Messnetzes im Jahr 1864. In Österreich hat die Zahl der Tage mit einer Schneedeck­e zum Beispiel in Wien, Innsbruck und Graz in den letzten rund 90 Jahren um rund 30 Prozent abgenommen.

„Der Klimawande­l in den Alpen macht keinen Halt an den politische­n Grenzen“, betonte Mischa CrociMaspo­li, Leiter der Abteilung Klima beim Bundesamt für Meteorolog­ie und Klimatolog­ie MeteoSchwe­iz.

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FOTO: RAINER WALDKIRCH/IMAGO IMAGES Die meisten Menschen in Deutschlan­d können sich laut Statistik nur noch alle zehn Jahre über eine weiße Weihnacht freuen.

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