Fahrplanwechsel ändert so viel wie selten zuvor
Neue Fernverbindung, bessere Anschlüsse zwischen Bahn und Bus – Und doch ein paar Wermutstropfen
- Die einen freuen sich schon auf weniger Lärm und Ruß. Andere hoffen auf endlich bessere Verbindungen im öffentlichen Zugund Busverkehr: Selten ist ein Fahrplanwechsel mit so viel Spannung erwartet worden wie jetzt am 12. Dezember. Klar ist: Im Raum Lindau fahren nun deutlich mehr Züge unter Strom. Was sich für Lindauer ab Sonntag bei Bahn und Bussen ändert.
Mehr Züge fahren mit Strom
Menschen an der Bahnlinie zwischen Lindau und Nonnenhorn freuen sich, dass die Züge auf der elektrifizierten Strecke endlich unter Strom fahren. Das gilt auch für die regionale Bahnlinie von Reutin in Richtung Hergatz/Memmingen. Die alten Dieselloks und ratternden Triebwagen haben ausgedient. Das bedeutet weniger Krach und vor allem weniger Ruß auf Fenstern und Gartenmöbeln. Wirklich schneller werden zumindest die Züge auf der Seelinie hingegen vorerst nicht.
Neue Linien-Bezeichnungen
Am See fahren nun die RB 93 (Regionalbahn zwischen Lindau-Insel und Friedrichshafen) und als RE 5 die Doppelstockzüge aus und in Richtung Ulm/Stuttgart, wobei letztere ab Sonntag den Bahnhof Lindau-Reutin anfahren und nicht mehr auf die Insel. Ausnahmen gibt es bei jenen Verbindungen, die zwar als Regionalexpress in Ulm starten, ab Friedrichshafen jedoch als Regionalbahn mit Halt an jedem Bahnhof bis Lindau weiterfahren: Jene enden und starten dann statt in Reutin doch auf der Insel. Die neuen weiß-blauen elektrischen Triebwagen von Go-Ahead rollen als RE 96 im Zweistundentakt zwischen Reutin und der Insel weiter nach Memmingen und München.
Neue Taktzeiten bei der Bahn
Wer bisher öfter oder regelmäßig zwischen Seegemeinden und Lindau mit der Regionalbahn unterwegs gewesen ist, der muss sich an neue Taktzeiten gewöhnen. Denn bisher waren die Triebwagen nach der vollen Stunde zunächst Richtung Insel unterwegs und drehten dann im alten Hauptbahnhof Lindau um. Künftig verlassen sie die Insel zumeist zur Minute 20 und kommen zur Minute 40 dort an. Wichtig auch: Wer bisher nach einem abendlichen Bier oder Wein am Lindauer Hafen per Zug gen Wasserburg/Nonnenhorn gefahren ist, muss sich nun einen alternativen Heimweg per ÖPNV suchen – denn statt um 23:36 Uhr verlässt ab 12. Dezember die letzte RB 93 die Insel schon um 20:20 Uhr.
ÖBB verbindet Reutin und Insel
Verbessern wird sich nach Informationen des Landratsamts-Verkehrsexperten Eduard Stützle die Verbindung zwischen den Bahnhöfen Reutin und Insel: Die S-Bahnen der ÖBB fahren im Halb-StundenTakt,
sind in drei Minuten vom Festlandbahnhof auf der Insel. Es soll keine Züge mehr geben, die vom Vorarlberger Bahnhof Lochau aus ohne Halt in Reutin zur Insel durchfahren. Wichtig auch: Der Bodo-Tarif wird von der ÖBB auf diesem kurzen Streckenabschnitt anerkannt. Wer also etwa von einer Seegemeinde mit Umsteigen auf der Insel und in Reutin in Richtung Hergatz oder nach München will, kann sowohl mit einer normalen DB-Fahrkarte als auch mit der Bodo-eCard oder sogar dem Bayernticket fahren.
Der Intercity 118/119 Bodensee zwischen Innsbruck und Bochum fährt weiter zu den gewohnten Zeiten ab Lindau 12 Uhr gen Norden und in der Gegenrichtung um 15.56 Uhr weiter nach Vorarlberg – lässt allerdings die Urlaubsinsel Lindau „links liegen“, denn mit dem neuen Fahrplan hält dieses Zugpaar nur noch in Reutin. Dafür gibt es Verstärkung: Mit dem neuen Rail-Jet-Zug der ÖBB IC 890 können Bahnreisende um 17.31 Uhr von Reutin zum Frankfurter Hauptbahnhof fahren (Ankunft 21.52 Uhr). Der Gegenzug ist in der Früh unterwegs: Er startet um 5.54 Uhr in Frankfurt, hält in Lindau-Reutin um 10.28 Uhr und fährt weiter nach Wien, wo er gegen 17.30 Uhr am Hauptbahnhof und kurz vor 18 Uhr am Flughafen Wien ankommt. Mit den schnellen Eurocity-Express-Zügen aus Zürich geht es von Reutin aus zwischen 9.10 Uhr und 21.10 Uhr im exakten Zwei-Stunden-Takt nach München. Der erste ECE aus der bayerischen Landeshauptstadt kommt um 8.50 Uhr in Lindau an, um Richtung Schweiz weiterzufahren, der letzte am Tag verlässt Reutin um 20.50 Uhr mit Ziel Zürich.
„Neues Taktgefühl“im BodoFahrplan
Umgewöhnen müssen sich jene Menschen im Landkreis Lindau, die öfter mit den Regional-Buslinien 11 (Scheidegg-Lindenberg-Bahnhof Röthenbach), Linie 12 (Scheidegg-Weiler-Röthenbach) und Linie 13 (Lindenberg-Heimenkirch-Bahnhof Hergatz) unterwegs sind: Hier gelten ab 12. Dezember neue Fahrpläne mit einfachen Taktzeiten. Die sind nach Stützles Worten nun auf die Ankunftsund Abfahrtszeiten der Bahn abgestimmt, beispielsweise im Bahnhof Hergatz auf die Züge in und aus Richtung Wangen und Oberstaufen. „Damit wird das Umsteigen von einem Nahverkehrsmittel ins andere einfacher“, heißt es aus dem Landratsamt.
Umsteigen zwischen Bus und Bahn in Reutin
Wer mit Blick auf den Klimaschutz seine persönliche Mobilität ändern will, der kann auch am Lindauer Bahnhof Reutin öfter zwischen Bus und Bahn umsteigen. Wermutstropfen: Da gibt es an der Bregenzer Straße für Busreisende bisher nur ein Halteschild und eine Wartebank unter freiem Himmel. Dort kommt unter anderem die Leiblachlinie 17 aus Hergatz über Hergensweiler, Weißensberg und Schlachters nahezu stündlich zwischen der Minute 30 und 40 an, die Regionalbuslinie 18 aus Lindenberg alle zwei Stunden zur Minute 24 – ebenso wie die weitgehend
ANZEIGE stündlich verkehrende Seelinie 21, die allerdings auf der anderen Seite des Berliner Platzes am Lindaupark hält. Einen echten Umsteigeverkehr Bus-Bahn wird es in Reutin erst in zwei Jahren geben, wenn der neue Nahverkehrsplan des Landkreises Lindau auf der Basis des MetronKonzepts durchstartet.
Erster Vorgeschmack auf Bodensee-S-Bahn
Ohne Umsteigen in die nähere Ferne schweifen – das können Lindauer ab 12. Dezember auch mit der grenzüberschreitenden S-Bahn-Linie S 7 von ÖBB und Schweizer Thurbo. Die verbindet – zwar vorerst nur samstags und sonntags – den östlichen Bodensee von Romanshorn über Rorschach, St. Margrethen und Bregenz bis nach Lindau-Reutin. ÖPNV-Verantwortliche aus Bayern, Vorarlberg und der Schweiz feiern den Start dieser Linie, sehen sie als Vorgeschmack auf die seit über zehn Jahren diskutierte Bodensee-S-Bahn, die eines Tages den gesamten See umrunden soll. Die S 7 wird derzeit als Freizeitangebot verstanden, das an Wochenenden die Straßen am See entlasten soll. Für einen Tagesausflug empfehlen Vorarlberger Nahverkehrsexperten das internationale Bodensee-Ticket.
Bodo-Fahrkarten ab Januar etwas teurer
„Der größte Fahrplanwechsel seit Bestehen des Verkehrsverbunds“, so kommentiert Bodo-Geschäftsführer Jürgen Löffler die anstehenden Änderungen. Er freut sich über den Start der elektrifizierten Züge und das an vielen Orten den neuen Bahnzeiten angepasste Busangebot. Gut zwei Wochen nach dem Fahrplanwechsel vom 12. Dezember steht Nutzern des Verkehrsverbunds Bodo allerdings ein kleiner Wermutstropfen ins Haus: Die Bodo-Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr werden teurer. Durchschnittlich 2,8 Prozent sollen die Tickets ab 1. Januar mehr kosten. Nur der Einzelfahrschein für die Tarifzone 1 – wie er beispielsweise in den Lindauer Stadtbussen und auf der Bahnstrecke Lindau-Enzisweiler gilt – bleibt unverändert bei 2,40 Euro. Ansonsten steigen die Preise zwischen zehn und 25 Cent pro Einzelfahrkarte. Günstiger fährt, wer eine sogenannt eCard des Bodo im Portemonnaie hat: Die spart bei jeder Fahrt 20 Prozent.
Alle Verbindungen der Zugstrecken finden Bahnreisende unter www.bahn.de
Der Verkehrsverbund Bodo hat zudem zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember auf seiner Internetseite eine Sonderrubrik eingerichtet, die zu erreichen ist unter www.serviceportal.bodo.de
Alle Fahrpläne der Regionalbuslinien zwischen Wasserburg, Scheidegg und Maierhöfen sind auf der Internetseite des Landkreises Lindau hinterlegt unter www.landkreis-lindau.de/ Freizeit-Mobilität/