Ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen
Stadtrat stellt Weichen für weitere Planung und Kostenberechnung am Karl-Bever-Platz
- Der Stadtrat hat die Weichen für ein Parkhaus am Karl-Bever-Platz mit 500 Stellplätzen gestellt. Auch Kurzzeitbesucher sollen dort parken dürfen. Die Verwaltung wird die Planung und Kostenberechnung dazu vornehmen und eine Visualisierung beauftragen. Die Bunte Liste kündigt Widerstand an.
Dass die Meinungen bei diesem Streitthema auseinander gehen, ist kein Geheimnis. Doch die Gretchenfrage bei der Sitzung des Stadtrats am Dienstagabend war nicht, ob und wenn ja welches Gebäude am KarlBever-Parkplatz errichtet werden sollte, sondern wer dort künftig parken soll. Die Bunte Liste betonte zwar ihre prinzipielle Kompromissbereitschaft, lehnte aber eine Nutzung des Karl-Bever-Platzes durch Kurzzeitbesucher kategorisch ab. Ihrer Meinung nach sei dies nicht mit den Ergebnissen des Bürgerbeteiligungsprozesses vereinbar. Sie appellierte eindringlich an die Stadträtinnen und Stadträte, die Entscheidung zu vertagen, um in einem Workshop noch einmal über diesen strittigen Punkt zu verhandeln.
Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung werden im Stadtrat unterschiedlich interpretiert. Unstrittig ist – weil bei der Bürgerbeteiligung einstimmig beschlossen –, dass am Karl-Bever-Platz Anwohner, Beschäftigte und Übernachtungsgäste parken sollen. Außerdem soll der Platz begrünt werden und mit Cafés und Spielplatz Freizeitmöglichkeiten bieten. Was mit den Kurzzeitparkern passieren soll, darauf konnten sich die Bürger damals nicht einigen, es gab somit keinen Beschluss dazu. Für die Bunten bedeutet das den
Ausschluss für Kurzzeitparker auf dem Karl-Bever-Platz. Die Mehrheit der Stadträte sieht das anders. Für sie liegt die Entscheidung nun bei ihnen. Denn der Stadtrat hatte nach der Bürgerbeteiligung beschlossen, die Verwaltung zu beauftragen, „den Bedarf an Kurzzeitbesuchern im Rahmen eines ganzheitlichen Verkehrskonzeptes unter Berücksichtigung aller Verkehrsmittel zu prüfen“.
Doch die Ergebnisse des Verkehrsund Parkraumkonzeptes liegen entgegen der mehrfachen Ankündigung noch nicht vor. Auch die Auswertung der Kennzeichenerfassung wurde noch nicht öffentlich vorgestellt. Die Verwaltung leitete jedoch aus den vorhandenen Zahlen, unter anderem denen des Parkraumkonzeptes Insel von 2017, einige „Grundprämissen“ab.
Auch ohne eine konkrete Zahl an gewünschten Stellplätzen vorliegen zu haben, sei es möglich, Aussagen zur künftigen Nutzung und deren städtebauliche Verträglichkeit zu treffen, sagte Stadtbaumeister Kay Koschka. Er stellte mit Hilmar Ordelheide fünf Varianten für den Karl-Bever-Platz vor: vier Vorschläge für Parkhäuser mit 450 bis 590 Stellplätzen, ein Plan für ein Parkdeck mit 360 Parkplätzen. In der Sitzung gelte es „zu klären, ob und wenn ja in welcher Ausprägung sowas am Karl-BeverPlatz möglich wäre“, so Koschka. Wenn die Ergebnisse des Verkehrskonzeptes vorliegen, sollte der Vorentwurf weiter geplant und eventuell neu angepasst werden.
Das Parkhaus, das vom Hasenweidweg aus angefahren wird, soll im Westen entstehen. Die Zufahrt wird in die Nordseite des Gebäudes gelegt, die Abfahrt ist an dessen Ostseite vorgesehen. Der Hasenweidweg
wird vom Europaplatz auf der gesamten Länge verbreitert und mit einer Mittelspur ausgestattet, die durchgängig als Abbiegespur für das Parkhaus dient. So können die Anwohner, aber auch Rettungsdienste in Richtung Hasenweidweg, Aeschacher Ufer und Alpengarten über eine eigene Fahrspur in die Wohngebiete einfahren, ohne vom Abbiegeverkehr in das Parkhaus behindert zu werden. Die Fassaden des Parkhauses sollen begrünt werden.
Die vier Parkhaus-Varianten, allesamt in modularer Bauweise errichtet, unterscheiden sich lediglich in der Anzahl der Stellplätze und deren Höhe. Bei Variante eins sind dies etwa 450 Stellplätze bei einer maximalen Höhe von 10,77 Meter auf der Ostseite und 9,62 Meter auf der Westseite. Bei Variante zwei sind etwa 500 Stellplätze realisierbar, die maximale Höhe liegt im westlichen Gebäudebereich bei 12,15 Meter, auf der östlichen, der Inselstraße zugewandten Seite bei elf Meter. Dies entspricht in etwa der Höhe des Inselhallenparkhauses. Die Variante drei weist mit einer maximalen Höhe von 13,52 Meter auf der Ost- und 12,37 Meter auf der Westseite insgesamt etwa 550 Stellplätze auf. Variante vier mit etwa 590 Stellplätzen weist eine Maximalhöhe von 14,90 und 13,75 Meter auf der östlichen Seite auf.
Als weitere Alternative wurde auch ein Parkdeck vorgestellt, das mit einem Geschoss über den bestehenden Parkplatz errichtet wird. So würden zwei Parkebenen entstehen mit etwa 360 Stellplätzen. Die Höhe des Parkdecks liegt bei etwa vier Metern. Wegen des hohen Flächenbedarfs, der hohen Gründungskosten und der schwierigen Belüftung des unteren Geschosses riet die Verwaltung
ANZEIGE
aber von dem Parkdeck ab.
„Bevor nicht eine Entscheidung in der Frage der Kurzzeitparker fällt, sollte man nicht über eine bauliche Lösung reden“, sagte Daniel Obermayr, der ein Konzept zur Umsetzung einer autoarmen Insel und Verkehrswende vermisste. Mit der Bunte Liste werde es keine Kurzzeitparkplätze am Karl-Bever-Platz geben, stellte er klar. „Das werden wir mit Klauen und Zähnen verteidigen.“Auch Ulrike Lorenz-Mayer wollte sich nicht auf eine Variante festlegen, bevor die Ergebnisse der Verkehrszählung vorliegen.
Die Entscheidung zu vertagen, lehnten die Mehrheit der Stadträte ab. Es werde schon seit Jahren diskutiert. „Die Leute wollen Ergebnisse“, sagte Angelika Rundel (SPD). Mit 19:10 entschieden sich die Stadträte mit großer Mehrheit dafür, die Variante mit 500 Stellplätzen weiterzuverfolgen. Für sie soll es möglichst bald eine Visualisierung geben. Bis auf die Bunten stimmten alle dafür, die Stellplätze auch für Kurzzeitparker zu nutzen. Günther Brombeiß (FB): „Die Insel ist nicht nur für die Insulaner, sondern das Stadtzentrum für uns alle.“Thomas Hummler (CSU) wies darauf hin, dass das Parkhaus nur dann finanzierbar sei, wenn es auch für diese Nutzer offen sei. Nach erster Schätzung dürften sich die Kosten für ein Systemparkhaus mit rund 500 Stellplätzen und einer Fassadenbegrünung zwischen neun und elf Millionen Euro bewegen.
„Wir können ungefähr zwei Drittel der bisherigen Fläche neu gestalten“, sagt Koschka über den Karl-Bever-Platz. Wie der genau aussehen soll, das will er in einem Bürgerbeteiligungsprozess mit den Lindauerinnen und Lindauern erarbeiten.
Redaktion & Leserbriefe redaktion@lindauer-zeitung.de 08382/9374-14
Postanschrift Lindauer Zeitung, Inselgraben 2, 88131 Lindau