Mit „Hummeln im Bobbes“auf der Couch
Bayern-Trainer Nagelsmann erwartet keine Folgeschäden bei Kimmich und setzt gegen Mainz auf Tolisso
(dpa) - Der ComebackPlan für Joshua Kimmich steht, Sorgen hegt Julian Nagelsmann bei der angestrebten Rückkehr zu alter Stärke keineswegs. „Es ist nicht so dramatisch, dass man irgendwelche Folgeschäden erwarten kann“, sagte der Bayern-Trainer am Tag nach der aufschreckenden Nachricht, dass der Nationalspieler erst beim Start ins WM-Jahr wieder Vollgas geben kann. „Ich freue mich, wenn er wieder da ist und wieder eingreifen kann. Ich glaube, dass seine Motivationslage dann um ein Vielfaches erhöhter ist als ohnehin“, sagte Nagelsmann, der am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FSV Mainz 05 seinen 100. Bundesliga-Sieg feiern möchte. „Es ist eine schöne Zahl. Darf man da einen Schnaps trinken? Ne, bei 100 nicht, erst bei 111. Vielleicht aber einen Glühwein“, scherzte der 34-Jährige.
Dabei waren die vergangenen Wochen alles andere als lustig. Der im Zentrum vieler Debatten stehende Kimmich muss sich schon mehr als fünf Wochen, eine für Nagelsmann „ewig lange Zeit“, gedulden. „Grundsätzlich
ist er psychisch stabil, ihn ärgert es natürlich“, sagte Nagelsmann. Kimmich sei „einer der Ehrgeizigsten“und „einer, der Hummeln im Bobbes hat“. Umso schwerer ist es ausgerechnet für den Mittelfeldspieler, der sich ungeimpft mit Corona infiziert hatte, zum Warten verdammt zu sein. „Die restlichen drei Spiele in diesem Jahr schaue ich mir noch von der Couch aus an und ab Januar attackieren wir dann wieder zusammen“, versicherte Kimmich via Instagram.
Ersetzt wird er gegen Mainz einmal mehr durch den fast schon aufs Abstellgleis geratenen Franzosen Corentin Tolisso. „Er hat herausragende Qualitäten“, sagte Nagelsmann lobend zu Ballsicherheit, Mut und Präsenz des 27-Jährigen. Der immer wieder von Verletzungen gestoppte Tolisso brauche das Bewusstsein, dass er „großen Einfluss haben kann“, sagte Nagelsmann. „Ich hatte das Gefühl, dass er so ein bisschen dachte, er läuft unter dem Radar und hat sich nicht so wichtig gefühlt, wie er es in meinem Kopf ist.“
Dennoch wird sich der Trainer freuen, wenn er im neuen Jahr wieder auf seinen Mittelfeldorganisator Kimmich setzen kann. Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit seines Leaders, befürchtet er nicht: „Ich mache mir gar keine Sorgen, weil die Infiltration nicht so dramatisch ist“, sagte Nagelsmann über Kimmich. Wegen leichter Wassereinlagerungen in der Lunge kann dieser noch nicht voll trainieren – und auch der Kopf hatte zuletzt einiges zu verarbeiten. „Es geht nicht ganz spurlos an einem Menschen vorbei, wenn er durchs Dorf getrieben und verantwortlich gemacht wird für sehr viele Dinge, die im Land passieren und die garantiert nicht alle Josh Kimmich verbockt hat“, sagte Nagelsmann, der den Fokus nun wieder aufs Sportliche richten möchte.