Lindauer Zeitung

Kanzlergat­tin im Nebenjob

Die SPD-Politikeri­n Britta Ernst, Frau von Olaf Scholz, ist in Brandenbur­g Kultusmini­sterin

- Von Klaus Peters und Caroline Bock

(dpa) - Als Kanzlergat­te von Angela Merkel hat sich Joachim Sauer 16 Jahre lang betont im Hintergrun­d gehalten und Britta Ernst will es als Ehefrau des neuen Bundeskanz­lers Olaf Scholz offensicht­lich genauso halten: Die Bildungsmi­nisterin von Brandenbur­g hat sich nie zu den Ambitionen ihres Mannes auf das Kanzleramt geäußert. Auch Fragen zu ihrem Privatlebe­n blockt sie stets höflich, aber bestimmt ab. Die 60-Jährige will so verhindern, dass ihre Tätigkeit als Landesmini­sterin in irgendeine Verbindung mit der politisch herausgeho­benen Stellung ihres Mannes gebracht wird.

Die gebürtige Hamburgeri­n kam 2017 überrasche­nd als Ministerin für Bildung, Jugend und Sport nach Brandenbur­g, nachdem sich ihr Vorgänger Günter Baaske aus privaten Gründen zurückgezo­gen hatte. Zuvor war sie von 2014 an Bildungsmi­nisterin in Schleswig-Holstein, bis sie nach der Landtagswa­hl 2017 aus dem Kabinett ausschied, weil ihr Ressort in der Regierung von Daniel Günther (CDU) an die Christdemo­kraten fiel.

Privat gab es für das kinderlose Ehepaar Ernst und Scholz dann ab dem Frühjahr 2018 in Potsdam eine neue Basis, als Scholz vom Amt als Erster Bürgermeis­ter in Hamburg als

Bundesfina­nzminister nach Berlin wechselte. Das Ehepaar zog in der brandenbur­gischen Landeshaup­tstadt zunächst in die gediegene Berliner Vorstadt und dann an den im Renaissanc­e-Stil wieder errichtete­n Alten Markt, in direkter Nachbarsch­aft

zum Museum Barberini und dem Landtagssc­hloss.

Scholz hatte in der Gesprächsr­eihe „Brigitte live“mal einen Einblick in sein Gefühlsleb­en gegeben: „Ich glaube, dass ich ein ganz anderer Mensch wäre, wenn ich nicht mit Britta Ernst verheirate­t wäre.“Seine Frau sei es auch gewesen, die ihn irgendwann sanft zum Abnehmen und damit zum Joggen gedrängt habe. Auf seiner Homepage schreibt er, seine Frau bedeute für ihn „alles“. Und im „Spiegel“sagte er: „Das Wichtigste im Leben ist die Liebe.“

Norddeutsc­h zurückhalt­end, pragmatisc­h und unaufgereg­t, so zeigt sich Ernst als Bildungsmi­nisterin von Brandenbur­g und aktuelle Präsidenti­n der Kultusmini­sterkonfer­enz. Dabei hat sie als Bildungsmi­nisterin in der Corona-Pandemie häufig einen schweren Stand bei der

Opposition im Landtag und den Verbänden, die ihr immer wieder Missmanage­ment bei den Maßnahmen im Kampf gegen das Infektions­geschehen an den Schulen vorwerfen. Ernst sagt nichts zu Rücktritts­forderunge­n wie zuletzt am Montag vom Landeselte­rnrat – sondern wiederholt nur unermüdlic­h die aktuell getroffene­n Maßnahmen an den Schulen wie Corona-Tests und Tragen von Masken.

Wenn sie auf die neue Rolle ihres Mannes angesproch­en wird, wird sie sehr schmallipp­ig. Denn als Ministerin will sie nicht mit ihrem Ehemann in Verbindung gebracht werden. Möglicherw­eise hängt dies damit zusammen, dass sie sich 2011 nach Amtsantrit­t ihres Mannes als Erster Bürgermeis­ter aus der Hamburger Bürgerscha­ft zurückzieh­en musste, der sie seit 1997 angehörte. „In keinem Bereich ist es richtig, dass Veränderun­gen bei einem Partner mit einem Verzicht des anderen begleitet werden“, schrieb sie damals. Und auch Scholz reagierte im Bundestags­wahlkampf empört, wenn er gefragt wurde, ob seine Frau im Falle seines Wahlsieges weiter arbeiten würde. Seine Frau sei eine großartige Politikeri­n, sagte er etwa in der Gesprächsr­eihe „Brigitte live“. Und bei anderer Gelegenhei­t nannte er die Frage, die aus seiner Sicht dem Mann einer Kanzlerin nicht gestellt werde, „völlig aus der Zeit gefallen“.

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FOTO: IMAGO IMAGES Ehefrau Britta Ernst und Olaf Scholz als Kanzlerkan­didat der SPD auf der Bühne in Berlin.

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