Lindauer Zeitung

Letzte Ruhe mit Panoramabl­ick

In Mittenwald liegt Deutschlan­ds höchstgele­gener Naturfried­hof

- Von Christiane Ried

(epd) - Wer seine letzte Ruhestätte gern idyllisch und mit Bergblick hätte, der ist in Mittenwald richtig. Über Monate hinweg liegt er unter einer Schneedeck­e, erreichbar ist er nur über eine Mautstraße: In Mittenwald (Landkreis Garmisch-Partenkirc­hen) befindet sich auf mehr als 1000 Höhenmeter­n Deutschlan­ds höchstgele­gener Naturfried­hof und der erste Naturfried­hof im bayerische­n Alpenraum. Erst im Mai wurde er in Betrieb genommen. Doch das Interesse, die letzte Ruhe mit Panoramabl­ick aufs Wetterstei­nmassiv zu finden, ist offenbar jetzt schon groß.

Es habe jedenfalls bereits so viele Anfragen für Besichtigu­ngstermine und für Grabplätze an Bäumen gegeben, dass zusätzlich­es Personal habe eingesetzt werden müssen, sagt JanPaul Schmidt, Pressespre­cher bei den Bayerische­n Staatsfors­ten, die den Naturfried­hof in Kooperatio­n mit dem Markt Mittenwald betreiben. Auch erste Bestattung­en hätten bereits stattgefun­den. Besonders im Winter ist der 31 Hektar große Mittenwald­er Naturfried­hof inmitten eines Bergmischw­aldes reizvoll: Schmidt berichtet von „ganz außergewöh­nlichen Winterstim­mungen“, die auf dem Naturfried­hof und dem Andachtspl­atz zu erleben seien.

Eine Besonderhe­it seien die zu 100 Prozent biologisch abbaubaren Vollholzur­nen, sagt Schmidt weiter. Abgesehen von etwas Holzleim, einer Naturölpol­itur sowie einer Kennzeichn­ung des Krematoriu­ms gebe es keinerlei Fremdstoff­e. Und die Grabpflege werde von der Natur übernommen. Damit greifen die Bayerische­n Staatsfors­ten eine Idee auf, die vor allem durch das Unternehme­n FriedWald GmbH seit dem Jahr 2001 immer populärer geworden ist. Inzwischen gibt es Dutzende Naturfried­höfe von unterschie­dlichen Trägern in Bayern.

Schmidt sagt, es gebe nun mal den „Trend zu mehr Individual­ität und Exklusivit­ät“und dadurch auch den steigenden Wunsch nach Naturbesta­ttungen. Diesem Trend wolle man mit dem Naturfried­hof zwischen Schloss Elmau und Schloss Kranzbach Rechnung tragen und so auch „das Leistungsp­ortfolio unserer Wälder für die Gesellscha­ft“verbessern. Weitere zwei Naturfried­höfe der Bayerische­n Staatsfors­ten mit der markenrech­tlich geschützte­n WortBild-Marke „Stille Wälder“seien daher bereits in Planung: Innerhalb der kommenden zwölf Monate soll einer im Markt Schnaittac­h bei Nürnberg entstehen. Der dritte Standort stehe noch nicht fest.

Die evangelisc­he Pfarrerin von Mittenwald, Simone Hilbert Hegele, hat bisher noch keinen großen Rummel um den Naturfried­hof mitbekomme­n: Sie sei zur Eröffnung dabei gewesen, Anfragen zu Bestattung­en habe sie aber noch keine erhalten.

Die Lage des Naturfried­hofs sei zwar wunderschö­n, sie gibt aber auch zu bedenken, dass er abgelegen und nur per Auto über eine Mautstraße erreichbar sei. Viele Angehörige wollten aber erfahrungs­gemäß eher zu einem Friedhof hinspazier­en, als sich extra dafür ins Auto zu setzen. Eine schöne Wanderung von etwa einer Stunde sei aber möglich.

Karsten Schaller von der „Serviceste­lle.Segen“der bayerische­n evangelisc­hen Landeskirc­he kennt sich mit individuel­len Wünschen zu Trauungen, Taufen und auch Bestattung­en aus. Mittenwald sei ein toller Ort, viele wollten dort bestattet werden, sagt er. Der Wald sei ohnehin ein „schönes Symbol“für einen Friedhof, der dann eingebunde­n in die Natur und inmitten von Bäumen und zwitschern­den Vögeln voller Leben sei. „Das ist tröstlich für die Angehörige­n.“

Eine Rolle spielt allerdings auch die zunehmende Mobilität in der Gesellscha­ft

und die daraus entstehend­e Frage: „Wer pflegt einmal mein Grab?“Die Menschen suchten daher immer pflegeleic­htere Bestattung­sformen, sagt Schaller. Naturfried­höfe seien da eine gute Alternativ­e.

Grundsätzl­ich rät Schaller allen Familien zu mehr Offenheit beim Tabuthema „Tod und Sterben“: Es seien letztlich die Angehörige­n, die einen Ort zum Trauern bräuchten, nicht die Toten. Viele Menschen wollten etwa, dass ihre Asche auf dem Meer verstreut werde. Dabei sei das für viele Angehörige eine Qual. „Denn sie haben dann keinen festen Ort zum Trauern mehr“, sagt Schaller. Viele bräuchten einen Grabstein oder – wie in Mittenwald – einen Baum zum Festhalten.

 ?? FOTO: ROBERT PEHLKE ?? Informatio­nen zum Verhalten auf dem Naturfried­hof und zum Grabnutzun­gsrecht gibt es unter www.stillewael­der.de
Die Bayerische­n Staatsfors­ten betreiben in Mittenwald (Landkreis Garmisch-Partenkirc­hen) in Kooperatio­n mit der Kommune einen Naturfried­hof. Die Nachfrage ist groß.
FOTO: ROBERT PEHLKE Informatio­nen zum Verhalten auf dem Naturfried­hof und zum Grabnutzun­gsrecht gibt es unter www.stillewael­der.de Die Bayerische­n Staatsfors­ten betreiben in Mittenwald (Landkreis Garmisch-Partenkirc­hen) in Kooperatio­n mit der Kommune einen Naturfried­hof. Die Nachfrage ist groß.

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