Lindauer Zeitung

Kein Trost für die Sparer

- Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Der Druck auf die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) wird wachsen. Während die Notenbank Fed in den USA schon Zinserhöhu­ngen anpeilt, gab die Europäisch­e Zentralban­k am Donnerstag bekannt, den zentralen Leitzins vorläufig bei null Prozent zu lassen. Anderersei­ts steigen die Lebenshalt­ungskosten der Privathaus­halte deutlich an. Viele Bürgerinne­n und Bürger verstehen diesen Widerspruc­h nicht. Die EZB steckt in einem unbequemen Spannungsf­eld, ihre Politik dürfte sie Sympathien kosten.

Dennoch ist die Position der Zentralban­k plausibel. So begründet Isabel Schnabel, deutsches Mitglied im EZB-Direktoriu­m, die Inflation werde 2022 vermutlich wieder zurückgehe­n. Dafür spricht unter anderem, dass die Corona-Probleme im internatio­nalen Handel allmählich abklingen. Auch muss die Notenbank die Situation in den 19 Staaten des Euroraums im Blick haben und kann sich nicht nur an den Interessen eines Landes orientiere­n. Wahr bleibt: Deutschlan­d profitiert vom Euro und der Existenz der EZB – Inflation und Nullzinsen hin oder her.

Trotzdem klingen solche Argumente abstrakt für diejenigen Privathaus­halte, die auf Sparkonten Geld zurücklege­n oder ihre Mittel etwa in Lebensvers­icherungen investiere­n. Ihre Rücklagen verlieren an Wert – mit dem Ergebnis, dass diese Bürgerinne­n und Bürger später, wenn sie nicht mehr arbeiten können, weniger zur Verfügung haben als erhofft.

Einen konkreten Trost gibt es angesichts dieser individuel­l bitteren Erkenntnis nicht. Politische Abhilfe ist ebenfalls nicht in Sicht. Außer vielleicht diese: Die Umlage für Ökostrom in den Strompreis­rechnungen wird bald abgeschaff­t. Dieser Beschluss der neuen Koalition wird Privathaus­halte um teils einige Hundert Euro jährlich entlasten – ein Gegenmitte­l gegen den allgemeine­n Preisansti­eg. Auf dieser Strecke könnte die Bundesregi­erung auch noch mehr tun. Haushalten mit niedrigen Einkommen, die die Inflation besonders trifft, würden deutlich höhere HartzIV-Sätze helfen. Oder ein Zuschuss des Staates zum Einkommen wie in Frankreich.

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