Ein Sieg wie ein Signal
Nach dem 3:2 in Frankfurt zählen die Ravensburg Towerstars zu den Titelfavoriten
- Mit dem 3:2-Sieg bei den aufstiegswilligen Löwen Frankfurt haben die Ravensburg Towerstars am Dienstagabend nicht nur den dritten Erfolg in fünf Tagen gefeiert. Nach dem ersten Erfolg in einem regulären Saisonspiel in Frankfurt nach mehr als drei Jahren hat die Mannschaft von Trainer Peter Russell vielmehr noch einmal dick unterstrichen, dass sie um den DEL2Titel mitspielen kann. Es war ein Sieg wie ein Signal, vor allem an die Konkurrenz.
Eine DEL2-Saison ist lang. 52 Spiele sind zu absolvieren, da gibt es immer Höhen und Tiefen, ganz glatt und sauber läuft so eine monatelange Spielzeit nie. An einem einzelnen Spiel allzu viel festzumachen, verbietet sich deshalb zwar. Aber ein Sieg der Towerstars bei den Löwen Frankfurt darf trotz aller Vorsicht auch mal ausgiebig gewürdigt werden. Denn so etwas hatte in der jüngsten Vergangenheit absoluten Seltenheitswert. Obwohl beide Clubs dauerhaft zu den besten in der Deutschen Eishockey-Liga 2 gehören, waren Auswärtsfahrten der Oberschwaben nach Hessen oft mit der Befürchtung verbunden, dass es eine Niederlage geben könnte, wenn nicht gar eine ordentliche Klatsche. Am 14. Februar 2021 etwa gab es ein 1:7 aus Sicht der Towerstars, das die Entlassung von Meistercoach Rich Chernomaz zur Folge hatte. Am 13. Januar 2019 hieß es gar 1:8, nur wenig später war Trainer Jiri Ehrenberger weg. Und auch sonst gab es nichts bis wenig zu holen. 2:5 am 20. November 2020, 1:3 am 31. Januar 2020, 3:4 nach Overtime am 15. November 2019; einen Ravensburger Sieg gab es zuletzt am 30. November 2018: 7:4 hieß es da für die Oberschwaben. Der Vollständigkeit halber muss angemerkt werden, dass danach noch zwei Erfolge außerhalb der regulären Saison gelangen, beide im mit dem Meistertitel gekrönten Play-off-Finale der Saison 2018/2019: 5:3 endete Spiel eins für die Ravensburg Towerstars, 6:5 endete Spiel drei – mit einem Sensationstor von Verteidiger Thomas Supis in der letzten Sekunde der regulären Spielzeit. Unvergessen.
Die Gegenwart sieht für die Towerstars derweil auch rosig aus. Drei Spiele haben sie jüngst gewonnen, gegen die drittplatzierten Dresdner Eislöwen (5:4 nach Verlängerung), gegen den zweitplatzierten EC Bad Nauheim (3:1) und nun gegen die erstplatzierten Löwen Frankfurt (3:2). Mit dieser kleinen, sehr beachtlichen Serie haben die Towerstars bewiesen, dass sie unter optimalen Bedingungen – Goalie Jonas Langmann ist in Topform, die Importspieler treffen regelmäßig, die Abwehr steht, die Hilfe aus Ingolstadt fruchtet – nur schwer zu schlagen sind.
Trainer Peter Russell wusste am Dienstagabend den Sieg in Frankfurt sehr gut einzuordnen. „Wir haben bewiesen, dass wir gegen ein Topteam bestehen können“, freute er sich. Aus seinen vergangenen beiden Jahren als Coach des EHC Freiburg habe er gewusst, wie stark Frankfurt im eigenen Stadion beginne. In der ersten Pause habe er mit seiner Mannschaft besprochen, den Druck – und somit quasi das Risiko – zu erhöhen und die Löwen mehr arbeiten zu lassen. Das ging zwar zunächst schief, weil Frankfurt zweimal kurz hintereinander mit abgefälschten Schüssen zuschlug und 2:0 führte. Doch nach dem schnellen Anschlusstreffer durch Sam Herr waren die Chancen vor dem letzten Drittel wieder da, etwas mitzunehmen.
Als letztlich entscheidend erwiesen sich die ersten Sekunden des dritten Abschnitts. In Unterzahl gelang Herr sein zweiter Treffer zum 2:2. Diesem seltenen Erfolgserlebnis schloss sich eine tadellose und konzentrierte Leistung aller Towerstars an, die sich durch den Ingolstädter Simon Gnyp den Siegtreffer erarbeiteten und ohne weiteren Gegentreffer blieben. Das war auch insofern bemerkenswert, als dass gerade das dritte Drittel bisher jenes war, indem die Towerstars in dieser Saison die meisten Tore kassierten. Auch deshalb taugt der Auswärtssieg in Frankfurt dazu, als ein besonderes Spiel in
Erinnerung zu bleiben, an eines, das ein Signal aussendet. Vor allem an die Konkurrenz. Mit diesen Towerstars ist bei der Frage um die DEL2Meisterschaft 2022 zu rechnen.