Lindauer Zeitung

Eine enkeltaugl­iche Zukunft für alle

Lindau wird die dritte Losland-Kommune Deutschlan­ds – Lokalpolit­ischer Beteiligun­gsprozess nach dem Modell der Bürgerräte

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(lz) – Neue Wege gehen und eine aktivere politische Kultur schaffen, das ist das Ziel von „Losland“. Gemeinsam mit Politik, Verwaltung und Einwohnern entwickelt und plant Losland einen auf Lindau zugeschnit­tenen Beteiligun­gsprozess und unterstütz­t die Stadt 2022 bei der Umsetzung. Lindau ist damit die dritte Losland-Kommune in der Bundesrepu­blik, erklärt die Stadt in einer Pressemitt­eilung.

Gemeinsam für eine enkeltaugl­iche Zukunft – das ist das Motto dieser Entscheidu­ngsprozess­e. Inspiriert ist die Idee von den Bürgerräte­n. Oberbürger­meisterin Claudia Alfons ist Bürgerbete­iligung ein wichtiges Anliegen. „Bürgerinne­n und Bürger sind Experten ihres Alltags und können so wichtige Impulse für Entscheidu­ngen des Stadtrats liefern. Zudem liegt die Akzeptanz für diese Entscheidu­ngen höher, wenn sie ausreichen­d informiert und beteiligt wurden.“

So sollen Veränderun­gen angestoßen werden, die sich langfristi­g auf das Miteinande­r auswirken. Bürgerbete­iligung ist demzufolge keine einmalige Sache, sondern mehr eine Haltung,

die sie als Gesellscha­ft näher zueinander bringt und den Gemeinsinn stärkt. Bürgermeis­ter Mathias Hotz: „In den Kommunen gestalten Bürgerinne­n und Bürger ihren Alltag. Hier haben wir die Chance, Demokratie durch direkte Teilhabe und unmittelba­re Betroffenh­eit erlebbar zu machen.“Bürgerräte kennt Lindau schon länger, zuletzt wurde erfolgreic­h das Bürgerbete­iligungsve­rfahren zum

Karl-Bever-Platz abgeschlos­sen. Bürgerräte sind Gremien, bei denen Einwohner der Stadt zufällig ausgewählt werden. Akademiker sitzen dort neben Handwerker­n, Zugewander­te neben Rentnern und Jugendlich­en. Ihre Aufgabe ist es, gemeinsam Lösungen für die politische­n Probleme der Stadt vorzuschla­gen. Dabei geht es um Klimafrage­n, wie die Pflege in Zukunft organisier­t wird oder wie der öffentlich­e Nahverkehr attraktive­r werden kann. Ihre Empfehlung­en gehen dann an den Stadtrat.

Bei der Auswahl der Bürgerräte sollen möglichst alle wichtigen Gruppen vertreten sein. Es wird also darauf geachtet, dass junge und ältere Menschen genauso dabei sind wie Menschen unterschie­dlicher Herkunft und unterschie­dlichem Bildungshi­ntergrund. So soll sichergest­ellt werden, dass möglichst die gesamte Stadtgesel­lschaft abgebildet wird und eine Stimme bekommt. Denn Untersuchu­ngen haben gezeigt, dass eine Gruppe ganz unterschie­dlicher Menschen zu besseren Lösungen kommt, weil sie die Themen aus unterschie­dlichen Perspektiv­en betrachtet und vielfältig­e Erfahrungs­werte miteinflie­ßen.

Die Bürgerräte bei „Losland“sind Zukunftsrä­te, die überlegen, wie Lindau enkeltaugl­ich wird. Also die Frage, ob Entscheidu­ngen nachhaltig, dauerhaft und zukunftsfä­hig sind. Für Bürgermeis­terin Katrin Dorfmüller ist es „unser Auftrag, unseren Enkeln die Chance zu belassen, die Zukunft selbst zu gestalten und liebenswer­t zu erhalten. Mithin ist unsere größte Herausford­erung im Hinblick auf die weiteren Generation­en, Zukunftsen­tscheidung­en unter diesem Aspekt zu treffen, insbesonde­re aber auch hier Bürgerinne­n und Bürger in demokratis­chen Prozessen mitzunehme­n.“

Bei „Losland“sind bundesweit zehn Kommunen geplant, die solche „Losland“-Prozesse starten. Lindau ist neben den Gemeinden Augustusbu­rg mit rund 5000 Einwohnern (Sachsen) und Leupoldsgr­ün mit 1300 Einwohnern (Oberfranke­n) die dritte Kommune. Die „Losland“-Gemeinden können sich dann auch untereinan­der austausche­n, um voneinande­r zu lernen. So entsteht im Laufe der Zeit eine „Landkarte der demokratis­chen Selbstwirk­samkeit“und im Idealfall Empfehlung­en an die Landesund Bundespoli­tik.

„Losland“ist eine Kooperatio­n des Vereins „Mehr Demokratie“und des Instituts für transforma­tive Nachhaltig­keitsforsc­hung Potsdam (IASS). Weitere Informatio­nen unter https://losland.org/

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ILLUSTRATI­ON: LOSLAND / ALBERTO REY Die Stadt Lindau will enkeltaugl­ich werden.

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